Hauptmenü
Online
Es sind 13 Besucher und 0 _MEMBER0 online..
Anmeldung
Sprachen
|
|
geschrieben von: Redaktion am 23.02.2023, 09:09 Uhr
paperpress610
|
Dass sich unser Blick seit einem Jahr auf die Ukraine konzentriert, ist richtig und wichtig. Es dürfen aber die anderen geschundenen Länder, vor allem ihre Menschen, nicht vergessen werden. Lange nichts von Afghanistan gehört, könnte man sagen. In dem Land wechselten sich Bürgerkriege und Besetzungen durch fremde Staaten unheilvoll ab. Hier wurden die Interessenskonflikte zwischen Ost und West ausgetragen. Ost stand damals für die noch existierende Sowjetunion, West für die NATO-Staaten.
Am 25. Dezember 1979 marschierte die sowjetische Armee in Afghanistan ein. Zwischen dem 15. Mai 1988 und dem 15. Februar 1989 zogen die Soldaten wieder ab. Offiziell waren 15.000 Sowjetsoldaten gestorben, andere Quellen berichten von bis zu 26.000 Soldaten. „Moskaus Versuch, ein Land aus der Feudalzeit in den Sozialismus zu führen, kostete eine Million Menschenleben, über tausend Dörfer wurden zerstört, fünf Millionen Afghanen flüchteten in Nachbarländer.“ Quelle: Der Spiegel - Zu den Unterstützern der Konfliktparteien gehörten auf der Seite Ost die DDR, auf der Seite West die BRD.
Nach dem Abzug der sowjetischen Soldaten brandete sofort ein neuer Bürgerkrieg auf. „1994 gründete sich die Terrorgruppe Taliban, die von September 1996 bis Oktober 2001 erstmals große Teile Afghanistans beherrschte und seit August 2021 wieder die Kontrolle im Land hält.“ Quelle: Wikipedia
Der 11. September 2001 veränderte die Welt, vor allem aber Afghanistan. Die Schuldigen der Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon wurden schnell lokalisiert, man vermutete sie in Afghanistan. Und so begann am 7. Oktober 2001 der von den USA angeführte Krieg gegen die Taliban. Deutschland war erneut Konfliktpartei im Bündnis mit anderen westlichen Staaten. Symbolträchtig am 11. September 2021 endete der Krieg mit dem Sieg der Taliban. „Moskaus Washingtons Versuch, ein Land aus der Feudalzeit in den Sozialismus eine westliche Demokratie zu führen, kostete eine Million rund 200.000 Menschenleben (verschiedene Quellen).“
Die Taliban haben das Land fest im Griff. Es ist vielleicht gewagt, von Frieden zu sprechen, zumindest aber schweigen weitestgehend die Waffen, was die Bevölkerung natürlich zu schätzen weiß, auch wenn sie sich für die Taliban nicht begeistern kann. Es sind vor allem die Mädchen und Frauen, die unter den gesellschaftlichen Vorstellungen der Taliban zu lei-den haben. Dazu später mehr.
Michael Müller ist seit September 2021 Bundestagsabgeordneter, Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und seit Sommer 2022 Vorsitzender einer Enquete-Kommission, „die Lehren aus dem deutschen Engagement in Afghanistan für die künftige Außen- und Sicherheitspolitik ziehen soll.“ In unregelmäßigen Abständen lädt er in sein Wahlkreisbüro in der Bleibtreustraße zu politischen und kulturellen Veranstaltungen ein. Am 22. Februar stand „Afghanistan gestern und heute“ auf dem Programm.
Dazu hatte sich Müller den Berliner Schauspieler, Liedermacher und Autoren Klaus Hoffmann und die Geschäftsführerin des Afghanischen Frauenvereins, Christina Ihle, eingeladen.
Im Jahr 2000 erschien der inzwischen mehrfach aufgelegte Roman von Klaus Hoffmann „Afghana“. Er erzählt von der Sehnsucht nach Ferne und Leidenschaft für das Fremde und die Lust, aus der deutschen Nachkriegswelt mit all ihren Verklemmungen und gebrochenen Werten auszubrechen, um etwas Neues zu suchen und zu finden. Von dem vermeintlichen Mekka für Hippies und Glücksritter ist nach zwei gescheiterten Interventionen und jahrelangem Bürgerkrieg im heutigen Afghanistan we-nig übriggeblieben.
Nach Abschluss seiner Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann im Frühjahr 1970 brach Klaus Hoffmann mit seinem Freund Sigi nach Afghanistan auf. Sein autobiografisches Buch berichtet von dieser Reise und von einem Afghanistan mit unverschleierten Frauen, die am Bildungswesen und Berufsleben teilnehmen konnten, wie es heute unvorstellbar ist.
Klaus Hoffmann las aus seinem Buch und trug einige Lieder des gleichnamigen Albums vor, so wie er es viele Male auf den Bühnen unseres Landes gemacht hatte. Ausgerechnet am 11. September 2001 stand seine musikalische Lesung auf dem Programm des Renaissance Theaters. Der Autor dieses Beitrages hatte sich schon auf dem Weg gemacht und ist vorher noch in einem Restaurant eingekehrt. Dort erreichte ihn die schon erwartete Nachricht, dass die Veranstaltung ausfallen und nachgeholt werde.
