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Verbesserung des Kinderschutzes in Tempelhof-Schöneberg

geschrieben von: Redaktion am 05.07.2010, 16:32 Uhr
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Im Rathaus Schöneberg wurde heute eine „Kooperationsvereinbarung über vernetzte Fallarbeit im Kinderschutz“ unterschrieben. Die Vertragspartner v.l.n.r.: Die Bezirksstadträtin für Familie, Jugend, Sport und Quartiersmanagement, Angelika Schöttler, die kaufmännische Direktorin des St.-Joseph Krankenhauses, Marianne Baehr, die Bezirksstadträtin für Gesundheit und Soziales, Dr. Sibyll Klotz, und der Vorsitzende der Geschäftsführung des Vivantes Wenckebach-Klinikums, Joachim Bovelet.
In der Präambel der Vereinbarung heißt es: „Ziel der Kooperationsvereinbarung ist die schnittstellenübergreifende Gestaltung der Zusammenarbeit und der Aufgaben des Kinderschutzes im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Die unterschiedlichen Aufträge und gesetzlichen Grundlagen der Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner garantieren deren eigenständige Arbeitsweisen, ihre anerkannten Methoden, Konzepte und fachlichen Handlungskompetenzen. Ein bewährter, respektvoller und wertschätzender Umgang zwischen den Kooperationspartnern stellt die Grundlage der nachfolgenden Kooperationsvereinbarung dar.

Frau Dr. Klotz und Frau Schöttler weisen auf die Besonderheit der umfassenden Kooperation hin, indem alle drei bezirksansässigen Krankenhäusern und Kliniken mit einbezogen wurden. Diese haben sich bereiterklärt, ihr Personal aus den unterschiedlichsten Abteilungen für den Kinderschutz zu sensibilisieren. Sie erklären ihre Bereitschaft zur frühzeitigen, engen Zusammenarbeit mit den Fachstellen des Bezirks, um den Kinderschutz in Tempelhof-Schöneberg gemeinsam zu gewährleisten. Der staatliche Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung gebietet hierbei ein teilweise sehr engmaschiges Netz aufzubauen, um bei dringenden Anhaltspunkten für eine Kindeswohlgefährdung, umgehend handeln zu können und unverzüglich notwendige Maßnahmen zur Prävention oder Gefahrenabwehr zu ergreifen.

Mit einer Kooperationsvereinbarung im Februar 2008 der Fachabteilungen Jugend und Gesundheit zum Kinderschutz wurde bereits ein erster Schritt getan. Dazu erklärt Gesundheitsstadträtin Dr. Sibyll KIotz: „Die Erfahrungen waren sehr positiv, die Praxis der letzten zwei Jahre hat aber auch gezeigt, dass noch mehr Akteure mit ins Boot müssen. Ich bin froh, dass wir mit den beteiligten Kliniken eine verbindliche, vertraglich vereinbarte Kooperation erreicht haben, um zeitnah und flexibel reagieren und um Hilfen wie aus einer Hand anbieten zu können."

Was haben z.B. Notaufnahmen oder Internistische Abteilungen von Kliniken mit Kinderschutz zu tun? Dies fragt sich sicher nicht nur eine niedergelassene Kinderärztin aus unserem Bezirk. Hilfebedürftige, kranke Patienten sind eben auch oftmals Eltern. Durch eine akute eigene persönliche Notlage/Krise, können ihre minderjährigen Kinder möglicherweise ebenfalls in eine akute Gefährdungssituation kommen. Die Kooperation zielt darauf ab, dieses bei einer medizinischen Versorgung eines Patienten mit im Blick zu haben, um dann schnellstmöglich mit den Diensten in Kontakt zu kommen, welche somit zeitnah adäquate Hilfen und Unterstützungsangebote geben können.

Jugendstadträtin Angelika Schöttler meint dazu:

„In der Unterstützung von Familien sind wir heute ein großes Stück weiter gekommen. Ich freue mich sehr, dass unsere bezirklichen Krankenhäuser jetzt auch auf die Situation der Kinder ihrer Patienten achten. Krankheit von Eltern ist schon eine schwierige Situation für die Kinder. Es müssen nicht weitere Probleme und extreme Krisen entstehen. Schnelles Erkennen und kurzfristig Helfen bietet den Eltern und Kindern Schutz und verhindert Kindeswohlgefährdungen."

Stetiger Anstieg von Kinderschutzfällen

Berlin erfährt seit Jahren einen stetigen Anstieg der Kinderschutzfälle. Dies beeinflusst auch die Gesamtzahl der behandelten Kinder im St. Joseph Krankenhaus: 2009 wurden 21.175 Kinder in der Zentralen Notaufnahme behandelt, über 800 Kinder mehr als in 2008. Dabei haben sich Kinderschutzfälle in den letzten fünf Jahren verdoppelt. „Als katholisches Krankenhaus mit einer langen Tradition in der Geburtshilfe und der Kinderheilkunde liegt uns der Kinderschutz besonders am Herzen. Darum haben wir uns in einem Kooperationsprojekt Kinderschutz engagiert. In diesem Projekt arbeiten wir zusammen mit dem Jugendamt und dem Gesundheitsamt des Bezirks Tempelhof-Schöneberg sowie mit den VivantesKliniken Auguste-Viktoria-Klinikum und dem Wenckebach-Klinikum“, erklärt Marianne Baehr, die Kaufmännische Direktorin des St. Joseph Krankenhauses.

