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Hamburg

geschrieben von: Redaktion am 03.11.2018, 12:41 Uhr
paperpress559 
Wenn ich aus irgendeinem Grunde mal nicht mehr in Berlin leben möchte, gäbe es nur eine Alternative: Hamburg. Im Gegensatz zum Bayerischen oder Sächsischen finde ich das Hanseatendeutsch angenehm unterhaltsam. Mit dem Hamburger trockenen und immer leicht arroganten Humor komme ich gut zurecht. Er ist nicht so drastisch und klingt auch nicht so unfreundlich wie der Berliner. Man mag die Hamburger als spröde empfinden, sollte sich aber nicht Olaf Scholz zum Beispiel nehmen, sondern eher Heidi Kabel. Die Hamburger sind hilfs- und keineswegs unnahbar. Mit Taxi- und Bus-fahrern habe ich bislang nur gute Erfahrungen ge-macht, ganz im Gegensatz zu den heimischen, die häufig ziemlich anstrengend sind. Sogar die Ansagen in der Deutschen Bahn, wenn man von Hamburg nach Berlin fährt, sich freundlicher, als wenn der Zug aus München über Berlin nach Hamburg rollt.

Was die Großstadtprobleme anbelangt, so hat Hamburg die gleichen wie Berlin. Jahrelang wurde nichts an den Straßen gemacht, jetzt ist Geld da, und alles wird aufgerissen. Die Baustellen verteilen sich über das ganze Stadtgebiet, es staut sich auf den Straßen genau wie in Berlin. In Hamburg geht man damit gelassener um und regt sich vor allem nicht über-mäßig auf, wie wir Berliner es perfekt können.

Hamburg hat einen neuen Verkehrs- und Wirtschaftssenator, den parteilosen Michael Westhagenmann. Seine erste Amtshandlung: Pläne für einen möglichst staufreien Verkehr. „Der frühere Siemens-Manager will vor allem Alternativen zum Auto unterstützen.“, schreibt das Hamburger Abendblatt. Woher kennt man bloß dieses Ansinnen. „Gerade den Fahrradverkehr müssen wir fördern und die Radwege ausbauen. Denn das Fahrrad ist in einer modernen Großstadt eine gute Alternative.“, sagt der neue Senator dem Abendblatt. Das hätte auch 1:1 unsere Verkehrssenatorin Regine Günther sagen können.

Der öffentliche Nahverkehr muss verlässlicher und attraktiver werden. Ebenfalls eine deckungsgleiche Forderung aus Hamburg und Berlin. Und noch eine Übereinstimmung: Die Baustellen sollen besser ko-ordiniert werden. Na, schauen wir mal, was der neue Senator bewirkt.

Nicht begeistert sind die Hamburger davon, dass der Direktor der Kunsthalle Hamburg, Christoph Martin Vogtherr, nach nur zwei Jahren seinen Posten aufgibt und nach Berlin geht. Hier wird er neuer Chef der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten. Die Entfaltungsmöglichkeiten in Hamburg waren wohl nicht so toll. Die finanziellen Mittel der Kunsthalle schränkten den Direktor offenbar so massiv ein, dass er sich auf Jobsuche begab und in Berlin das passende fand.

Ausgerechnet zwischen dem 25. Dezember und 2. Januar droht den Hanseaten ein Bahn-Chaos, weil angeblich unaufschiebbare Gleisarbeiten verrichtet werden müssen. In Altona und Dammtor halten in dieser Zeit keine Züge und auch der Hauptbahnhof ist nur eingeschränkt erreichbar. Die meisten Züge enden dann bereits am Bahnhof Harburg, melden das Hamburger Abendblatt und das Hamburg Jour-nal.

Alles schlimme Nachrichten. Aber irgendwie hat man den Eindruck, dass die Hamburger das sehr gelassen nehmen, wenn auch CDU und LINKE die Bauarbeiten der Bahn zu Weihnachten als „Schwachsinn“ bezeichnen. Auch die Medien verzichten auf die bei uns übliche Politikerbeschimpfung. In Berlin werden ja Politiker für alles verantwortlich gemacht. In Hamburg geht man mit ihnen respekt-voller, aber dennoch nicht devot um.

Das zeigt sich vor allem in der Berichterstattung des Hamburg Journals, dem Pendant zur Berliner Abendschau, ebenfalls um 19.30 Uhr und auch knapp 30 Minuten lang. Das Studio klassisch, nicht eine überdimensionierte Halle wie beim RBB, in der die Moderatoren zu Beginn dem Zuschauer entgegen- und in der Sendung hin und her laufen. Klassisch heißt: Tisch, hinter dem die Moderatoren stehen. Bevor die erste Meldung verlesen und der erste Beitrag angesagt wird, erscheint die Erkennungsmusik. Nicht wie in Berlin eine Art Klingelton oder Morsezeichen, sondern ein klassisches Werk, nämlich das Hauptthema des vierten Satzes der ersten Sinfonie von Johannes Brahms. Die Musik beruhigt zu Zuschauer und macht ihn nicht schon zu Beginn aggressiv.

Was im NDR Hamburg Journal auch fehlt, ist das Nachtreten am Ende eines Beitrages durch die Moderatoren. In Hamburg lässt man den Filmbericht so stehen, wie er vom Redakteur abgeliefert wurde. In Berlin muss immer noch eine überflüssige Bemerkung hinterhergeschoben werden. Eklatantestes Beispiel der letzten Tage ist das von der SPD beschlossene 500-Millionen-Programm für höhere Be-züge der Beschäftigten und Entlastungen bei Hortgebühren und Schülermonatskarten. Im Bericht äußerten sich die Befragten im Wesentlichen positiv zu dem Vorhaben, während in der überflüssigen Abmoderation in die sozialen Medien der Abend-schau geschaut wird. Und hier „findet sich kaum jemand der glaubt, dass dieses Projekt aufgeht.“ Dit is Berlin.

Ed Koch

  
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