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Stromversorgung in Berlin

geschrieben von: Redaktion am 21.02.2019, 07:44 Uhr
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Die Jahrespressekonferenz der Stromnetz Berlin GmbH hatte sich ihr Geschäftsführer Thomas Schäfer am 20. Februar auch anders vorgestellt. Es sollte vor allem um die Investitionen ins Stromnetz Berlin gehen, ging es dann auch, aber etwas später, als die Fernsehkameras abgebaut worden waren, denn deren Interesse lag allein am Köpenicker Stromaus-fall, der in die Geschichte eingehen wird. In seinen 41 Dienstjahren hat Thomas Schäfer einen Strom-ausfall dieser Art noch nicht erlebt. Statistisch gesehen war 2018 jeder Berlin nur 13,7 Minuten von einem Stromausfall betroffen.


So schlimm die Situation für die Betroffenen 31.500 Privat- und 1.920 Gewerbe-Kunden in Köpenick, Bohnsdorf, Grünau, Müggelheim und Schmöckwitz 31 Stunden lang war, sollte man der Verhältnismäßigkeit wegen nicht unerwähnt lassen, dass 2,27 Mio. Haushalte und entsprechend viele Gewerbebetriebe mit Strom in der selben Zeit versorgt wurden. Für Jürgen Schunk, dem Leiter des Krisenstabes der Stromnetz Gesellschaft, waren es aufregende Stunden. Um 21.28 Uhr kam gestern Abend die erlösende Meldung: Alle Kunden wieder versorgt.

Was war geschehen: „Horizontale Bohrarbeiten einer Tiefbaufirma hatten am 19. Februar um 14:10 Uhr zwei 110-kV-Kabelsysteme am Zugang zur Salvador-Allende-Brücke im Bezirk Köpenick durch-trennt und einen großflächigen Stromausfall verursacht. Der Grund für die ungewöhnlich lange Störung: Komplexe bauliche Herausforderungen an der Schadensstelle und Reparaturarbeiten auf engstem Raum. Seit 21:22 Uhr werden alle betroffenen Kun-den wieder mit Strom versorgt. Ab 18:58 Uhr konnten bereits rund 5.000 Haushalte in der Köpenicker Altstadt sowie sensible Kunden wie Krankenhäuser mittels einer provisorischen Teilversorgung sukzessive zugeschaltet werden. Die Reparaturen am ersten der zwei betroffenen Kabelsysteme liefen parallel weiter. Um kurz vor 21 Uhr hat Stromnetz Berlin das Kabel in Betrieb genommen. Die noch fehlenden Haushalte wurden ab 21:22 wieder mit Strom versorgt.“

Jürgen Schunk: „Einen derartigen Fall hat es in Berlin noch nicht gegeben. Beide Kabelsysteme wurden bei der Bohrung vollständig durchtrennt und unsere Monteure mussten die Reparaturarbeiten am Zugang zur Brücke auf engstem Raum durchführen. Sicherheit und Sorgfalt standen dabei an oberster Stelle. Die Kollegen haben die Nacht hindurch bis zum späten Abend des Folgetages gearbeitet, um unsere Kunden wieder mit Strom zu versorgen.“ In den kommenden Tagen wird das zweite Kabelsystem instandgesetzt und die Redundanz im Bereich der Salvador-Allende-Brücke wiederhergestellt.

Die Berichterstattung über den Stromausfall im RBB Fernsehen war teilweise so unterirdisch wie die Bauarbeiten an den Kabeln. Vor allem ein Beitrag von Norbert Siegmund tat sich unangenehm hervor. Er schob die Schuldfrage unvermittelt dem Netzbetreiber zu, weil dieser keine Absicherungen getroffen habe. Wenn jedoch alle Versorgungs- und Ausweichleitungen beschädigt werden, läuft dieser Vor-wurf ins Leere. Siegmund schürte in seinem Beitrag die Angst, dass ein Ausfall dieser Art immer wieder eintreten könnte und untermalt das mit Plünderungsszenen in einem Supermarkt. Man müsse sich also auf Stromausfälle einstellen, kommentierte die Moderatorin Lemke das Horrorszenario des Total-Blackouts ihres Kollegen Siegmund. Ja, und morgen kann ein Meteorit das Sendezentrum des RBB treffen. Natürlich gab es nach der Tagesschau ein „Spezial“ zum Blackout mit keinen anderen Erkenntnissen als zuvor in der Abendschau und hilfreichen Ratschlägen für Menschen, die die Sondersendung mangels Stromversorgung gar nicht sehen konnten. Noch einmal: schlimme Situation, ohne Strom sein zu müssen, vor allem nachts im Winter ohne Heizung, Panikmache hilft jedoch nicht weiter. Zumal Panikmache unbegründet ist. Denn eines hat der Vorfall gezeigt, nämlich die hervorragende Zusammenarbeit von Polizei, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und allen anderen Beteiligten. Die Schuldfrage ist in diesem Fall ganz eindeutig zu beantworten. Nicht die Stromnetzgesellschaft ist haftbar zu machen, sondern das Bauunternehmen aus der Schweiz, das ohne jede Kenntnis der Infrastruktur einfach losbohrte. Dabei gibt es die infrest - Infra-struktur eStrasse GmbH auf dem EUREF-Campus. Dort kann man genau erfahren, welche Leitung wo liegt. Es kann ja wohl kaum Aufgabe des Netzbetreibers sein, entlang der Leitungen Posten aufzustellen, die darauf warten, dass jemand losbohren will. Bevor aber Bauarbeiten beginnen, die ja irgendwer genehmigen muss, muss sichergestellt sein, dass vorher entsprechende Erkundigungen eingezogen wurden.

