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Platz Eins

geschrieben von: Redaktion am 20.12.2019, 10:43 Uhr
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Mit Jugend und Schule konnte kaum ein Politiker je einen Blumentopf gewinnen. Als Gedöns bezeichnete einst Bundeskanzler Gerhard Schröder diesen Zukunftsbereich. Die Verwaltung und die verschie-denen Senatoren oder Bezirksstadträte kriegen es einfach nicht in den Griff. Kitas und Schulen haben an allen Ecken und Enden Probleme, die zu beheben es Milliarden kosten würde, ganz abgesehen vom fehlenden Personal. So finden sich die jeweiligen Senatoren auf der Beliebtheitsskala in Umfragen immer ganz weit hinten. Zum Thema Kinder und Schule hat fast jeder eine Meinung, hat entweder eigene Kinder oder kennt jemand, der Kinder hat. Hinzu kommen die unzähligen Verwandten, die das Elend mitkriegen. Und alle sind natürlich Experten, die wissen, wie es besser gehen könnte.

In der monatlichen Umfrage der Berliner Zeitung steht die aktuelle Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Sandra Scheeres (SPD), auf dem letzten Platz. Im November konnte sie ein leichtes Hoch um 0,3 Punkte verzeichnen und gab die Rote Laterne an Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) wei-ter. Das nützte Frau Scheeres nicht sehr viel. Die Zeitschrift „tip“ kürte sie zur „peinlichsten Berlinerin des Jahres 2019“, stellvertretend für die Berliner Bildungsmisere. In der Begründung heißt es: „Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist die SPD in Berlin für die Bildung zuständig – die acht Jahre unter Schee-res reihten sich da nahtlos ein.“ Quelle Berliner Zeitung.

Zu den Daueraufgaben gehört die Verbesserung der Qualität in Kitas und an Schulen. Darum kümmern sich regelmäßig Experten. Dann und wann führt eine Expertenmeinung auch mal zu erheblichen Konflik-ten. Zum Beispiel als die Verwaltung der Friedrich-Bergius-Schule in Friedenau bescheinigte, eben nicht so gut zu sein, wie alle nicht nur meinen, sondern auch wissen. Am Ende des ausgedehnten Konfliktes wurde die Stelle des Schulstaatssekretärs neu be-setzt. Soweit wird es am Ende des neu aufkommen-den Konfliktes vielleicht nicht kommen.

Es geht um das „Sprachlerntagebuch“, das im Rah-men des Berliner Bildungsprogramm jedes Kind auf den Weg von der Kita zur Schule begleiten soll. 2007 wurde diese Dokumentation eingeführt. Da-mals hieß die Senatsverwaltung noch Bildung, Wis-senschaft und Forschung. Obwohl im Firmennamen nicht erwähnt, war Jürgen Zöllner auch Jugendse-nator. In seinem Vorwort schrieb Zöllner damals: „Ich wünsche mir, dass Ihr Kind mit Spaß und Freu-de dieses Sprachlerntagebuch mitgestaltet, Sie sich als Eltern nach Ihren Möglichkeiten beteiligen und so die Erzieherin dabei unterstützen, die Sprachent-wicklung Ihres Kindes gut zu begleiten.“

Das Buch wurde immer wieder überarbeitet, inhalt-lich aber auch aus datenschutzrechtlichen Gründen. Viele sehr persönliche Fragen über die Familienver-hältnisse wurden gestrichen. Heute arbeiten Erzie-her/innen und die Kinder gern gemeinsam mit dem Buch. Es hat seine Akzeptanz gefunden. Das sieht eine „Qualitätskommission“ der gegenwärtigen Se-natsverwaltung anders. „Schulreif“ sollen die Kinder in der Grundschule ankommen. Das ist aber nicht allein Aufgabe einer Kita, sondern vor allem auch der Eltern. Das Kind vor den Fernseher zu setzen und zu hoffen, die „Sendung mit der Maus“ erfülle diesen Zweck, ist zu dürftig. „Erfolgreiche schulische Karrieren beginnen nicht erst in der Schule, sondern lange davor“, sagt der Leiter des Experten-Gremiums, Olaf Köller. Nochmal: das ist eine Ge-meinschaftsaufgabe von erstens den Eltern und zweitens der Kita. Hilfreich wäre es übrigens, wenn die Jugendlichen „lebensreif“ die Schule verließen.

Die Kommission empfiehlt, „von dem Tagebuch Abstand zu nehmen und die Kinder stattdessen kur-zen Tests zu unterziehen, auf deren Grundlage dann entschieden werden soll, wo sie stärker gefördert werden müssen. Die Kommission habe den Ein-druck, der individuelle Förderbedarf der Kleinen könne mit einfacheren Instrumenten besser erkannt werden.“ Ob dadurch langfristig Berliner Jugendliche besser beim PISA-Test abschneiden, wird sich zei-gen. Bewährtes abzuschaffen und durch vermeint-lich Besseres zu ersetzen, muss nicht unbedingt erfolgreich sein. Es scheint mal wieder so zu sein, dass an den Betroffenen vorbei gehandelt wird. Viele Erzieherinnen und Erzieher jedenfalls zeigten sich überrascht von den Plänen, das Sprachlernta-gebuch abschaffen zu wollen. Am Samstag erscheint übrigens der neue „tip“ mit allen 100 peinlichsten Berlinern. Vielleicht sind auch Sie dabei.

Ed Koch

  
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