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geschrieben von: Redaktion am 26.11.2006, 10:02 Uhr
paperpress537
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Schon in der Nummer 1 von Paper Press, die am 1. Dezember 1976 erschien, war uns Siegmund Jaroch, der Bürgermeister von Tempelhof, eine Meldung wert, nämlich zu seinem 50sten Geburtstag. Am 20. November 2006 wurde er 80 Jahre alt. Geboren wurde Siegmund Jaroch in Stettin. An der Eckener-Oberschule in Mariendorf baute er sein Abitur. 1947 begann er seine Karriere beim Bezirksamt Tempelhof als „Lehrling“. Noch im selben Jahr trat er der CDU bei. Von 1959 bis 1965 war er erstmals Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, in das er von 1991 bis 1995 noch einmal zurückkehrte. Dazwischen lagen viele Jahre Kommunalpolitik für Tempelhof. Am 25. Februar 1965 wurde Siegmund Jaroch in das Bezirksamt gewählt. Er über-nahm das Dezernat Finanzen und Wirtschaft. Im „Tempelhofer Pohlezettel“ stellte sich Jaroch als neuer Wirtschaftsstadtrat vor. Die Motzener Straße war damals im Baunutzungsplan als Gewerbege-biet vorgesehen. Die Verbraucheraufklärung und –beratung, teilte Jaroch mit, liege ihm besonders am Herzen. Alles Themen, die ihre Bedeutung über Jahrzehnte hinweg behalten haben.
Als Jaroch ins Bezirksamt kam, sah er sich einer überwältigenden SPD-Mehrheit gegenüber, nur zwei von sieben Stadträten gehörten seiner Partei an, alle anderen der SPD. Chef im Rathaus war Bern-hard Hoffmann, ein ebenso charmanter wie freundlicher Bürgermeis-ter, der ein hohes Ansehen in der Bevölkerung genoss. Aber schon immer entschieden die Bürger eher nach landespolitischen, denn nach bezirklichen Aspekten. Und so nahm Jaroch der SPD sechs Jahre später den Posten des stellvertretenden Bürgermeisters ab. Damals dauerte die Wahlperiode eines Stadtrates noch 6 Jahre, unabhängig von der vierjährigen Legislaturperiode des Parlaments. Inzwischen hatte die CDU drei von sieben Stadtratsposten.
Trotz der Beliebtheit des SPD-Bürgermeisters Bernhard Hoffmann, verlor dieser 1975 die Wahl. Damals gab es noch keine Zählgemeinschaften. Die stärkste Fraktion stellte den Bürgermeister, Basta! Und das war folgerrichtig Siegmund Jaroch, der nun am Ziel seiner Träume war. Vom Auszubildenden zum Chef in 28 Jahren. Bernhard Hoffmann, damals 55 Jahre alt, verabschiedete sich und ging nicht ins Bezirksamt. Die CDU stellte nun vier der sieben Stadträte. Das Blatt hatte sich im Laufe der Jahre gewendet. 16 Jahre lang war Bernhard Hoffmann Mitglied im Bezirksamt, zehn Jahre davon als Bürgermeister. Auch für Siegmund Jaroch spielte die Zahl 16 eine Rolle, denn er war 16 Jahre lang Bürgermeister von Tempelhof und verteidigte den Chefsessel immer wieder erfolgreich für die CDU. Das blieb so bis zur und nach der Fusion mit Schöneberg; erst 2001 war im neuen Bezirk die SPD wieder an der Reihe, einen Bürgermeister zu stellen, allerdings nur, weil es inzwischen Zählgemein-schaften gab. Stärkste Fraktion blieb die CDU, bis zu den Wahlen am 17. September 2006.
Als Siegmund Jaroch 1991 aufhörte, um noch einmal für vier Jahre ins Abgeordnetenhaus zu gehen, hatte er den Beliebtheitsgrad in der Bevölkerung von Bernhard Hoffmann längst erreicht. Siegmund Jaroch war überall im Bezirk, oft hatte man den Eindruck, er wäre gleichzeitig an verschiedenen Stellen gesehen worden. Kein Anlass war ihm zu gering, um unter seinen Tempelhofern sein zu können. Seine Beliebtheit war nicht nur eine Außenangelegenheit, sondern galt auch für das Innenverhältnis zu den Beschäftigten beim Be-zirksamt. Er hatte aber auch seine Eigenheiten, so erschien er zwar bei jeder Personalversammlung, ging aber demonstrativ nach der Rede des Vorsitzenden und stellte sich nicht der Diskussion. Dies überließ er stets seinem Bezirksamtsdirektor.
Am 31. März 2000 wurde Siegmund Jaroch zum Stadtältesten von Berlin ernannt.
Siegmund Jaroch war vor allem ein gerechter Bürgermeister. Er anerkannte Leistungen und Engagement und stellte diese vor die politische Überzeugung des anderen. Das Verhältnis zwischen den Jugendgruppen im Freizeitheim „Bungalow“ am Mariendorfer Damm, zu denen auch Paper Press gehörte, und den jeweiligen immer der CDU angehörigen Jugendstadträten, war oft mehr als gespannt. Teilweise mussten die Auseinandersetzungen vor Gericht ausgetragen werden. Jaroch hielt sich aus diesen Geschichten zwar heraus, war sich aber nicht zu schade dafür, die Jugendprojekte des „Bungalow“ geradezu freundschaftlich zu begleiten. Das betraf vor allem die Jugendbegegnungsreisen, die unter anderem auch noch Norwegen stattfanden. In seinem Urlaub besuchte Jaroch den Ort Rena, mit dem Paper Press partnerschaftliche Beziehungen pflegte. Und wann immer Jugendliche von dort nach Berlin kamen, richtete er einen Empfang für sie im Rathaus Tempelhof aus. Er war ein wahrer Freund der Jugend. Dafür erhielt er auch 1991 die Goldene Ehren-nadel der Arbeitsgemeinschaft Jugend in Tempelhof e.V.
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