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geschrieben von: Redaktion am 22.11.2015, 16:21 Uhr
paperpress523
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Sonntag 12 Uhr. Seit Jahrzehnten die Zeit für den „Internationalen Frühschoppen“ bzw. „Presseclub“ in der ARD. Heute, am 22. November 2015, fehlten einige vor dem Bildschirm. Sie kamen lieber pünktlich zum nicht enden wollenden Geläut des Glockenturms ins TIPI am Kanzleramt. Es sollte zwei Stunden lang um die Dame von gegenüber gehen. Der Aktualität geschuldet, verkürzte man das Gespräch über Ange-la Merkel auf eine Stunde, wobei sie auch im ersten Teil, als um die Terroranschläge ging, reichlich Erwähnung fand.
Auf der TIPI-Bühne hatten sich die RadioEins-Kommentatoren versammelt, die uns von Montag bis Freitag um ca. 8.08 Uhr erklären, wie wir die Lage in Berlin, Deutschland und dem Rest der Welt einzuordnen haben. Bettina Gaus (taz) (vertretungsweise dann und wann), Brigitte Fehrle (Berliner Zeitung) (mittwochs), Lorenz Maroldt (Tagesspiegel) (dienstags), Hajo Schumacher (Berliner Morgenpost) (frei-tags) sowie Friedrich Küppersbusch (montags) stellten sich den Fragen von RadioEins-Moderator Marco Seiffert. In zwei Auftritten lockerte der Kabarettist Florian Schroeder die Veranstaltung auf.
Vor allem an Innenminister Thomas de Maizière arbeiteten sich die Journalisten ab. Sein inzwischen berühmt gewordener Satz auf einer Pressekonferenz anlässlich des abgesagten Fußballspiels in Hannover „Ein Teil der Antworten würde die Bevölkerung verunsichern“, wurde ihm regelrecht um die Ohren gehauen, wobei man auch Verständnis für einen gestressten Innenminister zeigte. Die Geheimdienste, da waren sich alle einig, haben versagt. Wie kann es sein, dass der (mutmaßliche) Drahtzieher der An-schläge von Paris, Abdelhamid Abaaoud, ungehindert durch Europa reisen konnte, ohne aufgehalten zu werden? Wie konnte er bis nach Paris kommen? Nun sollen die Sicherheitsbehörden und Geheimdienste personell aufgerüstet werden. Dazu Hajo Schumacher: „Die Geheimdienste suchen die Nadel im Heuhaufen und wollen jetzt mehr Heu haben.“
In diesen Zeiten, so Bettina Gaus, sei jeder Restaurantbesuch Widerstand gegen den Terror. „Auf Dauer ziemlich teuer“, ergänzte Lorenz Maroldt. Dass es rund 400 Gefährder in Deutschland gebe, die bekannt sind, weiß man. Sie zu überwachen ist offenbar unmöglich. Beim IS müsse man woanders ansetzen. Die Geldströme müssten ausgetrocknet werden. Der IS handelt mit Öl und Antiquitäten und macht damit Millionen. An die Käufer müsse man ran.
Auch in der Flüchtlingsfrage hatten die Kommentatoren keine Patentlösungen parat, wie auch. Das Gefasel von der Obergrenze sei Schwachsinn, man solle sich einmal den Artikel 16 A des Grundgesetzes an-schauen. In diesem Artikel, der das Asylrecht regelt, ist von keiner Begrenzung die Rede.
Dann kamen die Beteiligten aber doch noch auf Angela Merkel zu sprechen, die heute vor zehn Jahren zur Bundeskanzlerin gewählt wurde. Mit ihrer Haltung in der Flüchtlingsfrage hat Merkel gepunktet, aber halt nicht in ihrer Partei und schon gar nicht bei der bayerischen Schwester. Das Abkanzeln Merkels auf dem CSU-Parteitag durch Seehofer sei rüpelhaft gewesen. Auf ihre Rache kann man gespannt sein.
Ganz schlecht kam Angela Merkel bei den Berufskritikern nicht weg. Brigitte Fehrle bescheinigte ihr „kluge Strategien“, Friedrich Küppersbusch meint, dass es ihr „Ding“ sei „unterschätzt zu werden“. Seehofer habe erwartet, dass Merkel auf seinem Parteitag A sage. Davon, dass sie aber B sagte, war er wohl überrascht. Die sinkenden innerparteilichen Werte hingen auch damit zusammen, so Bettina Gaus, dass Merkel nie eine innerparteiliche Diskussion zugelassen habe. Sie habe „ihre eigenen Leute wie Stimmvieh behandelt.“ Bei der Frage, ob Merkel nach 2017 weitermachen wolle/solle, war man sich nicht einig. Lorenz Maroldt kann sich vorstellen, dass Merkel noch etwas vom Leben haben wolle, gerade jetzt, wo ihr Mann in die Ruhestand gehe. Aber, wer, wenn nicht Merkel, soll es machen, fragte Hajo Schumacher und fügt fast traurig hinzu: „Hinter ihr ist Ödnis!“
Eine unterhaltsame und erkenntnisreiche Talk-Runde im TIPI bei leckerem Ofenkäse und Merlot.
Ed Koch
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