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geschrieben von: Redaktion am 24.03.2018, 00:30 Uhr
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Zum letzten Mal lud Henning Hamann die paper-press-Herausgeber Peter Mertin und Ed Koch zu einem monatlichen Ritual ein, das sich im Laufe der letzten Jahre etabliert und wesentlich zum Übergewicht der drei Herren beigetragen hat: Heiße Schoko-lade und Kuchen. Bei den Treffen mit der kalorienreichen Unterfütterung wurden einige neue Ideen aus-gebrütet und ging so manche kleinere und größere Zuwendung für den Tempelhofer MedienPoint über den Tisch. Nun heißt es Abschied nehmen vom MedienPoint. Mit 66 Jahren fängt ja, frei nach Udo Jürgens, das Leben erst richtig an, für Henning Ha-mann ab jetzt außerhalb des MedienPoints. Ja, es ist die seit langem angeschlagene Gesundheit, die Ha-mann zu diesem Schritt veranlasst. Aber, wie so häufig im Leben, kommt eins zum anderen, und wenn die Rahmenbedingungen auch nicht mehr nur reine Freude bereiten, ist es Zeit für einen Schluss-strich. Zehn Jahre lang hat sich Henning Hamann um den MedienPoint gekümmert, die letzten Jahre ehrenamtlich. Dafür hat er die Verdienstmedaille für bürgerschaftliches Engagement des Bezirks Tempel-hof-Schöneberg verliehen bekommen.
Kennengelernt habe ich Henning Hamann als Discjockey mit dem tollen Künstlernamen „Smoky I“. Der in Tempelhof geborene, gelernte Schriftsetzer und Layouter, legte in der „Jugendtanzbar Bungalow“ am Mariendorfer Damm, die ich Ende der 1960er bis in die 70er Jahre leitete, die Platten auf. Beim ufa-Radio RTL erlernte Hamann die Arbeit in einem Rundfunksender. Zuerst bei 100,6, später RIAS-Berlin und noch später bei der Ostseewelle in Rostock war er Musikchef und Moderator. Ein schwerer Unfall warf ihn 2004 aus der Bahn. Sein Weg führte zurück nach Berlin und 2008 in den MedienPoint Tempelhof. Medien bestimmten und be-stimmen weiterhin sein Leben.
Nach seiner RIAS-Zeit habe ich ihn aus den Augen verloren und bemerkte nicht, dass er inzwischen wieder in Tempelhof, und zwar im MedienPoint tätig war und dort eine Ausstellung und Veranstaltung nach der anderen produzierte. In der Berliner Woche wurde regelmäßig darüber berichtet, bloß fiel mir nie auf, dass Henning Hamann dahintersteckt. Im November 2011 rief mich der Redakteur der Berliner Woche Horst-Dieter Keitel an und fragte, ob ich einen Henning Hamann kenne. Wenige Tage später trafen wir uns nach langer Zeit wieder, was HDK in einem Artikel dokumentierte.
Seitdem bin ich regelmäßiger Gast, Freund und Förderer des MedienPoints, und viele haben sich dem Freundeskreis angeschlossen, von ufaFabrik-Urgestein Juppy, über Judo-Legende Lothar Nest, dem Berliner Sänger Klaus Hoffmann, RBB-Moderator Daniel Gäsche und vielen Politikern aus dem Bezirk, Bürgermeisterin Angelika Schöttler, die Stadträte Jutta Kaddatz und Oliver Schworck, die frühere BVV-Vorsteherin Petra Dittmeyer, der Bundestagsabgeordnete Jan-Marco Luczak und als Krönung zum zehnjährigen Bestehen des MedienPoints am 12. März, der Regierende Bürgermeister Michael Müller.
56 Beiträge sind in paperpress zwischen 2012 und 2018 erschienen (www.paperpress.org). 2012 ging es gleich turbulent zu. Die Mitarbeiter im MedienPoint werden aus verschiedenen Arbeitsprogrammen des JobCenters finanziert. Eine aufgetretene Lücke in der nahtlosen Weiterfinanzierung führte zu Problemen. Mit Hilfe der Bürgermeisterin Schöttler, Stadtrat Schworck und den Medien konnte diese Hängepartie überwunden werden. Seitdem klappt es einigermaßen gut, wenn auch die Personalzuweisungen des Job-Centers nicht immer für eine reibungslose Planung sorgen.
Als klar war, dass es Anfang 2012 im MedienPoint weitergehen kann, brachten viele Freunde, darunter Wolfgang Spranger vom Volkspark Lichtenrade, kistenweise Bücher vorbei, die schon bald neue Abnehmer fanden. Horst-Dieter Keitel ist es vor allem zu verdanken, dass der Tempelhofer MedienPoint so bekannt und beliebt wurde. Er berichtete regelmäßig in der Berliner Woche über die Aktivitäten der Bücherstube, die längst zum Kiez-Treffpunkt geworden war.
152 Ausstellungen fanden in den letzten zehn Jahren statt, sie alle aufzuzählen, würde ein dickes Buch füllen. Zu der Ausstellung über Jimi Hendrix lieh Schotte vom Rocktreff dem MedienPoint eine Gitarre aus. Und so kamen viele weitere Ausstellungsstücke leihweise in das MedienPoint-Schaufenster und in den Laden.
