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Abschied von Kaltenthal

geschrieben von: Redaktion am 12.06.2021, 09:13 Uhr
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Nach 20 Jahren und 260 Folgen in 20 Staffeln endet am kommenden Dienstag, dem 15. Juni, die ARD-Serie „Um Himmels Willen.“ Der letzte Streich ist schon jetzt in der ARD-Mediathek zu sehen. Es ist die Geschichte des Klosters Kaltenthal und ihrer mutigen Nonnen, die sich gegen den Bürger-meister der Gemeinde wehren müssen, der ständig ihr Kloster kaufen und daraus etwas anderes machen will. Der Kampf zwischen Bürgermeister Wolfgang Wöller (Fritz Wepper) und den Vorsteherin des Klosters, zuerst Schwester Lotte (Jutta Spei-del) und danach Schwester Hanna (Janina Hartwig) erinnert an Don Camillo und Peppone. Von 1952 bis 1983 kämpften in acht Spielfilmen der Pfarrer Don Camillo (Fernandel) und Bürgermeister Peppone (Gino Cerci) um die Deutungshoheit in ihrer kleinen italienischen Gemeinde.


Das fiktive Kaltenthal liegt in Bayern. Und der Bürgermeister gehört natürlich der Staatspartei an. Chef von Don Camillos Kirche wie von Schwester Hannas Kloster ist natürlich der Papst in Rom.

Das Kaltenthaler Rathaus ist in Wirklichkeit das von Landshut und das Kloster das Schloss Niederaichbach. Neben Rathaus und Kloster ist die Gaststätte „Zum Ochsen“ Dreh- und Angelpunkt, denn hier werden die wirklich wichtigen Entscheidungen getroffen. Das Wirtshaus im Schlachthof in München, wo auch die Kabarettserie Ottis Schlachthof mit Ottmar Fischer gedreht wurde, bildete die Kulisse.

Jede Folge hat ihre eigene Geschichte. Irgendwer hat ein Problem und wendet sich hilfesuchend an Schwester Hanna. In 60 Minuten löst sie das Problem. Teilweise mit Unterstützung von Bürgermeister Wöller, den sie häufig erpressen und zu seinem Glück zwingen muss. Wöller ist Eigentümer des örtlichen Autohauses. Eine wunderbare Kombination: Politiker und Gebrauchtwarenhändler. An Schlitzohrigkeit nehmen sich die Ordensschwester und der Bürgermeister nichts. Aber, wie schon bei Don Camillo und Peppone, siegt am Ende immer das Gute, also die Katholische Kirche.

Die Serie ist Wohlfühlfernsehen pur. Sie überfordert nicht, sondern unterhält angenehm. Und da am Ende, anders als im richtigen Leben, immer alles gut wird, beruhigt sie das stressgeplagte Gemüt der Zuschauer.

Die Charaktere machen besonders viel Spaß. Da sind zuerst die Mitschwestern von Hanna zu nennen, beispielhaft die beiden, die von Anfang an dabei waren. Schwester Agnes (Emmanuela von Frankenberg), die Köchin des Klosters, etwas welt-fremd, aber liebenswert. Und Schwester Felicitas (Karin Gregorek), (Foto) die Wunderheilerin, die ebenso gern mal ein Schlückchen trinkt und mit ihrer Neigung zum Glücksspiel letztlich das Kloster und den ganzen Orden rettet.

Das Kloster Kaltenthal gehört zum Magdalenen Orden. Mit der jeweiligen Mutter Oberin gerät die Klostervorsteherin immer wieder in Streit. Rosel Zech als Dr. Dr. Reuter war die erste, gefolgt von Gaby Dohm als Louisa Baronin von Bellheim bis zu Nina Hoger als Theodora Richter, dessen Mutter Hannelore Hoger 2004 einen Gastauftritt in der Serie hatte.

Bischof Rossbauer (Horst Sachtleben) vermittelte bei jedem Streit zwischen dem Kloster und dem Mutterhaus. Sein Nachfolger, Weihbischof Landkammer (Wolfgang Böck) legte einen härteren Gang ein und verfolgte eigene Interessen.