Wir verlosen fünf Taschenbuchausgaben von Afghana, natürlich mit Widmung von Klaus Hoffmann. Schicken Sie bei Interesse einfach eine Mail an paperpress@berlin.de
Im zweiten Teil des Abends in Michael Müllers Wahlkreisbüro stellte Christine Ihle, die Geschäftsführerin des Afghanischen Frauenvereins e.V., ihre Organisation vor. „Der Afghanische Frauenverein (AFV) ist eine humanitäre Hilfsorganisation, die seit 1992 für den Wiederaufbau und Frieden in Afghanistan arbeitet. Mit unseren Projekten, die vorwiegend in ländlichen Gegenden liegen, fördern wir gezielt Frauen und Kinder. Unsere Leitlinie ist Hilfe zur Selbsthilfe.“, beschreibt sich der Verein.
Herbert Grönemeyer ist seit 2017 Botschafter des Afghanischen Frauenvereins und folgt damit auf den im Jahr 2016 verstorbenen Schriftsteller Roger Willemsen.
„Es ist mir eine Ehre, den Afghanischen Frauenverein als Botschafter zu unterstützen“, sagt Herbert Grönemeyer. „Ich tue dies aus tiefer Verbundenheit mit Afghanistan und mit meinem Freund Roger Willemsen, der den Afghanischen Frauenverein über zehn Jahre lang bis zu seinem Tod als Schirmherr begleitet und mitgestaltet hat.“
„Tag für Tag arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Afghanischen Frauenvereins unter Einsatz ihres Lebens dafür, afghanischen Familien in ihrer Heimat eine Zukunft zu ermöglichen. Sie unterstützen Geflohene, Hungernde, Verletzte und ausgegrenzte Frauen und Mädchen in Not. Sie ermöglichen medizinische Hilfe, schenken Bildung und Ausbildung und versorgen ganze Dörfer mit sauberem Trinkwasser“, so Herbert Grönemeyer weiter. „Die Arbeit des Afghanischen Frauenvereins verdient unseren tiefen Respekt und unsere Unterstützung. Dafür möchte ich mich einsetzen. Helfen Sie mit. Gemeinsam können wir in Afghanistan viel zum Besseren bewegen!“
Ab dem 15. August 2021, dem Tag der Machtübernahme durch die Taliban, schlossen die Schulen aus Sicherheitsgründen. Am 28. August durften sie wie-der öffnen, für Mädchen jedoch nur bis Klasse 6. Für viele unserer älteren Schülerinnen ist seitdem eine Welt kollabiert. Tag für Tag bangen sie, ob sie jemals wieder zur Schule gehen dürfen. Was für ein grausames und menschenverachtendes Regime. Dennoch gibt der Verein nicht auf. Seine Leistungsbilanz ist bewundernswert.
Das Projektjahr 2021 in Zahlen:
• 21 Hilfsprojekte
• Drei Mutter-Kind-Kliniken, Hilfe für 52.000 Patientinnen und Patienten
• Fünf Schulen, Bildung für 3.239 Schülerinnen und Schüler
• Zwei Lehrschneidereien, die 100 Frauen ein Einkommen sichern
• Acht Nothilfeeinsätze, die 90.360 Menschen das Überleben sicherten
• 189 Familienpatenschaften, eine Starthilfe für 1.323 Personen
• 64 Brunnen, die Wasser für 12.800 Menschen spenden
• 17 Studienstipendien, die für eine Zukunft von 17 jungen Frauen sorgen
Rund 2,3 Millionen Spenden konnte der Verein 2021 einnehmen. Die Zuwendungen der „Öffentlichen Hand“ betrugen 2021 0,1 Prozent an den Gesamt-einnahmen. Da ist noch viel Luft nach oben.
Spendenkonto des Afghanischen Frauenvereins e.V.:
Commerzbank Koblenz BIC: DRESDEFF570
IBAN: DE28 5708 0070 0680 8505 00
Bei jedem Konzert von Klaus Hoffmann steht eine Sammelbüchse bereit. Im Laufe der Zeit sind schon 50.000 Euro von den Konzertbesuchern gespendet worden. Nächste Möglichkeit: 11.-16.04.2023 Berlin.
Es war ein sehr emotionaler Abend in der Bleibtreustraße, mit einem Blick zurück auf ein Land, das viele Menschen immer wieder in seinen Bann gezogen hat. Aber auch ein Blick auf ein Land zwischen den Fronten der ost-westlichen Interessen. Und heute? „Moskaus Versuch, ein Land aus der Feudalzeit Demokratie in den Sozialismus die Diktatur zu führen, kostete inzwischen (vermutlich) 100.000 eine Million Menschenleben, über tausend hunderte Dörfer und Städte wurden zerstört, fünf acht Millionen Afghanen Ukrainer flüchteten in Nachbarländer.“
Geschichte wiederholt sich immer wieder. Bei allem Leid in der Ukraine: Vergesst nicht Afghanistan.
Ed Koch
|
|
|
|
Anmeldung
Impressum
p a p e r p r e s s Ed Koch (Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt) Träger: Paper Press Verein für gemeinnützige Pressearbeit in Berlin e.V. Vorstand: Ed Koch - Mathias Kraft Postfach 42 40 03 12082 Berlin Email: paperpress[at]berlin.de PDF-Newsletter-Archiv: www.paperpress-newsletter.de
|