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Medienschelte

geschrieben von: Redaktion am 30.03.2020, 08:44 Uhr
paperpress575 
Es gibt so viele Vorgänge in diesen Tagen, die nicht sein müssten. Scheinselbständige versuchen, auch einen Zuschuss bei der Investitionsbank abzugreifen. Zum Glück ist das aufgefallen, hoffentlich in allen Fällen. So gesehen kann niemand etwas dagegen haben, wenn die Bewilligung ein paar Tage dauert, obwohl die nächste Mietzahlung übermorgen fällig ist. Und nicht jeder will sich so verhalten wie große Konzerne und die Mietzahlungen erst einmal einstellen. Die Mitteilung der IBB, die ja nur die schlechte Nachricht zu überbringen hat, nicht aber an ihr schuld ist, dass die bislang eingereichten An-träge, würden sie dann positiv beschieden, ein Volumen von mehr als 300 Mio. Euro hätten, das Land Berlin aber nur 100 Mio. bereitstellte, hebt die Stimmung bei den Unternehmen nicht. Die Anzahl der Antragsberechtigten war doch vorher bekannt, und durch einfache Multiplikation hätte man schon beim Kopfrechnen merken müssen, dass 100 Mio. bei weitem nicht ausreichen.


Die gute Nachricht ist, dass Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) dem Tagesspiegel versprochen hat: „Es gibt keinen Grund zur Panik. Am Geld wird das Programm nicht scheitern.“ „Noch in dieser Woche“, so der Tagesspiegel, „soll mehr als eine halbe Milliarde Euro ausgezahlt werden, und Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) kündigt an: Das Hilfsprogramm für die Wirtschaft wird auf eine Milliarde aufgestockt.“ Geht doch. Alles wird gut.

Es gibt noch weitere gute Nachrichten: „Amazon-Chef Jeff Bezos hat kurz bevor die Börsen wegen der Corona-Krise einbrachen, Aktien im Wert von 3,4 Milliarden Dollar verkauft.“, meldet XING News. Was für ein Angsthase. Gerade sein Unternehmen gehört doch zu den Profiteuren der Krise.

Befassen wir uns nun mit der Überschrift dieses Artikels. Viele Menschen haben mehr Zeit als ihnen lieb ist, zu Hause zu sein und den Fernseher anzuschalten. Corona beherrscht die Primetime. Gut informiert wird man gegenwärtig durch die öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen. „tages-schau“ und „heute“ berichten alles, was man wissen sollte. Auch die Berliner Abendschau ist in diesen Tagen eine unverzichtbare Quelle. Gut, dass Volker Wieprecht jetzt nicht nur am Wochenende die Abendschau moderiert. Sein Interviewstil ist ebenso erfrischend wie berührend, wenn er beispielsweise große Empathie beim Verlesen der Nachricht über den Tod von Jörn Kubicki, dem langjährigen Lebensgefährten von Klaus Wowereit, zeigt.

Welchen Sinn allerdings die vielen Sondersendungen haben, erschließt sich einem nicht. Alles, was in den Hauptnachrichtensendungen schon gemeldet wurde, wird noch einmal aufbereitet. Und anstatt die Virologen ihre Arbeit machen zu lassen, werden sie vor die Kamera gezerrt, um das zu sagen, was jeder schon zigmal gehört hat, aber eben noch nicht von jedem. Am schlimmsten sind jene Sendungen, in denen es um „was wäre, wenn“, „wie sieht die Zukunft aus“ oder „wann können wir zum normalen Leben zurückkehren“ geht. Das ist nicht mehr als Kaffeesatzleserei. Ob im Presseclub Sonntagmittag oder in den vielen Talk-Sendungen am Abend. Gestern Abend liefen „Anne Will“ (ARD) und „Maybrit Illner“ (ZDF) zeitweise parallel. Warum? Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) bei Anne Will und Olaf Scholz (SPD) und Sahra Wagenknecht bei Maybrit Illner. Und alle warnen vor diesem und jenem, wenn dieses oder jenes eintritt. Panikmache braucht niemand. Den Menschen müsste inzwischen klar sein, dass es eng werden könnte in den Krankenhäusern, wenn sich nicht alle an die Regeln halten. Dazu reichen aber die üblichen Nachrichtensendungen aus. Eine Informationsüberflutung führt letztlich zum Abschalten. Man kann es nicht mehr hören und schaut sich dann lieber zum wiederholten Male James Bonds „Skyfall“ oder den „Hobbit“ an.

In dieser Zeit braucht der Menschen Entspannung. Gute Idee des RBB, Konzerte zu übertragen oder uns beim Besuch des Barberini mitzunehmen und diese wunderbaren Werke von Claude Monet wenigstens am Bildschirm bewundern zu können.

Es war gestern Abend der unglücklichste Zeitpunkt, ausgerechnet eine der Lieblingsserien der Deutschen einzustellen. Ich habe, bis auf die 1.758 und letzte Folge keine andere gesehen, weiß aber um die Bedeutung der „Lindenstraße“ für viele Menschen. Es war die einzige Serie, die auf aktuelle Ereignisse spontan einging, sogar mit Hochrechnungen am Wahltag. Gerade diese Serie aus dem Pro-gramm zu nehmen, ist nicht nachvollziehbar. Es gibt genügend anderes, was entmüllt werden könnte. Die „Lindenstraße“ gab es seit 1985, den „Tatort“ seit 1970. Niemand würde sich trauen, diesen abzusetzen, obwohl sich die meisten Folgen über 90 Mi-nuten geradezu hin quälen, obwohl man die Story in der Hälfte der Zeit hätte erzählen können. Auch den seit 1971 laufenden „Polizeiruf 110“ würde niemand aus dem Programm nehmen, weil es schlimmer wäre, als die Ampelmännchen wieder abzuschaffen.

Ed Koch

  
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