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Beiträge: Kita-Bündnis gegründet: "Auf die Kleinen kommt es an!"

geschrieben von: Redaktion am 14.02.2008, 15:27 Uhr
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Das Politikergeschwätz über die Kinder, die die Zukunft seien, ist nicht mehr mit anzuhören. In den Kindertagesstätten ist das Personal knapp, die Tagespflegestellen will man besteuern und unter das Existenzminimum treiben und Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen werden immer noch geschlossen, wenn mal das Geld in der Bezirkskasse knapp ist. Jetzt hat sich - endlich möchte man meinen – ein Kita-Bündnis gegründet, das den Politikern sagt, wo es langzugehen hat, wenn sie schon von selbst nicht darauf kommen.
"Auf die Kleinen kommt es an - mehr Zeit für Bildung", mit diesem Aufruf ist am 8. Februar 2008 das Berliner Kitabündnis an die Öffentlichkeit getreten. Noch nie wurde ein so großer Unterstützerkreis für eine Ausweitung der Bildungszeit sowie für verbesserte Rahmenbedingungen in Berliner Kindertagesstätten gewonnen. Nahezu alle Organisationen, die in Berlin Kindertagestätten betreiben oder sich mit dem Thema Kita befassen, haben einen Aufruf unterzeichnet. Über 1.000 Unterstützer haben sich bislang gefunden, darunter Wissenschaftler, Gewerkschaften, öffentliche und freie Träger von Kindertagesstätten, Elternvertretungen, Jugendpolitiker sowie zahlreiche Einzelpersonen. Warum mehr Zeit für Bildung dringend nötig ist, erläuterten auf einer Pressekonferenz im Einzelnen:

Jacqueline Zabel, Erzieherin im INA.KINDER.GARTEN gGmbH "Spatzentümpel am Hasenberg"/Betriebsratsvorsitzende: "Erzieherinnen und Erzieher investieren ihre ganze Kraft, um Kinder so zu bilden und zu erziehen, wie sie es brauchen. Dazu ist notwendig, die Entwicklung der Kinder zu beobachten und zu dokumentieren, in verschiedenen Formen mit den Eltern zusammen zu arbeiten und die eigene Arbeit zu analysieren und zu evaluieren... all das braucht Zeit."

Michaela Rogoszynski, Leiterin der Kita Warburgzeile, Eigenbetrieb Kindertagesstätten Nordwest: "Für die Umsetzung der "Qualitätsvereinbarung Tageseinrichtung" (QVTAG), des Berliner Bildungsprogramms und des Sprachlerntagebuchs war und ist die Reduzierung des Leitungsanteils von 2003 in jeder Hinsicht kontraproduktiv. Dies bedeutet, dass ich als Leiterin einer Kindertagesstätte mit rund 120 Plätzen nur zu 75% für die Leitung freigestellt bin. In der Realität ist dieser Anteil noch geringer."

Marcus Luttmer, Kindertagesstättenreferent des Paritätischen Berlin: "Kindertagesstätten sind Bildungsorte, in denen jedes Kind ein Recht auf die bestmögliche Förderung hat. Der Förderumfang wird im Land Berlin immer noch zu eng an der beruflichen Situation der Eltern ausgerichtet und zu wenig am Förderbedarf des Kindes. Um genügend Zeit für die Förderung zu haben, ist der Regelplatz auf einen zeitlichen Umfang von 5 - 7 Stunden ohne Bedarfsprüfung auszuweiten."

Dr. Christa Preissing, Internationale Akademie an der Freien Universität Berlin, Leiterin der Autorengruppe des Berliner Bildungsprogramms für Kinder in Tageseinrichtungen; wissenschaftliche Expertin im OECD-Netzwerk "Starting Strong" gehört zu den Unterzeichnern des Bündnisses: "Internationale Studien belegen: Hochwertige frühe Bildung und Erziehung in Kindertageseinrichtungen erhöhen die Lebenschancen für alle Kinder, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft. Hochwertige Bildungsarbeit braucht Zeiten für sorgfältig geplante Arbeit mit Kindern in kleinen Gruppierungen, eine ständige enge Zusammenarbeit mit allen Eltern, kontinuierliche Weiterbildung, systematische Selbstüberprüfung der Arbeit im Team.

