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Mariendorfer Jugendliche zurück aus Ravensbrück

geschrieben von: Redaktion am 23.04.2015, 07:49 Uhr
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Drei Tage nahmen neun Jugendliche und drei Pädagogen der kommunalen Jugendeinrichtungen Bungalow und KiJuM aus Mariendorf an den Feierlichkeiten zur Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück vor 70 Jahren teil. Hier der Bericht der Gruppe: „Wir waren von der Lagergemeinschaft Ravensbrück eingeladen worden, den Weg von Fürstenberg nach Ravensbrück zu markieren und die Namen der 84 russischen Soldaten am Denkmal zu verlesen, die rund um Fürstenberg am Ende des Krieges ihr Leben lassen mussten.

Die Gruppe wollte nach der Ankunft am 17. April keine Pause machen, sondern fing gleich am Freitagmittag mit der Markierung an. Sie hatten sich in eine Jungen- und eine Mädchengruppe aufgeteilt. Die Mädchen markierten den Gehweg von Ravensbrück aus zur B96 und die Jungen die Straße vom Bahnhof Fürstenberg zur B96. Am Bahnhof wartete schon die Polizei, die den Jungen durchgehend Geleitschutz für ihre Tätigkeit gab. Wir hatten errechnet, dass wir vorhatten auf 2,8 km 900 Zeichen zu malen. Zunächst ein querstehendes weißes Quadrat und anschließend abwechselnd Stacheldrahtzaun und Querstreifen, die an die Lagerkleidung erinnern sollten. Sehr erstaunt waren wir alle, wie gut und schnell die Teams vorankamen. Als alle weißen Quadrate fertig waren, entschieden wir uns auch den zweiten Arbeitsschritt zu tun. Wir sparten für den Folgetag nur 14 Quadrate für die Zeitzeugen aus, die dann mit uns symbolisch den Weg markieren wollten.

Am Abend waren wir eingeladen in Templin Django Reinhard zu hören und auch schon Zeitzeugen zu begegnen. Wir trafen dort auch Ilse Heinrich und Charlotte Kroll, die uns vor zwei Jahren über ihre Erlebnisse in Ravensbrück berichtet haben und dann auch an unserer Ausstellungseröffnung teilgenommen hatten. Besonders beeindruckt waren wir davon, Stella zu begegnen, die als Kind in Ravensbrück versteckt wurde und über die wir letztes Jahr forschten. Gerade die individuellen Schicksale machen das tyrannische System, aber auch die Solidarität untereinander noch transparenter als es die ungeheuren Zahlen der Vernichtung immer auszu-drücken vermögen.

Am Folgetag trafen wir auf die Zeitzeuginnen, die es sich nicht nehmen ließen, selbst zum Pinsel zu greifen. Man sah ihnen die Ergriffenheit an, dass Jugendliche sich mit dem Thema auseinandersetzen. Sowohl der Bürgermeister Philip von Fürstenberg als auch Jeanine Bochat von der Lagergemeinschaft dankten uns für unseren tatkräftigen Einsatz.

Am Sonntagmorgen um 9 Uhr war wieder ein besonderer Einsatz. Wir hatten im Vorfeld die kyrillischen Namen für uns lesbar gemacht und sechs Jugendliche lasen vor dem Denkmal der 84 sowjetischen Soldaten, die um Fürstenberg 1945 bei der Befreiung um Leben kamen, vor. Sie waren sehr aufgeregt, völlig unbekannte, teils schwierige Namen vor so vielen unbekannten Menschen zu verlesen, aber sie bewältigten es wirklich mit Bravur.

Anschließend ging es zur großen Veranstaltung, die dann auch in RBB live übertragen wurde, mit hochrangigen Festrednern. 130 Überlebende waren dort vor Ort. Sicher werden es jährlich weniger, die uns über ihre Erlebnisse berichten können. Wir sind sehr dankbar, dass wir diese Gelegenheit hatten. Für alle Beteiligten war diese Fahrt wieder sehr berührend.



