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geschrieben von: Redaktion am 21.02.2016, 07:14 Uhr
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Das waren noch Zeiten. Im September 2010 feierte das Integrationszentrum Harmonie e.V. in der Schöneberger Katzlerstraße den Weltfriedenstag und erhielt aus den Händen der ehemaligen Parlamentspräsidentin, Rita Süssmuth, einen Scheck über 10.000 Euro. Geschäftsführerin Larissa Neu hat heute jedoch keinen Grund zur Freude, denn die Räume des Integrationszentrums wurden zum Monatsende gekündigt.
Das Integrationszentrum Harmonie e.V. existiert seit 1998 und ist eine Selbsthilfeorganisation zur Integrationsförderung von Zuwanderern unter Ein-beziehung von Einheimischen. Das Zentrum hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen zu unterstützen und ihnen in persönlichen Notlagen Halt zu geben. „Für uns war es von Anfang an wichtig, Harmonie zwischen der alten und der neuen Heimat herzustellen“, sagt Larissa Neu.
„Harmonie e.V. bietet eine breite bedarfsorientierte Palette von Aktivitäten und Maßnahmen zur Selbst-findung und Selbstentwicklung der Zuwanderer. Zur Zielgruppe gehören Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Durch die Außenwirkung der Projekte werden die Schaffung und der Erhalt eines positiven Integrationsklimas nachhaltig gefördert“, heißt es in einer Selbstbeschreibung. „Zahlreiche Besucher loben die Arbeit des Vereins mit all seinen Ecken und Kanten. Eine Aussage eines Mitgliedes ist ein Motto unserer Integrationsphilosophie geworden: ‚Viele helfen, um zu existieren, wir existieren, um zu helfen‘. Besonders groß wird bei uns Bildung geschrieben. In diesem Bereich gibt es verschiedene Angebote für Jung und Alt. Es wird diskutiert, gelernt, gespielt und gelacht im Zentrum der Harmonie. Ob Politik, Kultur, Bildung, Gesundheit oder Erziehung - die Aktivitäten des Vereins sind innovativ, nachhaltig und wirksam.“ Diese Arbeit ist jetzt hochgradig gefährdet, wenn nicht in letzter Sekunde noch ein Wunder geschieht.
Es ist wie so oft, der Hausbesitzer wechselt und alles soll anders werden. In der Großgörschenstraße gibt es seit 2015 den Verein „Flüchtlingspaten Syrien“. Und dieser soll, warum auch immer, in die Räume des Harmonie e.V. umziehen.
Der Quartiersrat Schöneberger Norden hat in einem offenen Brief die Problematik zusammengefasst:
„Mit Bestürzung haben wir zur Kenntnis genom-men, dass die A bis Z Haus- und Grundstücksverwaltung GmbH, die im Auftrag der FORMICA G.b.R. handelt, dem Verein Harmonie e. V. die Räume in der Katzlerstraße 11 zum 29. Februar 2016 gekündigt hat. Sollte die Kündigung nicht zurückgenommen werden, bzw. der Verein bis Ende Februar keine Ersatzräume gefunden haben, ist die Existenz des Vereins Harmonie e.V. gefährdet. Damit würde ein wichtiges Angebot zur Betreuung und zur Integration von Migrant/innen und Flüchtlingen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg wegfallen – ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem dieses Angebot dringender denn je gebraucht wird.
Wir appellieren an alle Beteiligten, alles zu unternehmen, um eine Rücknahme der Kündigung zu bewirken. Wir appellieren in diesem Sinne an die A bis Z Haus- und Grundstücksverwaltung GmbH, die die Kündigung ausgesprochen hat, an den Verein Flüchtlingspaten Syrien e.V., der laut Kündigungs-schreiben anstelle des Vereins Harmonie in die Räume einziehen soll, an den Auftraggeber der Kündigung, die FORMICA G.B.R., die das Haus von der BIMA erworben hat, aber noch nicht im Grundbuch als Eigentümer eingetragen ist, an die BIMA selbst (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben), die noch immer Eigentümerin des Gebäudes ist und damit letztendlich noch verantwortlich, an den Bezirk Tempelhof-Schöneberg, der sein Vorkaufsrecht für das Gebäude wahrgenommen hat, um im Sinne der Sozialen Erhaltungssatzung auf die Entwicklung des Stadtteils Einfluss zu nehmen.
Solange die Gerichte noch nicht über die Zulässigkeit der Inanspruchnahme des Vorkaufsrechts entschieden haben, bitten wir den Bezirk, alle seine weiteren Möglichkeiten wahrzunehmen, um den Verein Harmonie e.V. zu unterstützen.
