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geschrieben von: Redaktion am 21.08.2022, 08:15 Uhr
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Bei Young Euro Classic treten die großen Jugendorchester dieser Welt auf und spielen, neben Werken aus ihren Heimatländern, die der großen Komponisten, wie in diesem Jahr Elgar, Mahler, Brahms, Strawinski, Strauss, Ravel, Haydn, Bruck-ner, Beethoven, Tschaikowski, Rachmaninow, Grieg, Chopin, Schostakowitsch, Schumann, Dvořák, Bernstein und Britten.
YEC lässt im Programm aber auch Platz für einen Auftritt des wunderbaren Bundesjugendballetts, des einmaligen Jazzers Mr. Red-Horn Nils Landgren, und dem Bundesjazzorchester. Das, wie ein latein-amerikanischer Tanz klingende, BuJazzO war gestern Abend zu Gast und versetzte die Konzertgäste in ein Big-Band-Feeling, wie es (die Älteren unter uns) noch gut in Erinnerung haben, von Werner Müllers WDR-Big-Band oder der RIAS-Big Band von Horst Jankowski oder Kurt Edelhagens Big Band des Südwestfunks Baden-Baden. Wo ist diese Musik geblieben, außer im Plattenschrank.
Und nicht nur die Big-Band-Erinnerungen wurden wachgeküsst, sondern auch die der großen Vocal-Gruppen. Die vier Vokalisten des BuJazzO erinner-ten ein wenig an eine der bedeutendsten Gesangs-gruppen ever, Manhattan Transfer. Es ist kaum zu glauben, aber diese Gruppe ist in diesem Jahr auf ihrer 50th-Anniversary-Tour in Originalbesetzung unterwegs. Lediglich für das 2014 verstorbene Gründungsmitglied Tim Hauser ist im selben Jahr Trist Curless zum Ensemble gestoßen. Tickets gibt’s im Internet. Die Reisekosten nach Minneapolis (12.10. 2022) oder Finnland und Schweden im No-vember oder Kopenhagen (26.11.2022) kämen allerdings obendrauf. Berlin steht nicht auf dem Tourplan.
Unter dem Titel „I‘ll Look Around“ widmete sich das Bundesjazzorchester den berührenden Liedern Billie Holidays. Zur Seite stand den jungen Musikerinnen und Musikern der 84-jährige Michael Gibbs. Mit dem BuJazzO knüpft der Großmeister an seine Arbeit an, die er 2013 mit der NDR Bigband begann. Titel aus Gibbs‘ Privatarchiv rundeten das exklusive Programm ab, das in Deutschland nur bei Young Euro Classic zu erleben war. Michael Gibbs dirigierte eine Reihe von Stücken selbst, ein schwerer Gang auf die Bühne für den älteren Herren. Seine Moderation war sicherlich sehr auf-schlussreich, aber kaum zu verstehen. Also sprach die Musik für sich.
Das BuJazzO wurde 1988 von dem legendären Peter Herbolzheimer gegründet, und steht heute unter der künstlerischen Leitung von Niels Klein und Ans-gar Striepens. Das Orchester gilt als ausgezeichnete Talentschmiede für zukünftige Jazzmusikerinnen und -musiker. Mit ihnen und wechselnden Gastdirigenten erarbeiten die zwischen 17 und 24 Jahre jungen Talente – fast alle sind Studierende an deutschen und internationalen Musikhochschulen – regelmäßig neue Programme und präsentieren diese in anschließenden Konzerten im In- und Ausland. Aus rund 250 Bewerbern schaffen es nur rund 35 junge Musikerinnen und Musiker, für die Dauer von zwei Jahren in die Förderung des Projekts aufgenommen zu werden. Unter den rund 1.000 Absolventen finden sich so prominente Namen wie Till Brönner, Roger Cicero, Tom Gaebel, Julia Hülsmann, Johanna Summer und Michael Wollny. Seit 2010 ist die WDR Big Band Patenor-chester für das Bundesjazzorchester. Seit 2014 bzw. 2016 besteht außerdem eine Partnerschaft mit dem National Youth Jazz Orchestra (England) sowie dem Nationaal Jeugd Jazz Orkest (Niederlande).
Mit Michael Gibbs stand eine lebende Legende am Pult des Bundesjazzorchesters. 1937 im damaligen Salisbury in Südrhodesien (heute Harare, Hauptstadt von Simbabwe) geboren, zählt der 84-Jährige zu der Handvoll Bigband-Komponisten und -Arrangeure, deren Stimme im Jazz als unverwechselbar wahrgenommen wird: Er hat ebenso für Pat Metheny und John Scofield geschrieben wie für Uriah Heep, Whitney Houston und Peter Gabriel. Er arrangierte Werke von Charles Ives für Jazzorchester, der neben Olivier Messiaen und Gil Evans zu seinen größten Inspirationen zählt. Außerdem komponierte Gibbs Musik für fast ein Dutzend Filme, von Madame Sin mit Bette Davis und Being Human mit Robin Williams bis hin zu Hard Boiled (Regie: John Woo) und Housekeeping (Regie: Bill Forsyth). Seine bekannteste Komposition ist wahrscheinlich Sweet Rain, ein Jazzstandard, der von zahlreichen Jazzgrößen eingespielt wurde, darunter Stan Getz, Stephane Grappelli und Gary Bur-ton.
Fazit: Ein Abend mit großer Big-Band-Musik, dargeboten von exzellenten Musikerinnen und Musikern.
Quelle: YEC – Zusammenstellung und Kommentierung: Ed Koch
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