Die Leiter/innen müssen dafür Sorge tragen, dass ihre Mitarbeiterinnen fachlich auf der Höhe der Zeit sind. Mit ihren Trägern und den Trägerverbänden engagieren sie sich für eine Kultur des Aufwachsens, die eine Integration aller in der Nachbarschaft lebenden Familien befördert. Sie übernehmen damit wichtige sozialpolitische Aufgaben. Die OECD-Studien empfehlen Investitionen in den Bereich frühkindlicher Bildung und Erziehung, die über die Forderungen des Bündnisses deutlich hinausweisen. Deshalb unterstütze ich das Bündnis uneingeschränkt."

Das Bündnis fordert Abgeordnetenhaus und Senat auf, notwendige Gesetzesänderungen in die Wege zu leiten. Die Zeit drängt, denn die Berliner Kinder können nicht warten.

Die Personalausstattung in den
Berliner Kindertagesstätten

Die Erzieher/innen

Die Personalausstattung in den Kindertagesstätten der freien Träger und der Eigenbetriebe ist geregelt im Berliner Kita-Förderungsgesetz bzw. in einer ergänzenden Rechtsverordnung. Diese vorgegebene Personalausstattung reicht nicht aus, um den gesetzlichen Bildungsauftrag der Tageseinrichtungen zu erfüllen. Die Personalbemessung für die Erzieher/innen setzt sich zusammen aus einer Grundausstattung und Zuschlägen für besondere Förderbedarfe

- von Kindern mit Behinderungen,
- für Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache in Kitas mit einem Anteil von mehr als 40 % dieser Kinder
- für Kinder, die in ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnissen und in Wohngebieten mit sozial benachteiligenden Bedingungen leben.

Die Grundausstattung richtet sich nach dem Alter der Kinder und ihrer Verweildauer in der Kita.(Halbtags-, Teilzeit- oder Ganztagsplatz). So beträgt zum Beispiel der Personalschlüssel für ein 3jähriges Kind mit einem Ganztagsplatz 0,1 Stellenanteile. Diese Personalausstattung umfasst alle Aufgaben, die zu den Tätigkeiten einer Erzieherin gehören. Das sind außer der direkten Arbeit mit den Kindern: Vor- und Nachbereitung, Zeiten für die Teilnahme an Dienstbesprechungen, Fachberatung, Elternarbeit, Anleitung von Praktikantinnen, Fortbildung. Ebenso enthalten sind in diesem Personalschlüssel alle Ausfallzeiten (Urlaub, Krankheit).

In der Praxis beträgt die Erzieher-Kind-Relation deshalb nicht 1:10. Kolleginnen müssen vertreten werden, aus der Arbeitszeit einer Erzieherin müssen Zeiten für Vor- und Nachbereitung, Dienstbesprechungen, Elternarbeit usw. herausgerechnet werden - mit der Konsequenz, dass dies die Erzieher-Kind-Relation erheblich verändert. Mit anderen Worten: Verantwortungsvolle pädagogische Arbeit geht zu Lasten der Erzieher-Kind-Relation ("Gruppengröße").

Die Leiter/innen

In den Berliner Kindertagesstätten erhalten Leitungskräfte eine Freistellung von der pädagogischen Arbeit in Abhängigkeit von der Zahl der vertraglich vergeben Plätze. Für jeden vertraglich vergebenen Platz gibt es einen Zuschlag von 0,0062 Stellenanteilen: Eine freigestellte Kita-Leiterin gibt es also ab 161 vergebenen Plätzen.

Anmerkung:

Auf den Leitungsschlüssel angesprochen sagte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bei einer Schülerdiskussionsveranstaltung in der Gustav-Heinemann-Schule, dass auch Schulleiter Unterricht geben müssten, und nicht vollständig freigestellt wären. Vergessen zu erwähnen hat der Regierungschef, dass ein Schulleiter über eine Sekretariat verfügt, das es in Kindertagesstätten nicht gibt.

Der Kindertagesstättenreferent des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin, Marcus Luttmer, erklärt: „Das Berliner Kitabündnis fordert für alle Kinder einen Anspruch auf einen Teilzeitplatz von fünf bis sieben Stunden ohne Bedarfsprüfung, damit für alle Kinder eine angemessene Bildung und Förderung in der Kindertagesstätte gewährleistet werden kann. Um eine über den Halbtagsplatz hinausgehende Förderung für ihr Kind anerkannt zu bekommen, müssen heute Eltern ihren besonderen Bedarf nachweisen. Dabei erfolgt häufig eine unangemessene Fokussierung auf die Arbeitssituation der Eltern, die Bildungsansprüche der Kinder fließen zu wenig in das Verfahren mit ein. Viele Eltern erleben das Antragsverfahren bürokratisch und restriktiv. Dies ist für einen niedrigschwelligen Zugang zur Kita hinderlich.