Besonders dankbar sind wir dem Jugendamt Tempelhof-Schöneberg, das uns diese Reise ermöglichte. Bedanken wollen wir uns darüber hinaus bei der Lagergemeinschaft Ravensbrück, die uns dazu eingeladen hat. Wir danken in diesem Rahmen auch Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler für die Finanzierung der Farbe und der Bundestagsabgeordneten Mechthild Rawert und Pfarrer Hans-Martin Brehm, die uns außerdem bei diesem Vorhaben unterstützten.“

Es war nicht die erste Fahrt nach Ravensbrück. Bereits viermal waren Jugendliche aus Mariendorf dort, haben darüber Projekte, Ausstellungen und einen Film gemacht. Die Projektarbeit der zum Jugendamt Tempelhof-Schöneberg gehörenden Jugendfreizeiteinrichtungen Bungalow und KiJuM zur Aufarbeitung der deutschen Geschichte zwischen 1933 und 1945 haben eine lange Tradition. Bereits 1979 führten die beiden Einrichtungen Gedenkstättenfahrten nach Dachau bei München und Sachsen-hausen bei Oranienburg durch. Mit den Fahrten nach Ravensbrück wurden bis heute 70 Gedenkstättenfahrten u.a. nach Auschwitz, Birkenau, Lidice, Theresienstadt, Buchenwald, Majdanek, Stutthof und Mauthausen angeboten. 1980 wurde gemein-sam mit Zeitzeugen die Antifaschistische Stadtrundfahrt durch Tempelhof entwickelt, von der bis heute 64 stattfanden. Dem Motto der Gedenkstätte Ravensbrück „Wir wollen nicht nur gedenken, sondern auch mahnen“, fühlen sich die kommunalen Mariendorfer Jugendfreizeiteinrichtungen weiterhin verpflichtet.

Weitere Informationen:
KiJuM - Kinder- und Jugendhaus Mariendorf
Kurfürstenstr. 42 - 12105 Berlin
Tel.: 90277 7421 / 2959 - Fax: 90277 2958
E-Mail: kijum@gmx.de - Web: www.kijum.de

Zur Geschichte des Konzentrationslagers Ravensbrück

Das Konzentrationslager Ravensbrück (kurz KZ Ravensbrück) war das größte Konzentrationslager für Frauen im deutschen Altreich zur Zeit des Nationalsozialismus. Es wurde 1938/39 durch die Schutz-staffel (SS) in der Gemeinde Ravensbrück (heute Stadt Fürstenberg/Havel) im Norden der Provinz Brandenburg errichtet.

Dem KZ Ravensbrück waren als Stammlager weite-re Außenlager unterstellt, unter anderem das KZ Uckermark für junge Frauen und Mädchen. Die Auf-lösung sowie die Befreiung der verbliebenen Häftlinge durch die Rote Armee erfolgten im April 1945. Insgesamt waren etwa 132.000 Frauen und Kinder, 20.000 Männer und 1.000 weibliche Jugendliche aus 40 Nationen und Volksgruppen im KZ Ravensbrück und im KZ Uckermark interniert. Man geht davon aus, dass 28.000 Häftlinge in Ravensbrück ums Leben gekommen sind. Seit 1959 befindet sich auf dem Gelände die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Vorläufer des KZ Ravensbrück waren Frauenlager im KZ Moringen und im KZ Lichtenburg. Auf Anord-nung des Reichsführers-SS Heinrich Himmler wurde das KZ Ravensbrück von Dezember 1938 bis April 1939 am Schwedtsee in der Gemeinde Ravensbrück von Häftlingen des KZ Sachsenhausen als zunächst reines Frauenlager errichtet. Die Entfernung zum Zentrum Berlins betrug über die Reichsstraße 96 etwa 86 km. Auch weibliche Häftlinge mussten ab dem 11. November 1938, nach der ersten Zugangsliste, das KZ aufbauen. Im April 1941 kam ein kleines Männerlager für zunächst 350 Häftlinge hinzu. Im Juni 1942 wurde in unmittelbarer Nähe das Jugendkonzentrationslager Uckermark für zunächst 400 Mädchen und junge Frauen fertiggestellt. Das KZ Ravensbrück umfasste 1945 eine Fläche von etwa 170 ha.

Während des Zweiten Weltkrieges entstanden über das Deutsche Reich verteilt 45 Außenlager, davon mindestens 31 für weibliche und neun für männliche Häftlinge. Dort mussten Häftlinge Zwangsarbeit ins-besondere für die Kriegsproduktion leisten. Unter anderem gab es die Außenlager Barth, Bad Belzig, Eberswalde, Grüneberg, Neustadt-Glewe, Uckermark und Velten.

