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Wie ein frisches Glas Wasser

geschrieben von: Redaktion am 22.09.2015, 11:50 Uhr
paperpress521 
Es gab mal eine Zeit, da war es geradezu schick, Spiegel-Abonnent zu sein. Auch ich habe für dieses Magazin einmal Geld ausgegeben. Ja, es stehen viele interessante Beiträge in dem hanseatischen Flaggschiff der deutschen Presse. Häufig geht es aber nur darum, Politiker anzupinkeln, weil sie so dankbare Opfer sind. Rudolf Augstein ist gern mit dem als Kugelschreiber getarnten Revolver durchs Land gezogen und ritzte dann und wann eine Kerbe in den Schafft, wenn er wieder einen erlegt hatte. Diese Art von Journalismus war mir zu primitiv und ich gab fortan mein Geld für anderes aus.

In der aktuellen Ausgabe des Spiegels widmet dieser Berlins Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) zwei Seiten. Ich habe den Beitrag von Markus Deggerich, der sich aus dem 2.000-Seelen-Dorf Elte in Westfalen seinen Weg über München und Leipzig nach Berlin bahnte, bis zum letzten Punkt gelesen, obwohl ich Beiträge, die Tatsachen ausblenden, eigentlich gleich wieder aus der Hand lege.

An der inzwischen fast vergessenen Debatte um die Ehe für alle, bastelt Deggerich den Aufhänger für sein Müller-Portrait. „Jetzt müsste er sich eigentlich wehren“, beginnt der Artikel. In den ersten Absätzen wird dem Leser suggeriert, als habe Müller die Diskussion im Abgeordnetenhaus darüber am 11. Juni 2015 unkommentiert ertragen. Senatskanzlei-Chef Björn Böhning soll versucht haben, Müller zu über-zeugen, sich auf die Rednerliste setzen zu lassen. „Aber jetzt schweigt er“, schreibt Deggerich im Spiegel.

Meine Erinnerung ist eine andere. Nachzulesen im Protokoll des Abgeordnetenhauses 17/66 auf den Seiten 6755 bis 6758. Selten hat ein Regierungschef seinen Koalitionspartner so die Leviten gelesen wie bei diesem Thema.

Davon erfährt man im Spiegel nichts. Stattdessen wird das alte Vorurteil des Zauderers bemüht. Von wenigen Zitaten abgesehen, lebt der Beitrag vom Hörensagen. „Wenn seine Freunde in die Disco gingen, besuchte er den Ortsverein!“ Was für ein Blöd-sinn. Wer ging als Berufstätiger schon dienstags in die Disco. Freitag- oder Samstagabend tagen Orts-vereine, die in Berlin Abteilungen heißen, äußerst selten. Deggerich ist Müllers Haarschnitt zu brav, seine Brille zu bieder. Und dass Müller kein Abitur hat, darf nicht unerwähnt bleiben. Als sei dieses Zer-tifikat ein Gütesiegel, als hebe es jene, die es im Schuhkarton aufbewahren, aus der Masse zur Elite empor.

Natürlich muss in einem Beitrag über Michael Müller auch sein Zweitjob als Kultursenator erwähnt werden. Warum dabei noch einmal die wirren Worte dieses Herrn Peymann zitiert werden müssen, verstehe wer will. Peymann ist ein Mann von gestern, Müller von heute und morgen.

Aber, es gibt auch Lichtblicke in dem Beitrag, als sich Stadtenwicklungsstaatssekretär Engelbert Lütke Daldrup zu Wort melden darf. „Das graue Image des neuen Bürgermeisters hält er nicht für ein Problem Müllers – sondern der Medien.“ Wohl wahr. „Ich finde Zuverlässigkeit und Ernsthaftigkeit nicht langweilig“, sagt Lütke Daldrup. „Müller sei der richtige Mann zur richtigen Zeit, weil er die Probleme der Stadt erkannt habe.“ Und wörtlich: „Er ist wie ein frisches Glas Wasser nach zu viel Partysekt.“

Was Markus Deggerich betrifft, kann man nur sagen, dass er sich an die Überschrift seines Artikels vom 16. Mai 2015 zum Erzieherstreik halten sollte. „Klappe halten!“ Oder mit Dieter Nuhr gesprochen: „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten!“

Ed Koch


  
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