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geschrieben von: Redaktion am 09.04.2020, 09:28 Uhr
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Schon Thomas von Aquin (1225-1274) wusste, jedenfalls steht es so auf meinem heutigen Kalenderblatt: „Für Wunder muss man beten – für Veränderungen arbeiten.“ Beten kann man zu Ostern in diesem Jahr bestenfalls vor dem Bildschirm bei der Liveübertragung des Gottesdienstes aus einer Kirche. Gearbeitet wird an allen Fronten. Auch wenn die Zahl der Infektionen weiter steigt, so flacht sich doch die Kurve merklich ab. Es sollen jetzt schon 14 Tage sein, in denen sich die Zahlen verdoppeln, am Anfang erfolgte dies fast täglich. Auch die Ansteckung von Mensch zu Mensch ist auf eins gesunken, zu Beginn waren es noch drei. Und von den derzeit rund 113.000 Infizierten in Deutschland gelten 44.000 als genesen (Stand 08.04. 23.00 Uhr). Der Silberstreif am Horizont wird größer. Das wirksamste Mittel ist der Faktor Zeit, sagen die Experten. Also, Leute, Geduld haben.
Natürlich schmerzt es, wenn man über die Feiertage mit seiner Familie und Freunden nicht ein paar Gläschen Eierlikör trinken kann, während man den Kindern beim Ostereiersuchen zuschaut. Mir wäre es auch lieber, dem dreijährigen Sohn meiner Hamburger Freunde den Schoko-Osterhasen persönlich in die Hand drücken zu können, anstatt ihm diesen im Päckchen zusenden zu müssen. Gute Nachricht: Päckchen ist in Hamburg angekommen. Ein Dreijähriger kann natürlich nicht verstehen, warum er nicht mehr in die Kita darf, auch wenn ihm das 7/24 Zusammensein mit seinen Eltern Spaß macht. Und er versteht auch nicht, warum ich auf seine Frage „Wo bist Du?“, mit „In Berlin“ und nicht „In Hamburg, und in zehn Minuten sehen wir uns“ antworten kann. Das ist alles wirklich bitter. Hunderttausende von Enkeln können ihre Großeltern nur am Telefon hören, aber nicht sehen. Ein Osterfest, an dem man, wenn diese Blasphemie erlaubt sei, dieses Virus ans Kreuz nageln möchte.
Es gibt viele gute Beispiele für einen neuen Zusammenhalt in der Gesellschaft. Allein die Bereitschaft zahlloser junger Menschen für ältere einzukaufen, ist großartig und könnte auf die Zeit danach ausgedehnt werden. Ich nehme jetzt die Lieferdienste der Lebensmittelunternehmen in Anspruch und werde als jemand, der einkaufen hasst, das auch nach Corona tun. Besser, als sich die Artikel auf der Onlineseite anzuschauen und in den virtuellen Waren-korb zu legen, als in den Regalen der Supermärkte suchen zu müssen, kann man es nicht haben. Die Liefertermine sind gegenwärtig zwar langfristig aus-gebucht, wovon man sich nicht abschrecken lassen sollte. Einfach jeden Tag die Lieferverfügbarkeiten prüfen, weil sich kurzfristig immer wieder freie Slots ergeben. Geliefert wird übrigens bis 22 Uhr.
Selbst wenn ich der einzige bin, so nehme ich mir immer wieder gern die Zeit, auch neben allen anderen, jenen zu danken, die die Verantwortung für das Krisenmanagement tragen. Ich meine die zuständigen Politiker, die das, was sie jetzt machen müssen, vorher in keinem Seminaren lernen konnten. Die Virologen können Zahlen ermitteln und Ratschläge geben, die Entscheidung darüber, welche Maßnahmen angeordnet werden, treffen sie nicht.
Gestern Abend war es mal wieder soweit, dass ich mich über die Abendschau aufregen musste. Ist es wirklich wichtig, einen Beitrag darüber zu senden, wie Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci ihren Job macht? Das Fazit vorweg: die Maßnahmen des Senats greifen. Vorher aber werden Stimmen eingesammelt, die dann sagen, die Arbeit der Senatorin ist „ausbaufähig“, sie solle nicht reagieren, sondern vorausschauend handeln (wo bleibt die Glaskugel?) und am besten selbst in Peking mit einer Charter-maschine Mundschutzmasken abholen. Die Bundeswehr wird helfen, wer sonst? Vorgeworfen wird ihr auch, im ersten Überschwang von 1.000 Betten in der Notklinik gesprochen zu haben, und es jetzt „nur“ 500 werden, die bei anhaltender guten Entwicklung vielleicht gar nicht gebraucht werden. Und dass sie alle über 70-jährigen in (häuslicher) Quarantäne stecken wollte, wird ihr auch angelastet, obwohl das für eine bestimmte Zeit sinnvoll sein könnte. Die meisten Senioren trauen sich ohnehin nicht vor die Tür. Die positiven Äußerungen über die Arbeit von Frau Kalayci kamen natürlich von ihren Parteifreunden und wurden deshalb in dem Beitrag gleich desavouiert.
