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Die Mutter der Nation

geschrieben von: Redaktion am 20.07.2018, 15:22 Uhr
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Peter Gauweiler, grantiges und ständig gegen irgendeinen Strom schwimmendes CSU-Maskottchen, nennt Angela Merkel im Gespräch mit dem SPIEGEL eine „Wellenreiterin“, und „zwar die beste der Welt.“ Wellenreiten ist eine hohe Kunst, die Angela Merkel bestens beherrscht. „Sie bleibt oben, völlig egal, wo die Welle herkommt und wo sie hingeht“, sagt die bayerische Politiker-Legende der Hamburger Medien-Legende. Beide haben ihre beste Zeit hinter sich. Merkel nach zwölf Jahren Amtszeit als Bundeskanzlerin sicherlich auch. So frisch und aufgeräumt aber wie sie heute bei ihrer traditionellen Sommerbefragung der Hauptstadtjournalisten wirkte, verhallten Fragen nach dem Ende ihrer Karriere im großen Saal der Bundespressekonferenz ungehört und unbeantwortet.

Die Unionskrise, ausgelöst durch CSU-Chef Horst Seehofer, hat Merkel deutlich besser überstanden als dieser. Interessant wird sein, welchen Grund Seehofer am Abend des 14. Oktober findet, um immer noch nicht zurückzutreten. Vorausgesagt wird der bayerischen Staatspartei ein Minus von zehn Prozent zum Ergebnis von 2013, nämlich 38 statt 47,7. Sie braucht einen Koalitionspartner. Nur SPD (13%) und Grüne (16%) kämen für eine stabile Mehrheit im Landtag in Frage. Das wird lustig.

Angela Merkel ist in Bayern beliebter als der amtierende Ministerpräsident Markus Söder und CSU-Chef Horst Seehofer. Zwei weitere Kerle, die sie auf ihrem Weg geradeaus rechts im Graben liegen lässt. Seehofer, so Gauland blumig, habe vor „sechs Monaten einen politischen Teiltod erlitten“, als er das Amt des Ministerpräsidenten an Söder abgeben musste. „Teiltod“ ist ja auch ein wirklich schöner Begriff, den man sich merken sollte.

An die oft ungelenke Satzbildung von Angela Merkel haben wir uns inzwischen gewöhnt. Die Pressekonferenz heute bewältigte sie mit Bravour. Zu keinem Zeitpunkt gelang es den Journalisten, sie in die Ecke zu treiben oder zu verunsichern. Es waren langweilige 90 Minuten, was vor allem an den Journalisten und ihren sattsam bekannten Fragen lag. Nichts Neues, kein Thema, bei dem man sich nicht selbst nach der Frage schon die Antwort geben konnte. Der Präsidentendarsteller der USA, Donald Trump, denkt, dass er Merkel, Deutschland und die EU im Griff habe und sie mit seinen von Tweet zu Tweet wider-sprechenden Aussagen beeindrucken kann. Eine Fehleinschätzung. Merkel reagiert nach pädagogischen Grundsätzen. Lass das Kind ruhig schreien, es beruhigt sich auch wieder. Und wenn es sich voll sabbert, dann hilft Zewa wisch und weg.

Es ist diese Souveränität, die ruhige Hand und die stabile Raute, die uns keine Angst vor nichts haben lassen. Auf dem internationalen Parkett ist sie immer noch die Nummer Eins mit dem größten Erfahrungs-schatz. Gutaussehende junge Männern wie Frank-reichs Emmanuel Macorn, mögen in den Medien als Popstars gefeiert werden. Sie sind aber wie bunte Seifenblasen, die immer höher steigen und letztlich zerplatzen. Wer, wie Merkel, gleich auf dem Boden bleibt, kann nicht so schnell als Wassertropfen zu-rück auf die Erde fallen.

Die Frage, ob Martin Schulz ein guter, ja vielleicht besserer Kanzler geworden wäre, stellt sich nicht. Nichts jedoch wäre heute in Deutschland anders, wenn er Merkel abgelöst hätte. Ich bin ja ein großer Freund von befristeten Amtszeiten, acht, maximal zwölf Jahre. Dann hätte Merkel nicht weitermachen können. Wer aber dann? In der CDU fällt mir gegenwärtig überhaupt niemand ein, der in Frage käme. Und selbst wenn es jemand gäbe, nichts wäre anders.

Auch Peter Gauweiler beklagt die „Alternativlosigkeit“ in der CDU und schlägt vor: „Die CDU wird in Zukunft ein Headhunting im eigenen Laden machen müssen, damit ihr Personal endlich wieder die ganze Breite an Begabungen abbildet." Gauweiler selbst müsste am besten wissen, dass Chefposten in Parteien nicht mit Leuten besetzt werden, die ein Kopfjäger erobert hat. Selbst wenn: In welchem Revier sollte er den jagen?

Nein, Angela Merkel wird uns mindestens bis 2021 erhalten bleiben. Vermutlich auch darüber hinaus. In den Reihen der Union gibt es derzeit keine Alternative, und geeignete Bewerber bei der SPD wollen oder dürfen nicht nach vorn. Mit Nahles und Scholz bleibt die SPD deutlich unter 20 Prozent. Am 25. Juli beginnen die Wagner-Festspiele in Bayreuth. Frau Merkel wird dabei sein. Zur Aufführung gelangt Lohengrin. Und auch bei diesem Festakt wird die Nachfolgefrage keiner beantworten wollen. Denn, wie heißt es in dem Werk? „Nie sollst Du mich befragen!“

Ed Koch

  
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