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geschrieben von: Redaktion am 25.12.2019, 07:45 Uhr
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Weihnachten ist eine Veranstaltung, an der sich die Geister scheiden. Die einen mögen das rührselige Drumherum mit Glühwein und Lebkuchen, die anderen versuchen alles, um dem zu entgehen. Mit Ge-schenken kann man die Menschen, die man mag, auch über das ganze Jahr hinweg beglücken. Und einen vernünftigen Gänsebraten gibt es auch außer-halb der Weihnachtsfeiertage. Weihnachten ist eine Droge, die zu ungebremsten Konsumrausch führt. Eine Subventionsaktion für den Einzelhandel, dem wir natürlich die besonderen Umsätze im Dezember gönnen. Auch wenn die Figur des Weihnachtsmannes in ähnlicher Form schon seit dem 19en Jahrhundert besteht, so haben wir sein heutiges Outfit im Wesentlichen einem amerikanischen Limonadenunternehmen mit Rauschanteilen in der braunen Brühe zu verdanken. Die Image-Farbe des Brauseherstellers ist rot, demzufolge fliegt Santa Claus in einem roten Mantel mit Rentier Rudy in einem Schlitten durch die Lüfte. Und Rudys Nase ist natürlich auch rot. Bekannt ist uns das rotnasige Rentier durch den Song von Bing Crosby, „Rudolph, the Red-Nosed Reindeer“, dessen deutsche Version die unvergessene RIAS-Legende John Hendrik (Jazz für alle – Club 18) sang.
Apropos Santa Claus, Klaus Hoffmann hatte in diesem Jahr eine ganz besondere Idee zu Weihnach-ten. Er und sein Mann am Klavier, Hawo Bleich, luden am Heiligen Abend in die Bar jeder Vernunft ein.
Bevor er am 17. Januar 2020 mit der Tour „Klaus Hoffmann singt Brel“ in Osnabrück startet, besang er noch einmal den „Aquamarin“ seines aktuellen Albums. Es war am 24. Dezember ein Auftritt mit Hindernissen. Seit vielen Wochen schleppt er einen Virus mit sich rum, der seine Stimmbänder belegt. Im Oktober musste er seine Auftritte in der „Bar jeder Vernunft“ deshalb absagen. Zwischenzeitlich wurde die Stimme wieder besser, es gab aber einen Rückschlag, für den der Virus, der sich in ihm offen-bar sehr wohl fühlt, sorgte. Die Weihnachtsfeier stand kurz vor dem Aus. Profi, der Klaus Hoffmann, der seit den 1960er Jahren Musik macht, nun einmal ist, kam das für ihn nicht in Frage, nicht an diesem Tag. So informierte die Bar die Gäste, dass es statt eines kompletten Konzerts eine „musikalische Lesung“ geben werde. Es waren letztlich nur eine Handvoll Leute, die ihre Karten zurückgaben. Das Rund der „Bar jeder Vernunft“ war dennoch voll bestückt mit Menschen, die den Heiligen Abend mal etwas anders ausklingen lassen wollten, anstatt mit der Mischpoke unterm Weihnachtsbaum zu sitzen. Sie haben es nicht bereut.
Die Stimme von Klaus Hoffmann erinnert an die des bekannten Synchronsprechers Christian Brückner (Robert De Niro, Burt Reynolds, Robert Redford), rauchig, etwas kratzig. Als er die ersten Takte sang, rief ihm eine Zuschauerin zu „Geht doch!“ Und es ging. Nein, er las nicht aus seinem Buch vor, das er ohnehin auswendig kennt. Er erzählte seine Lebens-geschichte mit den vielen eingebauten Gags, die die Zuhörer zum Lachen brachten.
Fast schon ein Running Gag ist die Stelle in seiner Vita, wenn er von seiner Reise nach Afghanistan berichtet und sie stets auf die Endsechziger datiert und den Autor dieses Beitrages, wenn er anwesend ist, nach dem korrekten Datum fragt. Es hat in den letzten Jahrzehnten nichts genutzt, 1970 in den Saal zu rufen, in seiner Vita steht nach wie vor 1968. Zur Erklärung: bis Ende März 1970 absolvierte er seine „Lehre“ aus Groß- und Außenhandelskaufmann bei einem Stahlunternehmen, und erst danach begab er sich auf die Reise, über die er später in einem Buch und einem Album berichtete.
Er ist ein singender Erzähler oder erzählender Sänger, wie rum man es bewerten mag, auf jeden Fall ein großer Entertainer, zwischen dem und seinem Publikum die Chemie stimmt. Natürlich gab es neben vielen anderen Liedern auch die „Blinde Katharina“ und den „Mond über Berlin“, und Brels „Amsterdam“ hätte er auch gesungen, ohne dass ein angetrunkener Gast mehrmals in den Saal lallte „Klaus, sing mal Amsterdam.“ Auch die Freunde des Weihnachtsfestes kamen nicht zu kurz: gemeinsam mit ihnen sang er „Stille Nacht“ und „O Tannen-baum“. Es war eine großartige Leistung unter den widrigen Umständen den Abend zu überstehen und zum Erfolg zu führen. In der „Bar jeder Vernunft“ ist Klaus Hoffmann wieder vom 18. bis 23. Februar 2020 zu sehen und zu hören, dann hoffentlich wieder virenfrei.
Ed Koch
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