Die größte Unverschämtheit leistete sich jedoch die Moderatorin Sarah Zerdick in ihrer Einleitung zu dem Bewertungsbeitrag über die Arbeit der Gesundheitssenatorin. „Sie ist das Gesicht der Krise!“, und meinte damit Dilek Kalayci. Verehrte Frau Zerdick. Folgender dezenter Hinweis. Das ist das Gesicht der Krise und kein anderes.
Foto des Corona Virus
Muss man die Politiker anpöbeln und verunglimpfen? Kann man sich nicht einfach mal an ihre Seite stellen? Es ist schädlich, immer wieder die politisch Verantwortlichen als unsere Feinde zu sehen. Sie sind im besten Sinne unsere Angestellten. Die Notenvergabe erfolgt bei der nächsten Wahl. Und wer mitentscheiden will, welche Frau und welcher Mann auf den Stimmzettel gehört, soll gefälligst in eine Partei eintreten.
Berlin wäre nicht Berlin, wenn es nichts zu meckern gäbe. Dass der Regierende Bürgermeister einen Brief an alle Berliner Haushalte schickt, ist ein Gebot der Stunde. Nachzurechnen, was das kostet, ist der falsche Ansatz. Das Zeichen, dass die Landesregierung jeden einzelnen anspricht, ist wichtig. Neben den aufmunternden Worten: „Es lohnt sich, jetzt gemeinsam zu kämpfen, der Krise zu trotzen und in diesen Tagen und Wochen füreinander da zu sein.“, ist vor allem die Rückseite des Briefes mit vielen Hinweisen hilfreich.
Hier noch ein paar Zitate aus dem Schreiben des Regiereden Bürgermeisters: „Wir werden nichts unversucht lassen, um die Corona-Infektionen in der Stadt einzudämmen. Doch dafür sind wir gezwungen, unser Leben drastisch einzuschränken…Die getroffenen Maßnahmen sind einschneidend…Mein besonderer Dank gilt allen, die gerade auch in dieser herausfordernden Situation den Dienst an ihren Mitmenschen leisten…Wir alle müssen nun Verantwortung für uns selbst und für andere übernehmen. Dazu gehört, älteren Menschen in der Nachbarschaft mit Einkäufen zu helfen…Seien wir solidarisch miteinander. Achten wir in diesen Tagen und Wochen auf uns und unsere Liebsten. Achten wir auf all die, die unsere Hilfe benötigen. Dann habe ich keinen Zweifel, dass wir Berlinerinnen und Berliner diese Krise gemeinsam bewältigen.“
Durchzuhalten liegt in den Genen der Berliner. Ob Luftbrücke, Chruschtschow-Ultimatum, Mauerbau und Insellage, alles haben wir überstanden. Und auch ein Osterfest ohne Familie und Freunde werden wir überstehen.
Ostern ist für gläubige Menschen ein Wechselbad der Gefühle. Karfreitag bedeutet Klage, Kummer, Trau-er. Tag des Leidens und Sterbens Jesu Christi am Kreuz. Die „heute show“ fällt an diesem Tage aus, schade. Dafür der ZDF-Krimi „Der Alte“ mit dem passenden Titel „Der schwarze Tunnel“. Und dann Ostersonntag. Das Fest der Auferstehung mit Karl Mays „Der Schatz im Silbersee.“ Symbolträchtiger geht’s nimmer.
Mit auf den Weg geben möchten wir Ihnen ein paar heitere Gedichte von Heinz Erhardt, die vielleicht die trübe Stimmung heben könnten. Zuerst ein Ge-dicht, das Weihnachten beginnt, aber Ostern endet.
Der Karpfen kocht, der Truthahn brät,
man sitzt im engsten Kreise
und singt vereint den ersten Vers
manch wohlvertrauter Weise.
Zum Beispiel „O, du fröhliche”,
vom „Baum mit grünen Blättern” –
und aus so manchem Augenpaar
sieht man die Tränen klettern.
Die Traurigkeit am Weihnachtsbaum
ist völlig unverständlich;
man sollte lachen, fröhlich sein,
denn ER erschien doch endlich!
Zu Ostern – da wird jubiliert,
manch buntes Ei erworben!
Da lacht man gern – dabei ist er
erst vorgestern gestorben.
Und wie sagte der große Meister immer, „Noch’n Gedicht“, das auch Weihnachten beginnt:
Wer ahnte, dass zum Weihnachtsfest
Cornelia mich sitzenlässt?
Das war noch nichts: zu Ostern jetzt
hat sie mich abermals versetzt!
Nun freu' ich mich auf Pfingsten -
nicht im Geringsten.
Und zum Schluss noch ein Klassiker:
Der König Erl
(Frei nach Johann Wolfgang von Frankfurt)
Wer reitet so spät durch Wind und Nacht?
Es ist der Vater. Es ist gleich acht.
Im Arm den Knaben er wohl hält,
er hält ihn warm, denn er ist erkält’.
Halb drei, halb fünf. Es wird schon hell.
Noch immer reitet der Vater schnell.
Erreicht den Hof mit Müh und Not ---
der Knabe lebt, das Pferd ist tot!
paperpress wünscht Ihnen erträgliche Ostern. Telefonieren Sie viel, wenn sie allein sind, und seien sie nett zu Ihrer Familie, wenn Sie mit ihr zu Hause sind.
Bleiben Sie gesund!
Ed Koch
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