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Gauland ohne Plan

geschrieben von: Redaktion am 13.08.2018, 09:10 Uhr
paperpress556 
Was für ein Bild. Da sitzt ein 77 Jahre alter Mann in seiner beige-braunen Standardkleidung, diesmal ohne Hundekrawatte, auf einem Schiff mit Blick aufs Wasser in Potsdam. Er wirkt etwas müde und gibt ziemlich lustlos dem ZDF ein Sommerinterview, in dem er immer wieder von seiner jungen Partei redet. Alexander Gauland stellte sich am Sonntagabend den Fragen von Thomas Walde. In den 20 Minuten ging es in keiner Sekunde um Migration, Asylverfahren, Probleme mit Ausländern oder „Merkel muss weg.“ Der aktuelle ARD-Deutschlandtrend von Infra-test dimap hatte ohnehin ermittelt, dass nur 39% der Befragten das Thema für wichtig halten. Das brennendste Thema der Deutschen, nämlich Gesundheit und Pflege (69%) wurde auch nicht erwähnt, wohl aber die Rentenfrage, die mit 64% auf Platz 2 der wichtigsten Themen steht.

Bevor über die Rente gesprochen wurde, sprach Thomas Walde den Klimawandel an. Und man hatte den Eindruck, hier äußere sich der Pressesprecher von Donald Trump. Nein, der Mensch habe mit dem Klimawandel nichts zu tun, der CO2-Ausstoß auch nicht viel: „Ich glaube nicht, dass es gegen den Klimawandel irgendetwas gibt, was wir Menschen machen können. Wir hatten früher Heißzeiten, wir hatten früher kalte Zeiten, längst vor der Industrialisierung.“ Egal, was die Wissenschaftler sagen, die AfD, der Alexander Gauland in Partei und Fraktion vor-steht, sieht keinen Handlungsbedarf. Klimaschutzorganisationen seinen überflüssig, denn alle Bemühungen von Deutschland, dem Klimawandelt entgegenzuwirken, hätten so und so keinen Sinn, weil unsere Nachbarn nicht mitmachen. „Kein Mensch gibt etwas auf das Vorbild Deutschland.“

Das Thema Rente nahm einen gewissen Raum in dem Interview ein, es lässt sich aber sehr kurz zusammenfassen. Die AfD arbeitet an einem Konzept, das im nächsten Jahr auf einem Parteitag beschlossen werden soll. Weder im Bundestags-Wahlkampf 2017, noch ein Jahr später, kann sich die AfD zu diesem wichtigen Thema äußern. Erstaunlich, sind doch nicht wenige Anhänger dieser Partei im ent-sprechenden Alter. Für die Landtagswahlen sei es nicht wichtig, etwas zum Thema Renten sagen zu können, da spielen, so Gauland, andere Themen eine Rolle.

Digitalisierung. Davon habe er keine Ahnung, da müsse man andere fragen. Und was die private Vermietung von Wohnungen über die Plattform Airbnb betrifft, sagte Gauland: „Eine Regulierungsmöglichkeit haben wir auch nicht gefunden.“ Der Wohnungsbau, vor allem für sozial Schwache, solle aber verstärkt werden.

Halten wir fest: zu keiner relevanten Zukunftsfrage hat die AfD ein Konzept und hat wieder einmal unter Beweis gestellt, alles andere als eine Alternative für Deutschland zu sein. Gauland lebt in der Vergangenheit. Man könne ein Land nur verändern, wenn man an den Wurzeln festhalte. Und diese Wurzeln liegen für Gauland in der Kaiserzeit und im Preußen des Alten Fritz. Immerhin hat er unterstrichen, dass es aus den „zwölf Jahren“, womit er 1933 bis 1945 meinte, nichts Bewahrenswertes gebe. Das sehen vermutlich einige seiner Parteifreunde etwas anders.

Natürlich kann Deutschland mit großer Dankbarkeit auf die Musik- und Literaturschaffenden früherer Jahrhunderte zurückblicken. Diese kulturelle Identität gilt es zu bewahren. Beethoven und Goethe werden auch in weiteren hundert Jahren für deutsche Kultur stehen. Orientieren sollten wir uns aber hier und heute an dem, was seit 1949 geschaffen wurde, nämlich ein demokratisches, tolerantes und weltoffenes Land zu errichten, das auch Vorbild für die nächsten Generationen sein wird. Daran kann die AfD nichts ändern. In jeder freiheitlichen Demokratie gibt es einen Bodensatz. Es ist sehr schlimm, dass gerade bei unserem international wichtigsten Partner, den USA, ein Vertreter dieses intoleranten und rassistischen Bodensatzes Präsident ist. So eine Entwicklung bei uns zu verhindern, muss Aufgabe aller demokratischen Parteien sein. Wie man jedoch eine Partei wählen kann, die keine Zukunftskonzepte hat, sondern sich an der Vergangenheit orientiert, wird mir ein Rätsel bleiben.

Heute vor 57 Jahren wurde die Mauer gebaut. Seit 1989 ist sie ebenso weg wie der Staat, den sie eigentlich abschotten sollte. Die DDR wurde überwunden und mit ihr die Mauer. Das geschah nicht von allein, sondern durch die Deutschen selbst. Ein Volk, das so viel überwinden und zum Guten verändern kann, wird langfristig auch mit einer Null-Konzepte-Partei wie der AfD fertig.

Ed Koch

  
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