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geschrieben von: Redaktion am 02.10.2019, 07:36 Uhr
paperpress570
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2011 wurde dem SPIEGEL-Redakteur René Pfister der „Egon-Erwin-Kisch-Preis“ aberkannt, weil er in einer Reportage über Horst Seehofer dessen Um-gang mit einer im Keller stehenden Modelleisenbahn so genau beschrieb, dass die Leser den Eindruck gewannen, er habe sie selbst gesehen. Auch wenn Seehofer den Text über die Modellbahn als wahr bestätigte, gab der Journalist zu, sie nie gesehen zu haben. Horst Seehofer nahm den Redakteur in der „Süddeutschen Zeitung“ sogar noch in Schutz. „Viel Falsches in den Medien wird nicht geahndet, und hier wird das Richtige falsch geahndet“, sagte der Politiker. Quelle: BILD
Das nützte nichts, der Preis wurde Pfister wieder aberkannt. Die Frage, die sich aus der Einleitung ergibt, ist nun folgende. Müssen dem von Tagesspiegel-Chefredakteur Lorenz Maroldt herausgegebenen Newsletter „Checkpoint“ alle bisher verliehenen Preise* aberkannt werden, oder lungerte Maroldt tatsächlich vor dem Wohnhaus des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller herum? Maroldt berichtet in seinem Newsletter über angeb-liche Probleme mit dem Standort des so genannten „Postenhauses“, das vor den Häusern gefährdeter Personen aufgestellt wird. Objektschützer bewachen das Haus. Maroldt beschreibt detailliert, wo das „Postenhaus“ stehen sollte und wegen einer angebli-chen Intervention Müllers nicht stehen kann, und wo es nun stehen wird. Maroldt zitiert aus einer inter-nen Polizeinotiz. Wie Maroldt an diese kam, ist eine andere Geschichte. Aus der Berichterstattung des Tagesspiegels geht immer wieder hervor, dass er aus Kreisen der Senatskanzlei über alle möglichen Vorgänge informiert wird. Sogar, was in den nicht öffentlichen Senatssitzungen gesagt wird, kann man im Tagesspiegel nachlesen, bis hin zu der Bewer-tung der aktuellen Laune des Regierenden Bürgermeistern. Insider sprechen deshalb auch vom Ta-gesspitzel.
Maroldt berichtet in seinem Newsletter detailliert, als sei er persönlich vor Ort gewesen, wo sich die Objektschützer gegenwärtig aufhalten, in einem Kleinwagen, „bei dem offenbar die Batterie schlappgemacht hat (nachts alles dunkel).“ Maroldt macht sich auch Sorgen um die Menschen: „Im nächsten Sommer brüten dann die Objektschützer“, weil das „Postenhaus“ nicht im Schatten steht, sondern „den ganzen Tag in der Sonne.“
Die Reportage von Maroldt ist völlig sinnfrei und hat keinen Nachrichtenwert. Es geht Maroldt, der diesen Vorwurf stets bestreitet, nicht darum, irgendetwas Wichtiges mitzuteilen, sondern allein darum, die Person des Regierenden Bürgermeisters zu diskredi-tieren. Ich habe Maroldt geschrieben: „Aus einer internen Polizeinotiz zu berichten, wenn es um den leider erforderlichen Personenschutz geht, ist ein neuer Tiefpunkt Ihrer hasserfüllten Berichterstat-tung über den Regierenden Bürgermeister.“, worauf Maroldt antwortete: „Nichts liegt mir ferner als Hass.“
Elmar Schütze von der Berliner Zeitung hat zu Maroldts „Reportage“ am 30.09. einen Kommentar veröffentlicht. Zuerst beschreibt er die Geschichte um den Standort des Postenhäuschens. Er zitiert aus einem Statement der Senatskanzlei, aus dem her-vorgeht, wo und warum dort und nicht woanders das Postenhaus stehen soll. Schütze schreibt in seinem Kommentar weiter: „Doch die Postenhäus-chen-Geschichte geht in Wahrheit tiefer. Sie betrifft den Umgang mit der Privatsphäre von Politikern. Was geht es die Öffentlichkeit an, wo ein Politiker wohnt? Auch Anonymität kann schützend sein. Na-türlich bezahlt der Staat den Schutz seiner Amtsträ-ger, wo immer sie auch gerade sind oder wohnen. Darauf muss ein Politiker sich verlassen können. Ohne dass jedes Detail öffentlich wird.“ Personen-schützer sind freundliche Begleiter von gefährdeten Personen. Wer gefährdet ist, bestimmt das Landes-kriminalamt. Für die Betroffenen ist es alles andere als angenehm, ständig bewacht zu werden. Das ist aber der Preis, den wir zahlen müssen, um uns vor dem verkommenen, kriminellen Teil unserer Gesellschaft zu schützen.
*Es ist kaum zu glauben, aber Maroldts Newsletter hat zahlreiche Preise abgeräumt. Für die komplette Ausgabe des Newsletters muss man inzwischen Geld bezahlen, weil „Qualitätsjournalismus“, so Maroldt, eben kostet. Kostenlos gibt es nur eine „Kurzstre-cke“, die schon schlimm genug zu ertragen ist. Es ist der gescheiterte Versuch, Nachrichten satirisch auf-zubereiten. Das sollte man den Profis der „heute show“ und von „extra3“ überlassen. „Pflichtlektüre“ und „Trifft Berliner Schnauze“ stand in der Begrün-dung für den Grimme Online Award 2015. Sogar die Konrad-Adenauer-Stiftung hat 2014 den Checkpoint in der Kategorie „Innovation“ ausgezeichnet. Und 2015 gab es für Maroldt noch den Preis „Goldener Blogger 2015“. Vermutlich haben die Juroren den Newsletter so gründlich gelesen, wie Maroldt vor Müllers Haus recherchiert hat. Müller selbst bewer-tete den Newsletter einst mit den Worten: „Nicht alles, was im Checkpoint steht, stimmt.“
Die Form der Berichterstattung in Maroldts Check-point ist das, was Berlin am wenigsten braucht, nämlich immer wieder schlecht geschrieben zu wer-den. Schlussfrage: Woran merken Sie, dass sie ge-fährdet sind? Wenn nachts ein großer hagerer Mann ihre Haustür beobachtet.
Ed Koch
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