Die Seele des Mutterhauses war jedoch Schwester Hildegard (Andrea Sihler) (Foto), die das Sekretariat leitete. Ihre nebenberufliche Leidenschaft war das Verfassen von Kriminalromanen, wobei ihr der Kulturagent Stolpe (Markus Hering) half. Allein dieser Seitenstrang der Geschichte, eine Nonne, die Kriminalromane schreibt, ist himmlisch.

Auch im Bürgermeisterbüro ging es zur Sache. Chefsekretärin Marianna Laban (Andrea Wildner) musste so einiges ertragen, ebenso die Referenten Treptow (Andreas Wimberger, 2019 verstorben) und sein Nachfolger Alex Rauscher (Jakob Geßner). Wachmeister Meier (Lars Westström) versuchte nicht nur einmal, Recht und Gesetz auch gegen den Bürgermeister durchzusetzen, selbst wenn dieser ihm ständig mit Versetzung drohte.

Wöller hatte nicht viele Freunde, aber einen, auf den er sich verlassen konnte, Bauunternehmer Hermann Huber (Wolfgang Müller). Er musste immer wieder die aberwitzigen Projekte seines Freundes finanzieren und verlor dabei viel Geld.

Den Gemeinderat versuchte Wöller jedes Mal auszutricksen. Oppositionsführer Lehmann (Michael Vogtmann) hatte häufig das Nachsehen.

Wenn Katharina Blaschke zum jeweiligen Staffel-ende auftrat, dann nicht als Rechtsmedizinerin der Soko Wismar, Dr. Helene Sturbeck, sondern als Frau Dornfelder, der Organisatorin der jährlichen Gala im Ochsen. Schwester Hanna und Bürgermeister Wöller gaben sich die Ehre und sangen gemein-sam ein Lied. Als Coach für den Bürgermeister fun-gierte Theodora Schächtele, die Duse von Kaltenthal, wunderbar dargestellt von Doris Kunstmann. Um die vergeblichen Sangeskünste des Bürgermeisters zu ertragen, musste sie zur Betäubung den einen oder anderen Cognac zu sich nehmen.

Natürlich stand das Kloster im Mittelpunkt der Serie. Was mich aber jedes Mal wieder vor den Bildschirm zwang, war dieser unvergleichliche Fritz Wepper. Die Rolle seines Lebens war zweifelsohne die des Albert Matz in Bernhard Wickis „Die Brücke“, ein erschütternder Anti-Kriegsfilm aus dem Jahre 1959.

Bekannt wurde Fritz Wepper aber als Harry Klein, von 1969 bis 1974 als Assistent des Kommissars (Erik Ode) und von 1974 bis 1998 bei Derrick (Horst Tappert). Auch wenn der berühmteste Satz der Krimireihe, „Harry, fahr schon mal den Wagen vor“, nie gesagt wurde, so hat er sich bis heute gehalten.

Als Harry Klein blieb Fritz Wepper weit unter seinem schauspielerischen Talent. In 27 Filmen wirkte Wepper zwischen 1955 und 1983 mit, darunter in Cabaret mit Liza Minnelli. Unzählig sind seine Auftritte in Fernsehproduktionen. Von allen aber, finde ich, ist die Rolle des Bürgermeisters Wöller die unterhaltsamste. Die Bandbreite dieses Schauspielers ist unglaublich.

Natürlich gibt es Rufe danach, neue Folgen des Klosters Kaltenthal zu drehen. Ich glaube aber, dass die Geschichte erzählt ist. Außerdem wird Fritz Wepper im August 80 Jahre alt und sein Gesundheitszustand ist nicht der allerbeste. Man sollte es dabei belassen und sich an diese Fernsehserie erinnern. Wiederholungen wird es immer wieder geben, so dass auch Menschen, an denen Kaltenthal bisher vorbeiging, noch einsteigen können. Fernsehen kann so schön sein.

Ed Koch


  
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