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Weihnachtsgrüße

geschrieben von: Redaktion am 13.11.2022, 15:01 Uhr
paperpress607 
In diesen Tagen finden wir viel Werbepost im Briefkasten. Alle möglichen gemeinnützigen Organisationen bitten um eine Spende. Allen etwas zu geben, was man gern möchte, ist beim besten Willen finanziell nicht möglich.


Nicht bestellt, aber trotzdem geliefert werden häufig auch Weihnachtskarten. Da steht dann: „Wir machen Sie höflich darauf aufmerksam, dass keine Zahlungs- Rückgabe- oder Aufbewahrungspflicht für die erhaltene Ware besteht.“ Die Karten können also ohne Gegenleistung genutzt werden. Nun, Weihnachtsgrüße versendet man ohnehin, warum nicht diese?

Der MFK Mund- und Fußmalende Künstler Verlag versendet fünf Doppelkarten mit Kuverts, zwei Postkarten, sechs Geschenkanhänger und einen Taschenkalender 2023.

11,95 Euro möchte der Verlag dafür haben, freiwillig, versteht sich. In einem Begleitschreiben werden die Künstlerinnen und Künstler vorgestellt. So zum Beispiel Thomas Kahlau, der seit einem Badeunfall im Alter von 15 Jahren vom Hals abwärts gelähmt ist. „Die Zeit nach dem Unfall nennt er eine zehnjährige ‚Eiszeit‘ – er hat sie überwunden. Anfangs malte er noch aus therapeutischen Gründen, aber längst gilt: ‚Die Malerei wurde zum wichtigsten Bestandteil meines Lebens.

Sie wurde zur geistigen und materiellen Nahrung für mich.‘ Der Künstler malt mit verlängertem Pinsel, um mehr Abstand zum Bild zu haben. Dynamisch-bewegte Pinselstriche sind typisch für seinen Malstil – in Öl oder Acryl, selbst in Aquarell. Er beschäftigt sich viel mit Kunst, schätzt an den Expressionisten ihre Farbwahl und die Kraft, und dies zeigt sich auch in seinen Bildern. Andererseits lassen sich bei ihm immer wieder auch impressionistische Bildstimmungen entdecken. Er hat seinen unverkennbar eigenen Malstil gefunden.“

Ist die Geschichte wahr oder nur eine Episode der neuen Staffel von X-Factor (RTL II) mit Jonathan Frakes, dem Commander William T. Riker aus dem „Raumschiff Enterprise“? Nun, Thomas Kahlau lässt sich googeln, ihn gibt’s wirklich und keinen Zweifel an seiner Geschichte. Googelt man allerding den MFK-Verlag, stößt man auf einen Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vom 8. Dezember 2018.

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/geschaeft-mitleid-1.4243331

„Das Geschäft mit dem Mitleid“ steht über dem Artikel. „Doch hinter der Fassade der Wohltätigkeit steckt ein weltweites Unternehmen. Die Spuren reichen bis nach Panama.“ „Was selbstlos und sozi-al, mitleiderregend und bewundernswert daher-kommt, ist in Wahrheit ein ebenso riesiges wie undurchsichtiges Geschäft. Dessen Fäden laufen in Liechtenstein zusammen. … Bei den Geschäften mit den mund- und fußgemalten Bildern spielt ein Mann mit seinem Umfeld eine zentrale Rolle, den man in Deutschland aus Steuerskandalen und der CDU-Parteispendenaffäre gut kennt: der Treuhänder Herbert Batliner.“

„Wer glaubt, er unterstützt hier mit seinem Geld eine anerkannt mildtätig-karitative Organisation, der ist auf dem Holzweg, dafür ist die VDMFK (Ver-einigung der mund- und fußmalenden Künstler) definitiv die falsche Adresse", sagt Burkhard Wilke, Leiter des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). „Alles klingt uneigennützig, mildtätig und fürsorglich, dabei stehen knallharte wirtschaftliche Interessen dahinter." Die VDMFK erklärt auf Nachfrage, „seit ihrer Gründung" sei sie „ein Wirtschaftsunternehmen und eine deklarierte Selbsthilfeorganisation".

Der MFK-Verlag ist also keine gemeinnützige Organisation und die Finanzen scheinen intransparent zu sein. An keiner Stelle im Artikel der Süddeutschen Zeitung findet man jedoch einen Hinweis darauf, dass den Künstlern die Einnahmen durch den Ver-kauf nicht zugutekämen. Es bleibt also jedem selbst überlassen, ob er die Karten nutzt und die 11,95 Euro überweist, oder doch lieber Weihnachtskarten von UNICEF versendet.

Ed Koch

  
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