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Müssen wir wirklich noch reden?

geschrieben von: Redaktion am 02.12.2020, 07:39 Uhr
paperpress584 
Der Bürger-Talk des RBB „Wir müssen reden“, fand gestern Abend natürlich ohne Bürger im Studio statt. Aber, sie durften sich an drei Abstimmungen beteiligen. Titel der Sendung, zu der Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) und die Chefin der Staatskanzlei Brandenburg, Kathrin Schneider (SPD), und eine Reihe von Experten und Betroffenen eingeladen worden waren: „Weih-nachts-Lockdown knallhart - macht die Politik einen guten Job?“

Müller und Schneider befanden sich quasi auf der Anklagebank und mussten die von ihren Länder verfügten Maßnahmen verteidigen. Natürlich unterstelle ich nicht, dass es beabsichtigt war, die beiden SPD-Politiker schlecht aussehen zu lassen. Wenn aber die Moderatorin Sarah Oswald zum Thema Teilnehmerzahlen an privaten Weihnachtstreffen Müller fragt, ob er seinen Berlinern weniger zutraue als in Brandenburg, hätte man sich eine bessere Recherche im Vorfeld gewünscht. Deshalb hier die Zahlen vom 1. Dezember, die die Frage überflüssig machen: Berlin 65.145 Infizierte und 565 Tote, Brandenburg 20.135 Infizierte und 370 Tote. Außer-dem: Berlin ist eine Großstadt mit 3,7 Mio. Einwohnern, Brandenburg ein Flächenland mit 2,5 Mio. Einwohnern.

Auch die vorwurfsvolle Bemerkung von Frau Odenwald, dass Hotels über Weihnachten wieder geöffnet werden, ging ins Leere. Michael Müller belehrte sie, dass die Hotels nie geschlossen wurden. Geschäftsreisende dürfen nach wie vor in Hotels über-nachten, nur für Privatpersonen besteht ein Beherbergungsverbot. Dieses soll zu Recht über Weih-nachten gelockert werden, damit beispielsweise die erwachsenen Kinder, die in Pinneberg wohnen, über Weihnachten ihre Eltern in Berlin besuchen können, aber nicht unbedingt in der kleinen Wohnung in Mar-zahn übernachten müssen.

Der Auftritt von Anne Vorbringer, einer Redakteurin der Berliner Zeitung war ebenfalls etwas verstörend, weil sie mit dem Zählen der Erwachsenen und Kinder etwas durcheinanderkam. Auch ihr konnte Michael Müller helfen und sagen, dass Kinder nicht mitgezählt würden. Frau Vorbringer wurde in die Sendung eingeladen, weil sie am 26. November einen Kommentar in der Berliner Zeitung zum Thema „Weihnachten zu fünft“ „spontan, nach längerem Nachdenken“ geschrieben hat. Interessant.

Die Ungerechtigkeiten, die die Maßnahmen mit sich bringen, unterstrichen der Intensivpfleger auf einer Covid-Station, Ricardo Lange, und Jan Przybilski, Fitnessstudiobetreiber aus Senftenberg. Lange ist tief enttäuscht von der Politik, womit er Recht hat. Der Applaus auf den Balkonen ist schnell verflogen, Anerkennung und Wertschätzung bleiben weitest-gehend aus. 1.500 Euro seien den Pflegekräften versprochen worden, nichts sei bei ihnen angekommen. Michael Müller betonte, dass er nur etwas für die Beschäftigten des Landes Berlin versprechen konnte, nämlich ihnen eine Prämie von 1.000 Euro zukommen zu lassen, die inzwischen ausgezahlt wurde. Lange ist für eine Zeitarbeitsfirma tätig. Diese und privat geführten Krankenhäuser, meine ich, stünde es frei, auch für ihre Mitarbeitenden etwas zu tun.

Der Fitnessstudiobetreiber verwies auf den gesundheitlichen Mehrwert seiner Arbeit, sicherlich richtig, aber wohl nicht vergleichbar mit dem, was auf den Intensivstationen passiere, so der Regierende Bürgermeister. Berechtigt ist die Kritik an der zögerlichen Auszahlung der November-Hilfen. In diesem Zusammenhang möchte ich daran erinnern, dass in Berlin die Hilfen im Frühjahr durch die IBB teilweise innerhalb von 24 Stunden ausgezahlt wurden. Kriminelle Energie bei einigen nicht Berechtigten, die auch Anträge gestellt und Geld bekommen hatten, führten zu heftiger Kritik. Schnelligkeit von Gründlichkeit der Antragsprüfung war damals das Motto. Wer von den Verantwortlichen hat nun Lust, sich dieser Kritik erneut auszusetzen?

Es gibt nur ein wirksames Mittel gegen die Eindämmung der Pandemie, sieht man von den bevorstehenden Impfungen ab, nämlich Kontaktbeschränkungen. Dass es Ungerechtigkeiten bei der Frage gibt, wer darf öffnen und wer nicht, ist unvermeidbar. Michael Müller weiß jedoch, dass er alles richtig gemacht habe, wenn er die Charité besuche.

Erwähnt werden muss, dass auch der Amtsarzt unseres Vertrauens, Patrick Larscheid aus Reinickendorf, zu den Gästen gehörte. Larscheid sagte und sagt viele kluge Sätze: Wir können nicht in die Zukunft blicken, wir können nicht jeden glücklich machen und, wir sollten uns nicht an Einzelmaß-nahmen festbeißen. Wie andere hat jetzt auch Larscheid seinen eigenen Podcast, beim Berliner Sender STAR FM.

Zum Schluss die Ergebnisse der drei Zuschauerbefragungen: 1. Weihnachten maximal zu fünft finden 36% zu hart, 12% zu großzügig, und 52% genau richtig. 2. Darunter, dass ich Kontakte vermeiden soll, leiden 34%, 66% fällt es nicht so schwer. Und die entscheidende Frage zum Thema der Sendung: 3. Hat die Politik in der Corona-Krise insgesamt einen guten Job gemacht? 62% stimmen zu, 30% sehen es nicht so und 8% sind sich nicht sicher. Ergebnisse, die so gar nicht in den Spirit der Sendung passten, weshalb die Moderatoren auch mehr-fach betonten, dass diese natürlich nicht repräsentativ seien. Wenn Sie mich fragen, darüber hätte man nicht reden müssen.

Ed Koch

  
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