Das St. Joseph Krankenhaus hat eine Kinderschutzgruppe gebildet, die aus Kinderärzten, Kinder- und Jugendpsychiatern, Gynäkologen, Pflegepersonal und Sozialarbeitern besteht. Das Team hat ein verbessertes Kommunikations- und Behandlungskonzept entwickelt. Ziel dieses Konzepts ist es, für einen besseren Schutz für misshandelte und vernachlässigte Kinder zu sorgen. Wichtigstes Ergebnis der Kooperation ist die schnelle und nachhaltige Hilfe für Kinder und ihre Familien. Diese wird durch eine strukturierte Kommunikation und das vernetzte berufsgruppenübergreifende Arbeiten zwischen Krankenhäusern, Behörden und komplementären Einrichtungen ermöglicht. Eine sofortige Einberufung von Fach- und Hilfekonferenzen beschleunigt Maßnahmen zum Wohl des Kindes oder zur Unterstützung der Familie, oft noch vor dem Entstehen von Kinderschutzfällen. Die Verantwortlichen dieses Zusammenspiels sind die Chefärzte des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin „Josephinchen" sowie der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe.

Die Chefärztin der Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin im St. Joseph Krankenhaus, Frau Dr. Beatrix Schmidt erklärt: „In unserer Kinderklinik behandeln wir immer mehr Akutfälle. Prävention muss stärker betrieben werden, auch noch vor der Geburt. Hierzu arbeiten wir fachübergreifend und nach unserem von der WHO/Unicef-Initiative anerkannten ‚Babyfreundlichen’ Konzept.“

„Auch unsere babyfreundliche Geburtshilfe leistet einen entscheidenden Beitrag zur Prävention“, fügt der Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Dr. Michael Abou Dakn, hinzu. „Wir helfen Eltern, eine starke Bindung zum Kind vor und nach der Geburt zu entwickeln. So arbeiten wir aktiv daran, die steigenden Kinderschutzfälle zu reduzieren."

Schwerwiegendere Fälle müssen auch vom Chefarzt der Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie, Dr. Hennig Giest, behandelt werden: „Insbesondere bei ungeklärten Fällen, ist es wichtig, für ein gesamtes Bild des Kindes und seiner Familie zu sorgen. Da ist die vernetzte Kommunikation mit der Kinderklinik, mit Sozialarbeitern und mit der Kinderpsychiatrie unabdingbar."

Akutfälle treten jedoch nicht nur im Bereich der körperlich sichtbaren Misshandlungen auf. Psychische Misshandlung und Vernachlässigung sind ein wesentlicher Teil der Arbeit der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Chefarzt Dr. Hans Willner erläutert: „Für Außenstehende ist dieser Bereich des Kinderschutzes oft schwer erkennbar. Aber gerade dort kommt es zu deutlich mehr Kinderschutzfällen als im Bereich der körperlich sichtbaren Misshandlungen. Viele der in unserer Klinik vorgestellten Kinder und Jugendlichen leiden unter den Folgen emotionaler Vernachlässigung und Gewalt. Ohne wirksame Maßnahmen des Kinderschutzes haben körperliche oder seelische Misshandlungen oder auch sexueller Missbrauch lange andauernde und oft chronische Folgen für die betreffenden Kinder und Jugendlichen."

Auch Vivantes engagiert sich für einen besser vernetzten Kinderschutz: Joachim Bovelet, Vorsitzender der Geschäftsführung Vivantes, begrüßt die neue Kooperation im Bereich Kinderschutz: „Wir möchten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu auffordern, die Augen offen zu halten und einen Blick für Kinder in Gefahrensituationen zu entwickeln. Mit der Kooperationsvereinbarung haben wir einen Weg gefunden, schnell die richtigen Ansprechpartner im Bezirk zu informieren und einen Austausch über geeignete Behandlungen und Betreuungen zu etablieren."

Ziel der Kooperationsvereinbarung ist es, den Kinderschutz zu verbessern, risikohafte Entwicklungen frühzeitiger zu erkennen und schneller zu handeln. Besonderes Augenmerk liegt auf Schwangeren, jungen Müttern und Eltern, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, psychiatrisch krank sind, unter Abhängigkeitserkrankungen leiden oder deren Verletzungen auf häusliche Gewalt hindeuten. Besteht in diesen Zusammenhängen der Verdacht, dass beteiligte Kinder vernachlässigt oder misshandelt werden, können die Vivantes Mitarbeiter nach einem klar geregelten Leitfaden schnell die richtigen Ansprechpartner im Gesundheitsamt und Jugendamt des Bezirks Berlin Tempelhof-Schöneberg informieren und weitere Schritte abstimmen.

Das Tempelhof-Schöneberger Modell hat wenige Vorbilder, aber hoffentlich viele Nachahmer in Berlin. Inspiriert wurden die Kooperationspartner durch eine ähnliche Vereinbarung im Bezirk Mitte. Gesundheitsstadträtin Dr. Sibyll Klotz hält die Tempelhof-Schöneberger Vereinbarung für die bessere. Dr. Michael Abou Dakn brachte es auf den Punkt: „Es ist nicht die erste Vereinbarung, aber die beste.“

Ansprechpartner/innen:
Signe Adam
Abt. Gesundheit und Soziales, Tel.: 90277 6519
Christine Hucklenbroich
Kinderschutzkoordinatorin des Jugendamtes, Tel.: 90277 6042
Uwe Doldner
Konzernkommunikation Vivantes, Tel.: 130 11 1300
Vera Klingbeil
Projektleiterin der Kinderschutzgruppe St.-Joseph-Krankenhaus, Tel.: 7882 2719

  
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