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Schon wieder ein Brückentag

geschrieben von: Redaktion am 29.10.2017, 08:49 Uhr
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Der Berliner Einzelhandel kann nur hoffen, dass sich unsere brandenburgischen Nachbarn am Montag frei nehmen. Das wäre dann eine Entschädigung dafür, dass am 31. Oktober die Geschäfte wegen des Reformationstages auch in Berlin geschlossen bleiben. Normaler Weise ist der letzte Tage im Oktober in Brandenburg Feiertag, nicht aber in Berlin.

Schon gibt es Überlegungen, ob der Reformationstag in allen Bundesländern, nicht nur Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, zum Feiertag erklärt werden sollte. Das würde ich vor allem den Bayern gönnen, wo Martin Luther in vielen Gemeinden immer noch als Ketzer bezeichnet wird. Dann sollten aber bitte auch die katholischen Feiertage, die vor allem in Bayern und Baden-Württemberg den Gang zur Arbeit verhindern, überall gelten. Heilige Drei Könige am 6. Januar zum Beispiel.

Ahnungslos besuchte ich vor ein paar Jahren Leipzig an einem Mittwoch. Ich wunderte mich, warum alle Geschäfte geschlossen hatten. Es war Buß- und Bettag. Der wurde doch aber 1995 als gesetzlicher Feiertag abgeschafft. Ja, schon, bloß nicht in Sach-sen. Wittenberg liegt übrigens in Sachsen-Anhalt, wo der Reformationstag nicht durch Arbeitsniederlegung begangen wird. Der BB-Tag wurde übrigens erst 1934 zum gesetzlichen Feiertag erklärt. 1934? Er wurde während der Hitler-Diktatur nicht abgeschafft, allerdings im II. Weltkrieges auf Sonntag verlegt, damit man während der Woche an der Produktion von Waffen nicht gehindert wurde.

Die Idee, alle kirchlichen Feiertage auf Sonntage zu verlegen, finde ich genial, auch wenn der Anlass im Krieg natürlich fragwürdig war. Es gibt zu viele Feier-tage. Mit dem Argument, die Feiertage seien zu teuer für die Volkswirtschaft kann man leider in Deutschland nicht kommen, weil es uns trotz der vielen freien Tage gut geht. Aber grundsätzlich: Wozu diese ganzen Feiertage, die, nur von zwei Ausnahmen – 1. Mai und 3. Oktober – alle kirchlichen Ursprungs sind? Immerhin glauben 58% der Deutschen an (ihren) Gott, 24 Mio. Katholiken, 22 Mio. Protestanten und vier Mio. Muslime. Also gut: Die Mehrheit ist gläubig, wie das im Einzelnen praktiziert wird, wollen wir nicht bewerten. Brauchen wir aber dennoch so viele Feiertage? Ist nicht der Sonntag der Tag, an dem man seinem Gott huldigen sollte? Wozu also zusätzlich an einem Mittwoch (BB), Donnerstag (Himmelfahrt), Freitag (Karfreitag) und Montag (Ostern, Pfingsten)? Von den beiden Weihnachtsfeiertagen wollen wir gar nicht reden, die ja flexibel an jedem Wochentag stattfinden können, in diesem Jahr Montag und Dienstag, da freut sich das Arbeitnehmerherz.

Unser amtierender Innenminister Thomas de Maizi-ère (CDU) ist übrigens missverstanden worden, habe ich heute im Radio gehört. Er hat keine muslimischen arbeitsfreien Feiertage gefordert. Es waren Überlegungen zur Integration. Und die Katholische Kirche, die sich den Überlegungen anschloss, ist inzwischen auch wieder zurückgerudert. Also künftig kein Fastenbrechen, Opferfest oder Geburtstag des Propheten in unserem Urlaubs-Kalender.

Der Samstag dient dem Einkaufen mit der Familie, der Sonntag der Ruhe mit oder ohne Gott, und an den anderen Tagen wird gefälligst gearbeitet. Meine amerikanischen Freunde kamen aus dem Kopfschütteln nicht raus, als ich ihnen erzählte, dass Karfreitag (Good Friday) bei uns arbeitsfrei ist, ebenso wie die Montage nach Ostern und Pfingsten, und dass wir einen zweiten Weihnachtsfeiertag haben. Das versteht kein Mensch. Nun, meine amerikanischen Freunde schütteln seit Januar inzwischen aus einem anderen Grunde ununterbrochen ihren Kopf.

Überreden ließe ich mich für einen gesetzlichen Feiertag, der „Tag der Religionen“ heißen könnte. An diesem sollten dann alle, die woran und an wen auch immer glauben, gemeinsam feiern. Und dieser Feier-tag sollte an einem Mittwoch stattfinden. Bloß nicht an einem Dienstag oder Donnerstag, sonst haben wir sofort wieder die Brückentagsproblematik.

So, nun feiern wir also alle den Reformationstag am Dienstag. Ja, Martin Luther war ein Meilenstein in der Entwicklung der Menschheit mit weltweiter Bedeutung. Diese reichte bis in die USA, wo sich der 1929 in Atlanta geborene Michael King jr. in Martin Luther King umbenannte und zu einem der wichtigsten Bürgerrechtler wurde.

Ich verbinde mit Martin Luther aber auch die Spaltung der christlichen Kirche. Millionen Tote sind beim Kampf Katholisch vs. Evangelisch auf der Strecke geblieben. Die meisten Opfer forderte der Dreißigjährige Krieg (1618-1648), in dem die Christen halb Europa niederbrannten und sich selbst um rund sechs Mio. Menschen dezimierten, einem Drittel der damaligen Bevölkerung. Einen Feiertag bräuchten wir deshalb dringender als alle anderen: Den „Tag des Gedenkens an die Verbrechen der christlichen Kirche.“

Ed Koch
(Bußtag 2009 aus der Ev. Kirche ausgetreten)

  
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