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geschrieben von: Redaktion am 17.06.2018, 12:26 Uhr
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In Deutschland finden derzeit Wahlen statt. Wahlberechtigte sind Menschen mit einem türkischen Pass. Zwar findet die Wahl in der Türkei erst am 24. Juni statt, bei uns kann aber schon seit dem 7. Juni gewählt werden. Den türkischen Wählern in Deutschland fällt offenbar eine wichtige Rolle zu. Bei der Wahl könnte es für Präsident Erdogan eng werden, berichten viele Medien. Die Stimmen aus Deutsch-land könnten entscheidend sein.
In diese Zeit fällt das Erscheinen eines Buches von Tuba Sarica mit dem Titel „IHR SCHEINHEILIGEN! Doppelmoral und falsche Toleranz – Die Parallelwelt der Deutschtürken und die Deutschen“ erschienen im Heyne Verlag München 2018, 224 Seiten, 14,99 Euro.
Johannes Kandel hat das Buch gelesen und uns freundlicher Weise seine Beschreibung zur Verfügung gestellt.
In ein Wespennest gestochen
Tuba Sarica, 1987 geboren, aufgewachsen in einer türkischen Familie, Germanistin und Medienkultur-wissenschaftlerin, jetzt erfolgreiche Bloggerin und Autorin in Köln, fasst ein ganz heißes Eisen an. Sie erzählt von ihrem Leben und analysiert, sehr kritisch und humorvoll, die deutschtürkische Parallelgesellschaft.
Eindringlich beschreibt sie den Druck des Kollektivs, der Großfamilie und der Community, auf den Einzelnen. Das Individuum mit seinen Wünschen, Hoffnungen und Träumen zählt so gut wie nichts.
Deutschtürken fühlen sich sicher und wohl in ihrer „Schutzblase“: „Diese Schutzblase ist eine Parallelgesellschaft. Sie ermöglicht ein Leben in der Komfort-zone. Alles, was das Leben in der Komfortzone gefährdet, wird als böse deklariert. Kritik ist böse, alles Fremde ist böse und das Anderssein ist böse – ein-fach alles, was sich außerhalb der Schutzblase befindet“.
Familie, Erziehung, einseitiger Konsum türkischer Medien, der Islam und die Fremdenfeindlichkeit halten die Schutzblase zusammen und stabilisieren sie gegen die „bösen Deutschen“. Integration findet nicht statt. Wer sich wie Tuba Sarica anders kleidet (kein Kopftuch, schicke kurze Röcke) und anders verhält, wird geringschätzig als „total eingedeutscht“ abgetan.
Das „Deutsche“ wird zur Chiffre für Verlust von Moral und Werten. Und „der Deutsche“ zum „Fremdenfeind“ abgestempelt. Mit der „Rassismuskeule“ lassen sich die, von falscher Toleranz geleiteten, Deutschen, einschüchtern und zurückweisen. Tuba Sarica sieht hier eine, selbst von Rassismus und „Chauvinismus“ geprägte, Doppelmoral und Heuchelei: „Es ist absurd, dass gerade die Parallelgesellschaft, die den Deutschen gerne bei jeder sich bietenden Gelegenheit als Nazi beschimpft, selbst antisemitisch, homophob, frauenfeindlich, antichristlich, antiwestlich und anti-türkisch-demokratisch ist.“
Tuba Sarica ist es mit großen Anstrengungen gelungen, sich alleine aus der „Schutzblase“ zu befreien und zum Missfallen ihrer Familie und der Community ihr Leben selbstbestimmt zu führen. Sie hat die Religion hinter sich gelassen und vertraut den Mächten der Aufklärung.
Auch der aktuellen Politik wendet sie sich zu und übt scharfe Kritik an Erdogan, der Demokratie nur als Mittel sehe, um zum Ziel eines diktatorischen islamistischen Staates zu gelangen. Er habe nach einer gewissen Zeit die Deutschtürken als Zielgruppe entdeckt und mache sich „ihre schlechten Eigenschaften zunutze“: „Kritikunfähigkeit, Unwissenheit, den fundamentalistischen Glauben, die Unfähigkeit zwischen Staat und Religion zu trennen, das fehlende demokratische Bewusstsein, Willkür, Selbstjustiz, das ge-störte Verhältnis zur Sexualität, die Kurzsichtigkeit bei der Kindererziehung, Gewaltbereitschaft, Rassismus und Hass gegen Andersgläubige, gegen die Deutschen, Europa und alles Westliche“.
63,1% der Deutschtürken haben seinerzeit für Erdogans Verfassungsreferendum gestimmt und damit den Abschied von der Demokratie gutgeheißen. Ein Erfolg für den Diktator. Mit ihrem mutigen Buch hat Tuba Sarica in ein Wespennest gestochen. Ihre Community wird es ihr nicht verzeihen. Aber vielleicht hilft es doch einzelnen nachdenklichen Deutschtürken, den Weg zu einem selbstbestimmten Leben zu finden. Und für uns Deutsche ist Tuba Saricas Buch eine Ermutigung, nicht immer schlecht von uns zu denken, nicht in Selbstvorwürfen zu verweilen oder gar Selbsthass zu predigen.
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