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Hindernis Denkmalschutz

geschrieben von: Redaktion am 20.04.2014, 13:34 Uhr
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Am Ostersamstag erschien ein Beitrag im TAGESSPIEGEL, der mir aus dem Herzen sprach. Unumwunden fordert der Autor Stephan Wiehler: „Reißt die Hütte ab!“ Damit meint er das alte Flughafengebäude in Tempelhof. Natürlich ist das nur ein frommer Wunsch, denn es steht unter Denkmalschutz, und dieser ist heilig hierzulande. „Denkmalschutz und die irrationale Ehrfurcht vor dem Alter verhindern, dass Berlin baulich weiterkommt“, heißt es in dem Artikel. Stephan Wiehler findet es lächerlich, „dass um jeden Mauerrest gekämpft wird, als sei es ein Stück Troja.“

Der Denkmalschutz treibt Blüten, die man nicht nachvollziehen kann. Da müssen Fenster aus der Gründerzeit eines Gebäudes wieder eingebaut werden, die den heutigen Ansprüchen völlig entgegenstehen. Da kümmert es auch nicht, wenn die Wärme aus dem Raum durch die neuen alten Fenster den Gehweg vor dem Gebäude erhitzt, anstatt drinnen zu bleiben. In einer Jugendfreizeiteinrichtung mussten die Räume in der ursprünglichen Farbe eines über 100 Jahre alten Gebäudes wieder hergerichtet werden, dunkelblau und kackbraun. Wer noch keine Depressionen hat, bekommt sie schon nach kurzem Aufenthalt in so einem Zimmer.

Der Betreiber eines Freizeitzentrums durfte im Tempelhofer Hafen kein beleuchtetes Firmenlogo an seine Fassade anbringen, weil sich dies störend auf den alten Hafenspeicher auswirken würde. Interessant, dass genau neben diesem Speicher eine überdimensionale Leuchtreklame eines Elektromarktes vor sich hin strahlt. Dienststellen, die dafür zuständig sind, heißen Unterste Denkmalschutzbehörde. Richtig wäre, sie unterirdisch zu nennen.

„Diese Stadt soll schließlich kein Freiluftmuseum werden, sie muss lebendig bleiben, atmen können, sich entwickeln. Dafür muss auch mal was weg. Nicht, weil in Berlin sonst kein Platz für Neues wäre, nein. Es gibt ja noch reichlich Freiflächen.“, schreibt Stephan Wiehler. Der Denkmalschutz verhindere „zukunftsweisende Visionen, weil er das Flughafengebäude quasi zum unantastbaren Heiligtum macht. Ein Drittel des gigantischen Betonriegels … steht seit 75 Jahren im Rohbau. Der Zweite Weltkrieg kam der Vollendung zuvor. Die Nazis waren die Letzten, die hier ehrgeizige Pläne hatten.“

Wiehler ist sicher, dass, wer das Tempelhofer Feld entwickeln will, um das Flughafengebäude nicht herum kommt. Auf eine halbe Milliarde Euro werden die Instandsetzungskosten geschätzt. Die neue Landesbibliothek, unweit des Flughafendenkmals, soll 350 Millionen Euro kosten. „Was ließe sich für dieses Geld mit dem Flughafengebäude anstellen?“, fragt sich Wiehler. „Man könn-te das Raumwunder für Architektenträume öffnen, eine Welt zum Abheben könnte hier entste-hen, eine Wissenslandschaft mit lichtdurchfluteten Dächern und Fassaden, für Show, Sport, Erholung und Kultur wäre Platz – wenn Denkmalschützer und verzagte Politik die Fantasiefreiheit nicht hemmen würden.“

Einer zumindest scheint den Überlegungen von Stephan Wiehler folgen zu wollen, wobei er sich nicht der Maximalforderung nach Abriss anschließt. Auch CDU-Fraktionschef Florian Graf wäre lieber als ein Bibliotheksneubau, „das Geld in das Gebäude als Standort für Kreative und Events zu stecken. Außerdem hätten Gelände und Gebäude mehr Potenzial für Großveranstaltungen.“, sagte Graf dem RBB.

Mit 15 Millionen Euro möchte Graf das Flughafengebäude auf dem Tempelhofer Feld modernisieren, wird Graf in der Abendschau zitiert. „Spannender als den Streit um einen Neubau für die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) finde ich bei der Diskussion über die Zukunft des Tempelhofer Feldes, das Flughafengebäude einzubeziehen", sagte Graf der Nachrichtenagentur dpa.

„Bisher habe Wowereit als amtierender Kultursenator nicht den Nachweis erbracht, dass ein Neubau günstiger sei als die Sanierung der beiden Standorte“, sagt Graf. „Wenn dieser im Koalitionsvertrag verabredete Nachweis nicht erbracht wird, macht ein Neubau keinen Sinn.“ Wowereit hält dagegen am Standort Tempelhof fest. „Alternativen wären nicht preiswerter", sagte er jüngst der dpa.

„Der für Sommer 2017 vom Bund geplante Umzug des Alliiertenmuseums von Dahlem aufs Tempelhofer Feld in einen der Hangars eröffnet noch ganz andere Möglichkeiten", sagt Graf. „So könnte eine Art Geschichtsmeile vom Checkpoint Charlie über das Luftbrückendenkmal bis zum Alliiertenmuseum die bewegte Geschichte Berlins immer entlang der U-Bahnlinie 6 erlebbar ma-chen.“ Was für eine tolle Idee. „Berlin bildet sich auf seine Geschichte mehr ein, als es davon hat.“, sagt Stephan Wiehler. Das könnte man in Tempelhof ändern.

Billiges „Kopistenwerk aus dem 19. Jahrhundert“ nennt Wiehler „das Wenige, was nach dem Krieg und dem Umbau zur autogerechten Stadt übrig geblieben ist. … im kaiserlichen Gründerfieber eilig aus dem Stilbaukasten zusammengemörtelt. Dazu ein bisschen Jugendstil, ein bisschen Bauhaus und viel Diktatur. … Stattdessen werden DDR-Schrottimmobilien am Alexanderplatz unter Denkmalschutz gestellt, statt ihrer drohenden Würdigung als Weltkulturerbe vorzubeugen und das Quartier zum Abriss freizugeben.“ „Schafft Platz für die Zukunft. Schwingt die Abrissbirne. Das befreit – auch die Köpfe.“, sagt Wiehler.

Es wäre schön, wenn sich diese Gedankengänge verbreiten würden. Vielleicht initiiert mal wieder jemand ein Volksbegehren…

Ed Koch

  
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