Die letzten Monate 1945

Mitte Januar waren im KZ mit seinen Außenlagern fast 46.100 weibliche und über 7.800 männliche Häftlinge registriert. Es kann von einer Belegungs-stärke mit 25.000 Frauen im Januar ausgegangen werden, auf einem Raum von insgesamt kaum ei-nem halben Quadratkilometer, dessen Durchmesser also in fünf Minuten zurückzulegen war. Anfang Februar erhöhte sich die Zahl um 11.000 Häftlinge aus anderen, geräumten KZs und Außenlagern. Der letzte Transport aus Auschwitz bestand aus über 2.000 Frauen, die Ende Januar dort evakuiert wur-den. Der Transport ging von Auschwitz nach Groß-Rosen, von wo er wegen Überfüllung nach Ravensbrück und dann nach Sachsenhausen ging. Dort wurde der Transport nicht aufgenommen und so ging es bis 27. Januar zurück zur Aufnahme nach Ravensbrück. Die Frauen und Kinder mussten zu Fuß, bei strengstem Frost, innerhalb von zwei Wochen, die Strecke von etwa 300 km bewältigen. In den letzten Monaten vor Kriegsende expandierte die Häftlingsstärke derart, dass in einem Bett bis zu sechs Frauen Schlaf finden mussten. Das Jugend-konzentrationslager Uckermark, in unmittelbarer Nähe zu Ravensbrück und von Januar 1945 an als Sterbe- und Selektionslager für Frauen des KZ Ravensbrück genutzt, wurde ebenfalls geräumt. Schutzhaftlagerführer Johann Schwarzhuber gab später zu Protokoll, dass er zusammen mit Dr. Trommer Ende Februar 1945 zum Lagerkommandanten Suhren gerufen worden sei. „Suhren teilte uns mit dass er vom Reichsführer Himmler einen Befehl bekommen habe, dass alle Frauen, die krank oder marschunfähig seien, umgebracht werden soll-ten...“ Im Februar 1945 wurden in Ravensbrück ein Richtplatz sowie eine provisorische Gaskammer errichtet, in der bis Ende März 2300 bis 2400 Häftlinge getötet wurden.

In der Zeit vom 5. April bis 26. April 1945 gelang es dem Schwedischen Roten Kreuz unter Folke Bernadotte im Zusammenhang mit der Rettungsaktion der Weißen Busse, 7500 Frauen aus Ravensbrück in die Schweiz und nach Schweden zu evakuieren. Ab dem 27. April wurde, da sich die Front immer mehr näherte, das Konzentrationslager von der SS geräumt und die Insassen auf einen Todesmarsch getrieben. Zurück blieben schwerkranke Häftlinge: 2000 Frauen und 300 Männer sowie Häftlingspflegepersonal, insgesamt rund 3000 Personen. Am 30. April erreichten sowjetische Truppen Fürstenberg und befreiten die verbliebenen Insassen des KZs. Dabei kam es laut der Studien der britischen Journalistin und Schriftstellerin Sarah Helm zu Vergewaltigungen von Häftlingen durch sowjetische Soldaten. Die Häftlinge auf dem Todesmarsch wurden bis zum 3. Mai 1945 von sowjetischen Einheiten eingeholt und ebenfalls befreit. An den Folgen der KZ-Haft starben in folgenden Wochen und Monaten aber noch zahllose ehemalige Insassen. Quelle: wikipedia

Das alles ist jetzt 70 Jahre her. Was hat die Welt, was haben wir daraus gelernt? Abgesehen von den schrecklichen Ereignissen auf dem Gebiet Ex-Jugoslawiens haben wir seitdem Frieden im westlichen Teil Europas. Die Größenordnung der Verbrechen Nazi-Deutschlands ist zum Glück nie wieder erreicht worden, es gibt aber dennoch Tausende von Menschen weltweit, die wegen ihrer Religion, Gesinnung und Hautfarbe auch heute noch gnaden-los getötet werden. Und in Deutschland zeigt das jüngste Beispiel in Tröglitz, wo ein Flüchtlingsheim in Flammen aufging, dass die menschenverachtende Gesinnung der Nazis noch allgegenwärtig ist.

Zusammenstellung und Kommentierung: Ed Koch

  
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