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Leserbrief: exklusiv: Thomas Geffe ist auch ausgestiegen

geschrieben von: Redaktion am 18.04.2009, 10:11 Uhr
paperpress566 
...angefangen hat es ja eigentlich mit meiner Religionslehrerin Frau Kö., bzw. ihrem Vorgänger-Täter - Herrn l. - an einer Wilmersdorfer Schule, da hatten alle die, die nicht abgemeldet waren vom Reli, in der siebten oder achten Stunde ein oder zweimal in der Woche Reli.
Unabhängig davon, dass wir damals noch nicht wussten, dass man wählen könnte (wählen gibt’s nicht sagte Papa, konfirmiert wirste, was danach ist geht mir...)
war der Unterricht sehr interessant, wir falteten Zettel für Brot für die Welt, packten sie in Umschläge, bastelten schmuck für die Auenkirche, hörten was von den Ungläubigen östlich der Grenze und sowieso noch weiter östlich - was unsere Klassenkameradin Mansura - ihr Vater war ein toller, freundlicher Imam an der Wilmerdorfer Moschee - mit Befremden und Angst aufnahm. Wir taten also im Unterricht all das, was an leichten aufgaben grad mal nicht in der Gemeinde zu erledigen war...man kann ja auch nicht alles nach Bethel schicken, das kostet doch Porto...

Leise sein dabei war die Regel, denn wenn man auch nur ein Wort zum Nachbarn sagte, der Lauscher Gottes, Herr L, hörte alles und dann kams, wir hatten damals noch alle kurze haare, er griff sich die kürzesten über dem Ohr, und drehte sie so lange bis - ein Zeichen für ihn weiter zu machen - ein schrei des ehrlichen Schmerzes erklang, dann kamen sie, die erlösenden Worte „Bürschchen hüte dich, Gottes Ohr ist überall“.

Letztendlich ging es immer so weiter, bei Frau Kö. war es nicht anders, die körperlichen Strafen wurden von disziplinarischen abgelöst, auch sie erzählte, das Böse komme aus dem Osten, z.B. das Opium was ja aus Mohn gemacht werde,
und ob jemand das kenne, als ich sagte, wir essen das öfter als Kuchen, wurde säuerlich geschaut, raus, Tadel...

Es änderte sich nichts, hätte ich nicht das Glück gehabt, im freiwilligen Konfirmationsunterricht, bei Pastor Weinhold, damals ein guter Bekannter von Rudi Dutschke, grad zurückgekommen aus Vietnam wo er Flüchtlingslager und internationale Hilfe mit organisierte, die eigentlichen Grundsätze des Christentums zu erfahren, sie wären mir bis heute verborgen geblieben und ich hätte viele wichtige, prägende Erlebnisse und Gedanken nie erfahren und entwickeln können. Ich bin trotzdem dann, als die Möglichkeit bestand, mit 18 Jahren aus der Ev. Kirche ausgetreten, nicht wegen des Glaubens oder des Nichtglaubens, wegen der Kirche.
Im weiteren Leben habe ich Glückspilz viele Teile der Erde bereist und viele Religionen kennen gelernt. Mein eigentlich spirituelles, religiöses Ich ist durch Begegnungen mit Hindus, Buddhisten, Juden und Muslime enorm gewachsen.
Als Agnostiker habe ich ebenso durch viele Begegnungen gelernt, dass Christentum und Sozialismus Schwestern sind. In Auseinandersetzung mit Andersdenkenden und anderen Religionen habe ich gelernt, dass bei uns, in Deutschland, alles möglich ist, wenn wir der Toleranz und Brüderlichkeit Platz machen und mit Offenheit den Diskurs, den Disput und aber auch den Dialog suchen...

Was ich in den letzten Wochen von Rro Reli hörte, waren fast von hass erfüllte Äußerungen. Glaubt doch nicht, das die islamischen Fundis ihre Kinder in staatlichen unterricht schicken, ist ihnen zu tolerant und zu überprüfbar. Die jüdischen Bürger, elitär wie sie z.T. sind, werden ihre Kinder in privaten Einrichtungen unterrichten.
vielleicht hilft es der inhaltlichen Erstarkung des christlichen Glaubens, wenn die Schüler sagen können, ich mache es freiwillig nach dem Regelunterricht, denn ich will es. An Ethik und der gemeinsamen Auseinandersetzung mit dem Nachbarn geht kein Weg vorbei, im Gegenteil wäre es ein unsägliche Dummheit, ein Verbrechen an der jungen Generation, ihnen diese Erfahrungen zu versagen, nur wegen der noch immer unsäglichen Borniertheit und ignoranten Alltagswahrnehmung einiger vieler christlicher Fundamentalisten...

Trotz einigen langen Jahren der Annäherung, bin ich den christlichen Kirchen, ich meine damit die offiziellen, nun wieder weiter entfernt denn je. also Freunde, ausgestiegen, nun schaut mal wie ihr all die Leute wieder einsammelt...

mein Konfirmationsspruch lautet: "Ich aber Herr, hoffe auf dich und spreche:
Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen." Eine orientalische Weisheit sagt: "Gläubiger, willst du das Glück des Lebens erreichen, so lass deine Gedanken so oft wie möglich die Heimat verändern, stehendes Wasser wird faul."

Ja, es geht wohl um was, die Auseinandersetzung ist hart, die fronten auch, lasst uns abstimmen und danach wieder freunde sein, nicht nachhacken, keine mauern bauen, Demokratie ist halt machbar, Herr-Frau Nachbar...

  
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