Im Februar 2012 realisierte Henning Hamann ein weiteres Projekt im MedienPoint, eine eigene Zeit-schrift mit dem an den Straßennamen angelehnten Titel „Werdi.“ Bis Ende Dezember 2017 erschienen 71 Ausgaben.
Veranstaltung zu 250 Jahre Porzellanmanufaktur KPM mit Petra Dittmeyer und Kuratorin Dr. Ulrike Stutzky im September 2013. Hommage an Loriot im Oktober 2013 und Besuch der Abendschau im Dezember 2013. Ausstellung 40 Jahre playmobile im Februar/März 2014, Torwandschießen zur Fußball-WM im Juni 2014, Erinnerungen an Woodstock mit Daniel Gäsche im August 2014 und James Last-Ausstellung im April 2015, um nur einige wenige zu nennen.
Es waren nicht nur die heiteren und unterhaltsamen Themen, die im MedienPoint zur Sprache kamen. Auch zu den Bücherverbrennungen der Nazis „Holocaust of Books“ (Mai 2013) und zum Kriegsende vor 70 Jahren (Mai 2015) gestaltete der MedienPoint Ausstellungen mit dem Zeitzeugen Joachim Dillinger und Kuratorin Dr. Ulrike Stutzky.
Zum 65sten Geburtstag von Klaus Hoffmann fanden im März 2016 eine Ausstellung und eine Veranstaltung mit dem Berliner Sänger statt, mit dabei seine Frau Malene und Bürgermeisterin Angelika Schöttler.
Zu Ostern und Weihnachten ging es immer hoch her im und vor dem MedienPoint. Hunderte von Kindern aus der Umgebung wurden mit Schokolade beschenkt. Unternehmen aus der Nachbarschaft, Politiker und Freunde spendeten Geld, um die Veranstaltungen finanzieren zu können. Das Netzwerk, das sich gebildet hatte, funktionierte bis zum Schluss. Erstmals seit vielen Jahren findet 2018 kein Osterhasifest für die Kinder im MedienPoint statt. Auch Harald Dittmeyer, der im Hasenkostüm steckte, bedauert, dass sein Einsatz in diesem Jahr ausfällt. Ein wenig betrüblich stimmt es einen, dass diejenigen, für die diese Feste organisiert wurden, in diesem Jahr nicht einmal nachgefragt haben.
Auch das 40-jährige paperpress-Jubiläum im April 2016 wurde im MedienPoint mit einer Ausstellung bedacht. Die Festrede hielt der frühere Regierende Bürgermeister Walter Momper. Nie vergessen wurde über die vielen Ausstellungen und Veranstaltungen der eigentliche Sinn des MedienPoints, nämlich Bücher und andere Medien zu sammeln und an Interessenten weitergeben.
Auch außerhalb des MedienPoints waren Henning Hamann und seine Crew aktiv, so zum Beispiel beim Spielfest des Jugendamtes Tempelhof-Schöneberg im Volkspark Mariendorf. Erstmals findet das Spielfest in diesem Jahr ohne Beteiligung des MedienPoints statt, was nichts mit dem Weggang von Henning Hamann zu tun hat.
Neben den Feiern zu Ostern waren die zum Nikolaustag besonders beliebt. Während sich die frühere BVV-Vorsteherin Petra Dittmeyer (CDU) während und nach ihrer Amtszeit um das Osterfest kümmerte, engagierte sich Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) für den Nikolaustag. Das nennt man Arbeits-teilung in der Großen Koalition, auch wenn es diese bedauerlicher Weise auf Bezirksebene nicht gibt.
Was aber wären die Ausstellungen im MedienPoint ohne Drucker, mit denen die wunderbaren großen Plakate hergestellt werden können? Die Bezirks-CDU hat sich um die Druckerbeschaffung, neben anderen, verdient gemacht. Der Bundestagsabgeordnete Jan-Marco Luczak spendete einen, und auch CDU-Geschäftsführer Horst Kauffmann mit Bezirksstadträtin Jutta Kaddatz. Und Manfred Könings vom Volkspark Mariendorf hat viel Geld für die entsprechenden Druckerpatronen ausgegeben. Die Liste derer, denen man danken muss, ist lang. Einige wurden in diesem Beitrag erwähnt.
Nicht vergessen werden dürfen in der Aufzählung diejenigen, die mit Henning Hamann den Medien-Point managten. In zehn Jahren waren es weit über Einhundert. Darunter sehr engagierte und kreative, weniger engagierte und auch mal ziemlich desinteressierte. Zwei von denen, auf die die erstgenannten Attribute zutreffen, sind Susanne Banier und Dyna Häcke. Da gibt’s dann auch schon mal Blumen vom Chef.
Was bleibt? Die Erinnerung an eine spannende Zeit in einem kleinen Laden. Henning Hamann wünschen wir alles Gute. Und entgegen allen gut gemeinten ärztlichen Ratschlägen, finden die Treffen mit heißer Schokolade und Kuchen weiterhin statt, eben woanders.
Ed Koch
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