Stromkabel, die bis zu zwei Metern unter der Erde liegen, sind letztlich immer noch sicherer als überirdische Leitungen. Die letzten Freileitungen werden nach und nach unter die Erde gebracht, dafür hat die Stromnetzgesellschaft sieben Millionen Euro vorgesehen und 25 Mio. Euro für neue Kabel.

Verlassen wir nun Köpenick und kommen zu den Mitteilungen der Jahrespressekonferenz der Strom-netz Berlin GmbH.

Und da Geschäftsführer Thomas Schäfer allen Grund, ein fröhliches Gesicht zu machen. Sein Unternehmen plant für 2019 eine Rekord-Investitionssumme von 194 Millionen Euro ein. „Damit setzt sich die intensive Investitionstätigkeit des Unternehmens weiter fort. Dabei verteilen sich die Investitionen in drei wesentliche Bereiche: Et-was mehr als die Hälfte des Geldes (103 Mio. ¤) fließt in den Erhalt und die Modernisierung des Stromnetzes und jeweils knapp ein Viertel der Ge-samtsumme mit etwa 50 Millionen Euro in Digitalisierung und 41 Millionen Euro in die Herausforderungen, die sich aus der Wachsenden Stadt Berlin ergeben.

Größte Einzelprojekte bei den Ausgaben in die Strominfrastruktur der Stadt sind dabei die Weiterführung der Arbeiten am neuen Netzknoten Charlottenburg (Inbetriebnahme 2020) und am neuen Umspannwerk Wuhletal (Inbetriebnahme 2020), sowie die abschließenden Aktivitäten zur Elektrifizierung der neuen Europacity neben dem Hauptbahnhof.“

Thomas Schäfer kündigte an, dass sich die Investitionen auch in den kommenden Jahren kontinuierlich auf diesem hohen Niveau bewegen werden. „Alle Vorhaben zahlen auf unser Kernziel ein, Berlin mit einem der smartesten Metropolennetze Deutsch-lands auszustatten und somit die Attraktivität als wichtiger Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort zu erhöhen. Dass wir dabei gut vorankommen, ist uns nun durch die Bundesnetzagentur mit der sogenannten ‚Supereffizienz‘ bestätigt worden.“ Somit kann Stromnetz Berlin in der laufenden Regulierungsperiode (2019 – 2023) mit einem zusätzlichen Innovationsbonus von jährlich drei Millionen Euro kalkulieren. „Davon profitieren alle Kunden. Die Qualität des Berliner Stromnetzes steigt und die Netzentgelte bleiben stabil,“ so Thomas Schäfer weiter. „Zu den Schwerpunkten für Stromnetz Berlin im Jahr 2019 zählte Schäfer unter anderem weitere Voraus-setzungen zu schaffen, um den langfristig erwarteten Anstieg der Elektromobilität zu unterstützen, den Abbau noch verbliebener Niederspannungsfrei-leitungen in Französisch-Buchholz sowie die Fortführung der Arbeiten für die Einführung eines neuen Betriebsführungskonzeptes.“

Und zum Schluss die Standardfrage nach der Konzession. Schäfer rechnet noch im Februar mit einer Entscheidung. Hinter vorgehaltener Hand wird längst gemunkelt, dass das städtische Unternehmen „Berlin Energie“ den Zuschlag bekommen soll. Fest steht schon heute, sollte Berlin das Stromnetz zu-rückkaufen, wäre das eine sehr teure Fehlentscheidung. Dass durch Rekommunalisierung der Strompreis sinken wird, ist ein Märchen. Und auch ein kommunaler Stromversorger bliebe vom unkontrollierten Anbohren seiner Leitungen nicht verschont.

Ed Koch


  
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