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Die Bedeutung einer frühzeitigen Förderung hat das Land Berlin erkannt und möchte bis 2011 die beitragsfreien Kitajahre einführen, dies allein wird jedoch nicht ausreichen. Wir brauchen eine Kultur der Einladung, dazu gehört z.B., dass für den Besuch der Kindertagesstätte frühzeitig geworben wird und Antrag und Bedarfsprüfung so einfach wie möglich werden.

Der Kitabesuch ist für die Entwicklung von Kindern elementar wichtig und hat viele positive Effekte, z.B. in der Unterstützung und Anregung von Bildungs- und Sozialisationsprozessen sowie auf die Sprachentwicklung. So sind Kinder, die eine Kita besucht haben, sprachlich fortgeschrittener als Kinder, die nicht in der Kita waren. Das Gleiche gilt für die basalen Fähigkeiten. (vgl. dazu IGLU-Studie 2006; Spezialbericht 2007-1: „Zur gesundheitlichen und sozialen Lage von Kindern in Berlin“)

Das Bündnis fordert: Ausreichend Bildungszeit für alle Kinder. Jedem Kind die Zeit, die es zum Lernen benötigt – dies muss die Gutscheinvergabe besser als derzeit berücksichtigen. Sie darf sich nicht nur am Betreuungsbedarf der Eltern orientieren. Für eine angemessene Bildung und Förderung sollen alle Kinder mindestens einen Anspruch auf einen Teilzeitplatz von fünf bis sieben Stunden haben.“

Michaela Rogoszynski, Leiterin der Kita Warburgzeile des Eigenbetriebes "Kindertagesstätten Nordwest", sagt: „Kita-Leitungskräfte gewährleisten maßgeblich die Umsetzung des Bildungsauftrages, die Weiterentwicklung und Umsetzung der pädagogischen Konzepte in den Kindertagesstätten. Die Aufgabenfelder einer Kita-Leitung sind mit der Arbeit von Managern eines Betriebes vergleichbar. Gute Personalführung, Kommunikations-, Entscheidungs- und Organisationsfähigkeiten werden erwartet. Sie beraten Eltern, motivieren Mitarbeiter/innen und müssen dabei wirtschaftliche Ziele im Blick behalten und danach handeln.

Leitungskräfte stehen im Mittelpunkt des Kita-Alltags. Sie sind ein Bindeglied zwischen den Kindern und deren Familien, den Erzieher/innen, dem Wirtschaftspersonal und dem Träger. Für die Umsetzung der "Qualitätsvereinbarung Tageseinrichtung", des Berliner Bildungsprogramms und des Sprachlerntagebuchs war und ist die Reduzierung des Leitungsanteils im Jahre 2003 in jeder Hinsicht kontraproduktiv. Dies bedeutet, dass ich, als Leiterin einer Kindertagesstätte mit rund 120 Betreuungsplätzen, mindestens 25% meiner wöchentlichen Arbeitszeit direkt mit Kindern arbeite. In der Realität ist dieser Anteil noch höher anzusetzen, denn Kinder haben ein uneingeschränktes Recht auf unsere Aufmerksamkeit.

In einer Kita, in der Kinder mit Behinderungen betreut werden, kommen besondere Aufgaben hinzu. Es sind eine Vielzahl von Gesprächen, die Erstellung von individuellen Förderplänen und die Mitarbeit an Förderausschüssen in Zusammenarbeit mit den Eltern, Jugendämtern, Ärzten, Therapeuten und den Erzieher/innen erforderlich. In diesem Prozess sind Leitungskräfte mit einem großen zeitlichem Aufwand und Engagement als pädagogische Fachkraft gefordert.

Kita-Leitungen sind die Visitenkarten einer Kindertagesstätte! DAHER: Die Fehlentscheidung - Reduzierung des Leitungsschlüssels - muss in einem ersten Schritt sofort korrigiert werden. Kitas brauchen eine freigestellte Leitung. Spätestens ab 100 Plätzen ist hierzu eine Vollzeitstelle notwendig. In kleineren Kitas muss mindestens eine Halbtagsfreistellung der Kita-Leitung sichergestellt sein. Darüber hinaus muss der Leitungsschlüssel von Kitas mit dem Schwerpunkt der Integration von behinderten Kindern erhöht werden.“

  
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