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geschrieben von: Redaktion am 05.12.2020, 06:52 Uhr
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Das U5-Projekt hat uns sehr lange beschäftigt. Vor allem die damit verbundenen Baustellen. Es ist pure Verleumdung, zu behaupten, dass Baumaßnahmen in Berlin besonders lange dauern würden. Das ist andernorts nicht besser. Aber, Berlin zeigt immer wieder, dass Bauvorhaben auch vollendet werden können.
Vorbei ist das Stummeldasein der U55, die nur vom Brandenburger Tor über Bundestag zum Hauptbahnhof führte. Der Lückenschluss zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz ist nun vollzogen. Drei neue Bahnhöfe sind entstanden, wobei der Zug durch die Station Museumsinsel noch bis Mitte des nächsten Jahres durchfahren wird. die U6 hält jetzt auch nicht mehr an der Französischen Straße, weil sich für die Entfernung zwischen Stadtmitte und Unter den Linden ein weiterer Bahnhof nicht lohne. Das finde ich nun äußert bedauerlich und auch alle, die gern zum Gendarmenmarkt möchten. Dorthin ist der Weg zu Fuß jetzt wesentlich weiter.
Aber wenigstens die Bahnhöfe Unter den Linden und Rotes Rathaus können bestaunt werden. Die Süd-lichter, die mit der U6 in die Innenstadt fahren, haben jetzt einen direkten Zugang zur U5 und können auf diesem Wege den Hauptbahnhof erreichen, oder, wer es denn will, bis nach Hönow fahren. Eigentlich ist das Rote Rathaus das Berliner Rathaus, diese Bezeichnung hat sich jedoch nicht durchgesetzt. Auch mit Blick auf die hoffentlich bald wieder nach Berlin kommenden internationalen Gäste wäre die Bahnhofsbezeichnung Berliner Rathaus besser gewesen.
265 Mio. Euro pro Kilometer, wird uns vorgerechnet, 2,2 km ist die neue Strecke lang, über zehn Jahre hat es gedauert. Ja, alles ganz schrecklich. Pünktlich zur Einweihung der neuen Strecke veröffentlichten kluge Leute die CO2-Bilanz des U-Bahnbaus. Straßenbahnen, die man auch in Berlin Tram nennt, seien viel preiswerter und sind natürlich besser für die Umwelt. Die U-Bahn hingegen kann mehr Menschen gleichzeitig befördern und ist schneller. Oder doch nicht? Der Tagesspiegel rechnet vor, dass die U5 nur 60 km/h schnell sein könne, auf anderen Strecken seien 70 km/h möglich. Warum der Ausbau der U5 nicht auf eine schnellere Geschwindigkeit erfolgen konnte, ist eine lange Geschichte. Der Tagesspiegel rechnet vor, dass die BVG auf einen Zeitraum von 15 Jahren gerechnet, zehn Millionen Euro einsparen könnte, weil weniger Züge und Personal benötigt würden. Ich bin jedes Mal wieder begeistert davon, welche Zeit die Leute aufbringen, um das alles auszurechnen.
Walter Momper hat einst den Satz geprägt: „Berlin, nun freue Dich!“ Das ist nicht jedem vergönnt, schon gar nicht der RBB Abendschau. Neben einem durchaus sachlichen Bericht über die Bauzeit, gab es auch einen Rundgang im Bahnhof Unter den Linden, der live übertragen wurde. Arndt Breitfeld fuhr eine Rolltreppe hinab und sagte den bedeuten-den Satz mit Blick auf den gerade dort stehenden Zug: „Hier fährt die U5, wer hätte das gedacht.“ Und „Es sieht gar nicht aus wie in Berlin, weil alles so sauber und ordentlich ist.“
Es folgte ein Interview mit der neuen BVG-Chefin Eva Kreienkamp. Die kürzlich als beste Moderato-rin mit dem „Bremer Fernsehpreis“ ausgezeichnete Eva-Maria Lemke führte das Interview. Lemke, die dann und wann die Abendschau mit der Sendung mit der Maus verwechselt, begrüßt die Zuschauer schon mal mit „Schön, dass es mit uns geklappt hat.“ Mit der Freude über die neue U-Bahnstrecke wollte Lemke die BVG-Chefin nicht lange aufhalten und kam gleich auf den Punkt, dass es ja nicht nur Gutes zu berichten gäbe. Wie passe das zusammen, Defizit und Milliarden investieren wollen. Für die Beantwortung hätte ein halbes Semester BWL aus-gereicht. Natürlich werde investiert und auch keine Strecken stillgelegt, konterte Frau Kreienkamp. Frau Lemke, die selbst mit der U-Bahn unterwegs ist, stellt fest, dass viele ohne Maske unterwegs seien. 95-98 Prozent trügen die Schutzmaske, erwiderte Kreienkamp. Ersparen wir uns den weiteren Wortwechsel. Nein, Berlin darf sich nicht freuen, alles muss in Frage gestellt werden, keine Zeit zum Genießen. Höhepunkt der Berichterstattung war eine Art Satirebeitrag, der mir ehrlich gesagt, zu blöd war, um mich daran erinnern zu wollen.
Apropos Satire. Der RBB-Versuch, eine Art regionale „heute show“ zu veranstalten, ist häufig ziemlich kläglich. Die „Abendshow“ nahm sich natürlich auch der U5 an. Fazit: Eigentlich hätte man sich das Projekt sparen können. Kernpunkt der „Abendshow“ ist das regelmäßige Bashen von Klaus Wowereit und Michael Müller, die Moderator Ingmar Stadelmann besonders ins Herz geschlossen hat. Satire darf ja bekanntlich alles, auch schlecht sein.
Ed Koch
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