Warum der Verein Harmonie e.V. für unseren Stadtteil wichtig ist: Harmonie e.V. ist von der Senatsverwaltung als Träger im Rahmen des Landes-programms Integrationslots/innen beauftragt worden. Unter den 13 beauftragten Trägern ist Harmonie e.V. der einzige Träger, der selbst von Migrant/innen organisiert wird. Harmonie e.V. ist im Rahmen des Landesprogramms zuständig für den Bezirk Tempelhof-Schöneberg.
Zurzeit arbeiten bei Harmonie e.V. acht hauptamtliche Integrationlots/innen, die arabisch, englisch, kurdisch und russisch sprechen. Dazu kommen 25 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen. In den Einrichtungen und Unterkünften für Flüchtlinge im Bezirk Tempelhof-Schöneberg (Teske-Schule, Rathaus Friedenau, Hotel Präsident und Colditzstraße) bieten die Integrationslots/innen Sprechstunden an, helfen bei Ämtergängen, übersetzen und beraten. In den Räumen in der Katzlerstraße 11 wird diese Arbeit organisiert. Außerdem ist die Katzlerstraße 11 schon seit 2010 ein Treffpunkt zur Integration von Migrant/innen, nicht nur aus der russisch sprechenden Community. Es finden hier öffentliche Veranstaltungen, Ausstellungen, Filmpräsentationen, Lesungen, Beratungen, Sprach- und Computerkurse statt. Hier treffen sich Selbsthilfegruppen, hier findet Erfahrungsaustausch statt, hier wird nach Ausbildungs- oder Praktikumsplätzen bzw. nach Arbeitsstellen gesucht.
Natürlich macht auch der Verein Flüchtlingspaten Syrien e.V. eine wertvolle Arbeit, indem er Menschen dazu bringt, Patenschaften für Flüchtlinge zu übernehmen und zu spenden. Nur - im Gegensatz zum Verein Harmonie – ist der Verein Flüchtlingspaten Syrien nicht lokal tätig. ‚Wir organisieren überall im Land Patenschaften.‘ (Zitat Website http://fluechtlingspaten-syrien.de/). Von daher ist der Verein nicht auf Räume an genau dieser Stelle angewiesen.
Wir haben kein Verständnis dafür, dass die beiden Vereine hier gegeneinander ausgespielt werden sollen. Wer die Unterstützung von sozialem und humanitärem Engagement ernst meint, sollte von solchen Methoden Abstand nehmen. Ansonsten entsteht der Eindruck, dass das Engagement für Flüchtlinge hier für ganz andere Zwecke instrumentalisiert werden soll. Wir bitten alle Beteiligten, eine Lösung anzustreben, bei der die Arbeit des Vereins Harmonie e.V. nicht gefährdet wird.“
Auch die Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung haben sich einstimmig für den Erhalt des Harmonie e.V. am jetzigen Standort ausgesprochen.
„Die Bezirksverordnetenversammlung appelliert an alle Beteiligten und ersucht insbesondere das Bezirksamt, alles zu unternehmen, damit die Kündigung von Harmonie e.V. aus der Katzlerstraße 11 zurückgenommen wird und der Verein in seinen Räumlichkeiten verbleiben kann.
Harmonie e.V. leistet im und für den Bezirk seit vielen Jahren beständig eine engagierte anerkannte Arbeit. Durch die Kündigung sind nun die Existenz des Vereins und damit die Fortführung der wichtigen Arbeit stark gefährdet.
Die Bezirksverordnetenversammlung hat keinerlei Verständnis dafür, dass die BIMA und der wo mögliche Erwerber trotz des vom Bezirk ausgeübten Vorkaufsrechts noch vor der gerichtlichen Klärung über die Zulässigkeit der Ausübung des Vorkaufs-rechts Fakten schaffen wollen. Fakten, die eindeutig gegen die Interessen des, das Vorkaufsrechts ausübenden Bezirks, gerichtet sind. Die BVV lehnt die Kündigung von Harmonie e.V. entschieden ab.“
Angesichts dieser Rechtslage ist es sehr merkwürdig, wenn die Kündigung tatsächlich durchgezogen und Fakten geschaffen werden sollten. So lange das Vorkaufsrecht noch nicht gerichtsfest ist, kann, meint der juristische Laie, eigentlich nichts passieren. Recht bekommen, ist, wie man weiß, jedoch schwieriger, als Recht haben.
Ed Koch
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