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geschrieben von: Redaktion am 17.09.2023, 09:25 Uhr
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Wie sagte ein Nachfolger Willy Brandts, ein Visionär aus Spandau namens Kai Wegner: „Berlin gehört in die Top 3 der Welt!“. Daher: Lokale Visionäre aus Berlin planen jetzt den großen Coup! Woran bislang Amerikaner und Russen scheiterten, auch Chinesen und Inder sowie zuletzt Elon Musk: Unter der Leitung eines ehemaligen BVG-Koordinators soll der Mars besiedelt werden!
Die Berlinonauten: Per Los ausgewählt. Die Rakete: Mit Wärmepumpe. Das Ziel: Eine Marskommune 1 ohne Diskriminierung, ohne Ausbeutung und endlich bezahlbarer Wohnraum! Ein kühnes Projekt. Bei dem am Ende hoch ambitionierte Politiker auf Berliner Klimaschützer, extrovertierte Künstler und philosophierende Kleingärtner treffen. Aber auch ausländische Geheimdienste werden auf den Plan gerufen. Wird Mastermind Franziska Giffey in die Ge-schichte eingehen? Und wie reagieren die Bayern auf Überlegungen des Berliner Senats, die 50 Milliarden Projektkosten über den Länderfinanzausgleich zu finanzieren?
Soweit die offizielle Ankündigung des neuen Programms der Stachelschweine, Berlins Traditionskabarett seit 1949.
Caroline Lüdecke als Geschäftsführerin und Frank Lüdecke als Künstlerischer Leiter sind seit 2019 die Chefs der Stachelschweine. „Steglitz, wir haben ein Problem!“, ist das achte Programm, das Frank Lüdecke, der am letzten Donnerstag einen fulminanten Auftritt bei „Nuhr im Ersten“ hinlegte, und Sören Sieg geschrieben haben. Es ist politisches Kabarett vom Feinsten. Aktuell, gnadenlos im Um-gang mit unseren Politikern und mit treffend formulierten Texten. Allerdings nur für Menschen geeignet, die nicht nur daddeln und das, was sie für die deutsche Sprache halten in Kurzbotschaften in die Welt senden, sondern für Menschen, die sich die Zeit nehmen, regelmäßig die Nachrichtenlage in Ton, Bild und Text zu verfolgen.
Gestern Abend war Premiere und Frank Lüdecke begrüßte die Gäste im ausverkauften Theater persönlich. Unter den Premierengästen befanden sich viele, die sich über eine Freikarte freuten, aber auch solche, die ihre Tickets bezahlten. Cerstin Richter-Kotowski, Vize-Bürgermeisterin von Steglitz-Zehlendorf, jenem Bezirk, der eine wichtige Rolle in dem Stück spielt, wurde auch eingeladen, legte aber Wert darauf, ihre Karte zu bezahlen. Das hat, erzählte Frank Lüdecke, Angela Merkel auch stets gemacht, nur einer wohl nicht, Gerhard Schröder. In aller Bescheidenheit möchten wir nicht unerwähnt lassen, dass auch wir unsere Tickets bezahlt und darüber hinaus sechs Leserinnen und Leser zu Voraufführungen eingeladen haben.
Und hier sind wir an einem wichtigen Punkt in der Berichterstattung, denn leider ist das Theater nicht immer ausverkauft. Wir wollen Sie deshalb animieren, sich Tickets für das Programm zu kaufen. Es lohnt sich. Die Show ist rasant, mit toller Musik und vielen Wendungen. Ist es ein Abend mit nur einer Franziska? Wir werden es nicht verraten.
Nur so viel: Die drei Schauspieler Santina-Maria Schrader, Heike Ostendorp und Robert F. Martin sind grandios. Regie: Marcus Kaloff.
Man soll ja nicht immer damit kommen, dass früher alles besser war. Es stimmt aber leider sehr oft. Denn früher wurden die Programme der Stachelschweine im Fernsehen übertragen, was eine gute Werbung war und dem Theater sehr geholfen hat. Der Landessender rbb verspricht „bloß nicht lang-weilen“ und langweilt seine Zuschauer mit immer wiederkehrenden „die besten 30…was auch immer!“ Und die wenigen attraktiven und informativen Sendungen wie „Thadeusz und die Beobachter“ verschwinden zum Jahresende vom Bildschirm.
Wo gibt es denn noch das klassische, stets aktuelle Kabarett im deutschen Fernsehen? Kabarett-Ensembles, die Kurzgeschichten vorspielen und uns die Welt erklären. Comedy ist nicht Kabarett, schon gar nicht, wenn es in die Unterleibskomik abgleitet. Und erst recht nicht Programme von Mario Barth, der stets von seiner dusseligen Freundin erzählt. Bei aller Wertschätzung, die „heute show“, „extra3“ und „Nuhr im Ersten“ sind hervorragend gemachte Satiren, aber eben kein Kabarett. Ein Kabarettist kann und muss manchmal auch komisch sein, allerdings ohne ein Komiker zu sein. Und nicht jeder Komiker ist ein Kabarettist.
Was waren das noch für Zeiten, als Wolfgang Gruner (1926-2002), eines der bekanntesten Stachelschweine, als Straßenfeger Otto Schruppke samstags in der Abendschau auftrat und die Woche Revue passieren ließ. Heute nimmt uns Uli Zelle mit zu „Lost Places“ in Berlin und Anni Dunkelmann zeigt uns, wie man aus irgendetwas irgendetwas macht. Alles sehr unterhaltsam, aber mehr eben auch nicht. Das gute politische Kabarett findet heute nur noch im Untergeschoss eines Hochhauses statt, das, sieht man sich die vielen Leerstände bei den Geschäften an, inzwischen fast auch ein „Lost Place“ ist.
Neben dem Theater der Stachelschweine befand sich ein recht gutes italienisches Restaurant, das allerdings seit März geschlossen ist. Am Eingang des koreanischen Nachfolgerestaurants ist zu lesen, dass es aus technischen Gründen geschlossen ist. Was bleibt, ist neben dem großen M und einem chinesischen Restaurant die „Kartoffelkiste“, wo es leckere Pfifferlinge und Berliner Leber gibt. Reden wir aber nicht über Essen, sondern über die Kultur.
Unter www.stachelschweine.de finden Sie die kommenden Termine für das Mars-Projekt:
Die nächste Möglichkeit bietet sich schon am Mittwoch, dem 20. September 2023, um 20:00 Uhr.
Sehr empfehlenswert ist auch das Programm mit Frank Lüdecke „Das Falsche muss nicht immer richtig sein!" Nächste Vorstellung am Sonntag, dem 22. Oktober 2023, und 18:00 Uhr.
Gute Unterhaltung.
Ed Koch
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