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geschrieben von: Redaktion am 21.05.2017, 09:27 Uhr
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Wenn Orchester und Chor mächtig gewaltig und synchron „O Fortuna“ anstimmen, bekommen Uneingeweihte stets einen Schreck. Was für ein Opening. „O Fortuna velut luna statu variabilis, semper crescis aut decrescis vita detestabilis nunc obdurate et tunc curat ludo mentis aciem, egestatem potestatem dis-solvit ut glaciem.” Den Text muss man erst mal sin-gen können. „Oh Schicksal, wie der Mond von ver-änderlicher Position, immer wächst du oder schwindest; das grässliche Leben ist jetzt hart und heilt dann die Geisteskraft spielend, die Armut, die Macht löst es auf wie Eis.“ Das Latein klingt musikalischer als der deutsche Text.
Die Texte stammen aus dem 11. bis 13. Jahrhundert von zumeist anonymen Dichtern. Sie wurden 1803 in der Bibliothek des Klosters Benediktbeuern gefunden, daher auch der Name, Carmina Burana steht für Lieder aus Benediktbeuern. Vermutlich wären diese Verse über ihre historische Bedeutung nicht hinausgekommen, wenn nicht Carl Orff (1895-1982) daraus dieses große musikalische Werk gemacht hätte, das 1937 in der Frankfurter Oper mit großen Erfolg uraufgeführt wurde.
Dreh- und Angelpunkt in dem Werk ist die Lebens-freude, symbolisch dargestellt – passend zur Jahres-zeit – durch den Frühling, der alles zu neuem Leben erweckt. In der Oper Unter den Linden habe ich Carmina Burana vor längerer Zeit als Ballett erlebt. Donnerwetter. Das ging ganz schön ab, vor allem im zweiten Teil „In Taberna“ was übersetzt so viel wie „opulentes Gelage“ bedeutet, man könnte es auch als „mittelalterliches Saufgelage“ bezeichnen. Die Konzert- und Chorfassung fand am 20. Mai im Tempodrom statt. Dort habe ich bislang nur Dieter Nuhr und Volker Pispers erlebt, aber noch kein Konzert. Umso überraschter war ich über die ausgezeichnete Akustik in dieser Arena.
Unter dem Dirigat von Norbert Baxa spielte die Nordböhmische Philharmonie, begleitet vom National Chor Prag. Das Bühnenbild ließ es nicht zu, dass man den Chor gut sehen konnte. Er stand hinter dem Orchester auf derselben Ebene, so dass man ihn nur aus den höheren Reihen des Tempodroms erblicken konnte. Den Solisten stand natürlich ein Platz am vorderen Bühnenrand zu. Luisa Albrecht (Sopran), Jan Mikuscheck (Countertenor) und vor allem Nikolay Nekrasov (Bariton) sangen sich exzellent durch den schwierigen Text.
Carl Orff hatte ich aus meiner Schulzeit in sehr schlechter Erinnerung. Mit seiner Instrumenten-sammlung wurde der Musikunterricht gestaltet. Als zwar Musikbegeisterter, aber völlig talentfrei im Um-gang mit Instrumenten, habe ich die Unterrichtsstunden gehasst. Und eines Tages begegnete mir ein anderer Carl Orff, der Schöpfer von Carmina Burana. Vermutlich habe ich die Musik in einem der über 70 Film- und Fernsehproduktionen gehört oder - unvergessen – in der Nestlé-Schokoladenwerbung. Seit ist das ganze Werk im Zusammenhang gehört habe, vergeht keine Woche, in der die CD nicht bei mir aufgelegt wird.
Das Konzert am 20. Mai im Tempodrom war überwältigend, angereichert durch eine Lasershow, die manchmal etwas störend wirkte. Toller Effekt hingegen, als bei O Fortuna links und rechts der Bühne im Takt Flammen nach oben schossen. Nicht vergessen werden darf der erste Teil des Konzertabends, bei dem bekannte Opern-Chorwerke zu hören waren: Der Gefangenen-Chor aus Verdis Nabucco, Wagners Hochzeitmarsch und die Olowetzer Tänze aus Borodins Fürst Igor. Am 19. Mai 2018 findet das Ereignis erneut im Tempodrom statt. Bitte vormerken.
Ed Koch
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