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20.000mal Abendschau

geschrieben von: Redaktion am 30.08.2019, 07:40 Uhr
paperpress568 
Ach, war das schön, diese alte wunderbare Erkennungsmelodie der Abendschau, „Durch Berlin fließt immer noch die Spree“, mal wieder zu hören. Ges-tern lief die 20.000ste Sendung. Dazu hatte sich Eva-Maria Lemke in schwarz/weiß hinter dem legendären Moderatorentisch gesetzt. Die Erkennungsmusik wurde immer wieder „modernisiert“ bis zum heutigen Ergebnis, einem Klangkompott aus Morsezeichen, der offenbar die Dynamik der heutigen Abendschau signalisieren soll.

Von den 20.000 Sendungen der Abendschau, die bis 1993 „Berliner Abendschau“ hieß, habe ich seit An-fang der 1960er Jahre, als sich meine Eltern einen Fernsehapparat angeschafft hatten, die meisten gesehen, kann mir also ein Urteil erlauben. Fazit vorweg: früher war alles besser. Die Moderatoren, die Präsentationsform einer klassischen Nachrichtensendung, der Mix der Themen und die Grund-stimmung. Früher war man am Schluss der Sendung gut informiert, aber nicht verärgert. Auch heute noch erfüllt die Sendung ihren Zweck, die Zuschauer zu informieren, wie ist eine andere Frage. Die gute Laune, die man vielleicht zum Feierabend mit nach Hause gebracht hat, ist ziemlich schnell weg, weil die Abendschau im Wesentlichen ein Bild von einer Stadt zeichnet, in der wenig funktioniert, die Politiker ziemliche Deppen sind und Kriminalität einen hohen Stellenwert besitzt.

Natürlich berichtet die Abendschau auch über Veranstaltungen und kulturelle Ereignisse. Berichte aus den Berliner Kiezen sind jedoch Mangelware, kleine Sportvereine kommen so gut wie gar nicht vor. Wenn es im Kiez Probleme gibt, ist die Abendschau sofort zur Stelle, nur mal so macht sie sich nicht auf den Weg. Das Leben der Berliner funktioniert aber zu einem sehr hohen Anteil. Wer weitestgehend zufrieden mit seiner Stadt ist, sollte sich nicht die Abendschau ansehen, die Stimmung könnte kippen. Zur Jubiläumssendung wurde endlos mal wieder über die Rigaer Straße berichtet, sogar mit einem Polizei-Video von einem Vor-Ort-Einsatz, der ein erschreckendes Bild von den Bewohnern eines Hauses bot, die jenseits der Gesellschaft stehen. Warum man nicht wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung das Haus räumen kann, weiß ich nicht. Peinlich für den Innensenator Andreas Geisel war, dass er noch Anfang der Woche erklärte, an den Hauseigentümer nicht heranzukommen, während gestern sein Parteifreund, der Abgeordnete Tom Schreiber eben mit diesem Hauseigentümer am Tisch saß. Lakonisch, wie es die Art von Frau Lemke ist, bot sie dem Innensenator an, den Kontakt herzustellen. OK, das war halbwegs komisch. Der komplette Beitrag hätte aber auch in zwei Minuten auf den Punkt gebracht werden können. Gleiches gilt für endlosen Gerichtsreportagen, wo es ausreichen würde, in einer Meldung das Strafmaß zu verkünden.

Die Abendschau ist fokussiert auf die Probleme der Stadt. Politiker sind nicht die Feinde und Gegner der Bevölkerung, sie sind ihre Partner, von ihnen ge-wählt. Diese Erkenntnis kommt in der Abendschau nicht so richtig rüber.

Der Unterhaltungsteil der Jubiläumssendung bestand darin, dass die Fraktionsvorsitzenden sagen durften, wie sie die Abendschau finden. Ich bin gegenwärtig noch damit beschäftigt, die dicke Schleimspur von meinem Bildschirm zu entfernen, die Saleh & Co. hinterlassen haben. „Berlin ohne Abendschau ist kein Berlin“, sagte SPD-Fraktionschef Raed Saleh. Er merke, Dank Abend-schau, die Stimmung in der Stadt. Die Abendschau sei die DNA Berlins. Burkard Dregger von der CDU hält die Abendschau für eine wichtige Nachrichtensendung und wünsche sich, dass die CDU darin mehr vorkomme. Als einen „Marktplatz“ bezeichnete die Grüne Antje Kapek die Sendung, die zum „Abendbrot gehöre, wie ihr Hummus zur Schrippe“. Ein „Spiegel Berlins“ sei die Abendschau, meint der Linke Udo Wolf, „interessant zu gucken.“ AfD-Fraktionsvorsitzender Georg Padzerski nennt die Abendschau „eine liebgewordene Tradition“, in der über die Kieze, Stadtteile und Nachbarn informiert werde. Für FDP-Mann Sebastian Czaja ist die Abendschau ein „buntes Fenster und der große Blick in die Stadt.“ Bei diesen Aussagen kann man Zweifel hegen, ob die Fraktionschefs wirklich regelmäßig diese Sendung sehen.

Natürlich ist die Abendschau Marktführer. Der Privatsender Hauptstadt TV kann, was die Zuschauer-zahlen betrifft, natürlich nicht mithalten. Inhaltlich ist das „tagesjournal“ (18:30-19:30) des Senders jedoch wesentlich entspannter und angenehmer. Wer eine richtig gute Nachrichtensendung aus einer großen Stadt sehen möchte, dem empfehle ich das „Hamburg Journal“ des NDR, das, wie die Abendschau um 19:30 Uhr ausgestrahlt wird.

Ed Koch

  
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