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geschrieben von: Redaktion am 19.06.2016, 10:31 Uhr
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Das Brandenburger Tor ist nicht irgendein historisches Bauwerk in Berlin. Es ist seit 1791 Wahrzeichen der Stadt und symbolisiert anders als andere Bauwerke die Geschichte Berlins und Deutschlands. Was für eine schmerzliche Zeit, als es zwischen 1961 und 1989 hinter dem kommunistischen Schutz-wall der DDR stand und das markantestes Zeichen des Eisernen Vorhangs war. Seit 1990 ist es das Symbol der Freiheit nicht nur für Berlin. Der Umgang mit diesem besonderen Wahrzeichen ist oft erschreckend. Wenn es zum Beispiel als Kulisse für alberne Silvestershows herhalten muss. Sich am Brandenburger Tor zu versammeln, müsste eigentlich immer etwas Besonderes sein. Das ist es längst nicht mehr. Jeder X-beliebige will das Tor für seine Zwecke nutzen. Und bedauerlicher Weise wird jeder Unsinn genehmigt.
Sehr einverstanden bin ich damit, dass am 18. Juni vor dem Brandenburger Tor eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Massakers von Orlando am 12. Juni im Nachtclub „Pulse“ stattfand. 49 Menschen sind von einem kranken, hasserfüllten Mann wahllos erschossen worden. Darüber, welche Motive der Täter hatte, sind sich die Ermittler bislang ab-schließend nicht im Klaren. Homophobe Ansichten sind möglich, denn der Club wurde überwiegend von schwulen und lesbischen Menschen besucht, aber auch häufig vom Täter selbst. Das FBI spricht von einer „sehr verworrenen Motivlage des Attentäters. Der Schütze habe sich während der Attacke in drei kurzen Telefonaten sowohl zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS) bekannt als auch zu den Attentätern des Boston-Marathons.“
Dass sich weltweit die schwul-lesbischen Communities zu Gedenkveranstaltungen versammeln, ist verständlich. Für Opfer gibt es jedoch keine Kategorisierung. Es sind Menschen, egal welche sexuelle oder religiöse Ausrichtung sie haben. Deshalb trauern wir alle um 49 Menschen, zwischen und 18 und 50 Jahre alt, die brutal und sinnlos aus ihrem Leben gerissen wurden.
Allein in den ersten 23 Wochen dieses Jahres wurden bei 52 Terrorakten, zu denen auch der in Orlando gehört, mehr als 1.000 Menschen getötet, d.h. im Durchschnitte zwei pro Woche und jeweils 43 Tote. Nur zum Vergleich: 2015 gab es insgesamt 21 Terrorakte mit etwa 1.000 Toten. Quelle: wikipedia
Die Frage, die sich mir stellt, ist, ob wir Unterschiede in der Betroffenheit über den Tod von Terroropfern machen? Sind uns 49 Tote in den USA emotional näher als 20 in Syrien (11.06.), 11 in Istanbul (7.6.), 70 in Bagdad (17.5.), 64 in Afghanistan (19.4.), 70 in Pakistan (27.3.) oder…die Liste ist lang.
Weltweit wurden, wie zum Beispiel nach den An-schlägen in Paris in den Farben der Tricolore, in Gedenken an die Ermordeten von Orlando Gebäude in den Farben der Regenbogenflagge angestrahlt. Ein Zeichen der Solidarität mit der LGBT (Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender)-Community. In Brüssel Gebäude auf dem Grand Place, die Harbour-Bridge in Sydney, der Eiffelturm in Paris, das Empire State Building in New York und der Funkturm in Berlin. Das ist für mich die akzeptable Liste von Bauwerken, an denen diese Solidarität strahlend erleuchten kann. Aber nicht das Brandenburger Tor. Als Ausnahme lasse ich das Anstrahlen des Tores in den Farben Frankreichs und Belgiens nach den Anschlägen in Paris und Brüssel gelten, weil es sich hier um Partnerstädte Berlins handelt.
Mit der Genehmigung der Anstrahlung des Brandenburger Tores in den Regenbogenfarben am 18. Juni hat der Senat eine Tür geöffnet, die er kaum wieder schließen kann. Jede Opfergruppe kann sich künftig darauf berufen. Das Brandenburger Tor darf nicht zur Leuchttafel gegen den internationalen Terrorismus werden. Warum wurde am Pariser Platz nicht die US-Botschaft in den Regenbogenfarben angestrahlt? Das Brandenburger Tor ist ein besonderes Wahrzeichen, mit dem man sehr behutsam umgehen muss. Mir ist nicht bekannt, dass der Triumph-Bogen in Paris in den Regenbogenfarben angestrahlt wurde oder das Weiße Haus in Washington.
Der Berliner Senat hatte eigentlich keine Chance, das Begehren nach dem Anstrahlen des Brandenburger Tors abzulehnen. Etliche Medien, anstatt differenziert an den Vorgang heranzugehen, sahen gleich wieder ihre Chance gegeben, dem Senat eins auszuwischen. Eine Ablehnung hätte einen Shitstorm ausgelöst. Im Wahljahr legt sich niemand mit einer Interessensvertretung an. Schade, dass Politik nicht manchmal mutiger ist.
Fazit: Ja zu Gedenkveranstaltungen für alle Terror-opfer am Brandenburger Tor. Aber Nein zur Deko-Beleuchtung des Brandenburger Tores.
Ed Koch
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