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Besuch in Buchenwald

geschrieben von: Redaktion am 17.10.2010, 09:56 Uhr
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Michael Müller: „Hier starb niemand zufällig. Kein Tod war ein Unfall. Es gab kein Leben, das nicht hätte gerettet werden können.“ Es ist mehr als nur eine Tradition, dass die Berliner SPD jedes Jahr zu einer Gedenkstättenfahrt einlädt. Vom 10. bis 13. Oktober 2010 besuchten 37 Berlinerinnen und Berliner, darunter Sozialdemokraten und andere Interessierte Weimar und Buchenwald. An der Fahrt nahm der SPD-Landes- und Fraktionsvorsitzende Michael Müller gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Kindern teil.
Auch wenn am 12. Oktober, als die Berliner Gruppe Buchenwald besuchte, dichter Nebel herrschte und die Kälte von außen wie von innen den Körper durchdrang, so war dies nichts im Gegensatz zu dem, was die 250.000 Menschen zu erleiden hatten, die hier inhaftiert waren und von denen Schätzungen zufolge 56.000 ermordet wurden, darunter Ernst Thälmann, Rudolf Breitscheid und Dietrich Bonhoeffer.

Der dichte Nebel am 12. Oktober sorgte für ein gespenstisches Bild an diesem Ort des Schreckens. Michael Müller legte an der Gedenkplatte nahe dem Tor zum Konzentrationslager einen Kranz nieder und richtete ein paar Worte an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gruppe. Unter anderem sagte er: „Dieser Ort erzeugt Bestürzung und Trauer. Wir wissen, dass alles, was wir heute noch vom Konzentrationslager Buchenwald sehen werden, nur einen schwachen Eindruck von dem vermitteln kann, was sich vor über 65 Jahren hier zugetragen hat. Viele engagierte Demokraten der Republik, die nur ein paar Kilometer weiter als Weimarer Republik gegründet worden ist, sind für ihre Überzeugung hier in Buchenwald ermordet worden.

Vernichtung durch Arbeit in den Rüstungsbetrieben, Erschießungen in den so genanten ‚Erschießungslagern’. Medizinische Versuche an Menschen, Verhungern, Erfrieren oder Krankheiten waren die häufigsten Todesursachen.“ Als General Eisenhower, der spätere US-Präsident, das Lager nach der Befreiung im April 1945 besuchte, schrieb er, dass die Berichte, die bisher in die Öffentlichkeit gedrungen waren, nicht annähernd an die Wirklichkeit herankämen. Eisenhower sorgte dafür, dass Journalisten und Kongressmitglieder aus den USA sowie Volksvertreter aus England noch Mitte 1945 die befreiten Konzentrationslager sahen. Es waren auch amerikanische Militärs, die nur wenige Tage nach der Befreiung des Lagers Buchenwald 1.000 Bewohner Weimars zwangen, sich anzuschauen, was sieben lange Jahre vor ihrer Haustür geschehen ist. Auch wenn das Lager auf der Weimar abgewandten Seite des Ettersberges lag, so ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass niemand in Weimar etwas mitbekommen haben will. In den ersten Jahren endeten die Transporte mit den verschleppten Menschen am Hauptbahnhof von Weimar. Von dort wurden sie durch die Stadt bis ins Lager getrieben. Teilweise wurden sie sogar von den Einwohnern bespuckt und mit Steinen beworfen.

Michael Müller wies in seiner kurzen Rede auch darauf hin, dass nach der Befreiung Buchenwalds am 11. April 1945 das Leid und die Unmenschlichkeit an diesem Ort nicht endeten. „Nach der Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen übernahm das sowjetische Militär das Gelände und errichtete das ‚Speziallager 2’. Zwischen 1945 und 1950 wurden hier weitere 28.000 Menschen gefangen gehalten von denen im Laufe ihres Aufenthaltes 7.000, meistens in Folge von Vernachlässigung und Unterernährung, starben. Dieser Teil der Geschichte wurde in der DDR verschwiegen. Von den Nationalsozialisten als Mordstätte gegründet, von den Amerikanern 1945 befreit, von der Roten Armee weiterbetrieben, in der DDR als ‚nationale Mahn- und Gedenkstätte mit antifaschistischer Legitimation instrumentalisiert, hat man erst heutzutage einen vollständigen Blick auf die mehr als wechselvolle Geschichte dieses Ortes.

Buchenwald ist ein Ort, der uns verstehen lässt, dass es nicht reicht, als guter Demokrat das nationalsozialistische System zu verabscheuen und jedem rassistischen und nationalsozialistischen Gedankengut offensiv zu begegnen. Buchenwald ist auch ein Ort, der uns klar macht, dass jedes Regime mit totalitärem Herrschaftsanspruch gefährlich ist. Der deutsche Nationalsozialismus hat den millionenfachen Mord an den Juden nicht nur geschehen lassen, sondern ihn offensiv und öffentlich betrieben.

Die Aufgabe der Gedenkstätte Buchenwald ist nirgendwo treffender beschrieben als in einem kurzen Text des ‚Vereins zur Förderung der Erinnerung an das KZ Buchenwald’. Dort heißt es: ‚Die Geschichte, die sich an diesem Ort verkörpert, fordert dazu auf, die Unselbständigkeit des Guten zu erkennen. Freiheit, Gerechtigkeit, Toleranz und Menschenwürde sind nur dann wirklich, wenn Menschen sich für diese Werte einsetzen und Verantwortung für ihre Verwirklichung übernehmen.’“

Hintergrundinformationen zum Konzentrationslager Buchenwald

Im Juli 1937 begannen Häftlinge aus den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Sachsenburg und Lichtenburg mit der Errichtung des Konzentrationslagers Buchenwald. Bei der Namensgebung hatten die Verantwortlichen der Konzentrationslager um Inspekteur Theodor Eicke ein Problem, da es sich in unmittelbarer Nähe zu Schloss und Park Ettersburg auf dem Ettersberg befand. Das Schloss ist stark mit Goethe und damit der Weimarer Klassik verbunden. Goethe wurde von den Nationalsozialisten politisch als die Verkörperung des „Deutschen Geistes“ instrumentalisiert. Daher war die Benennung „Konzentrationslager Ettersberg” von vornherein unmöglich, zumal Einspruch gegen diese Namensgebung durch die Nationalsozialistische Kulturgesellschaft in Weimar erhoben wurde. Eine Benennung nach dem benachbarten Hottelstedt schied deshalb aus, weil sich dann die SS-Lagermannschaft, obwohl im Umkreis von Weimar liegend, mit einer geringeren Besoldung als ortsüblich hätte zufrieden geben müssen. Der Vorschlag Eickes „K.L. Hochwald, Post Weimar“, wurde auf Veranlassung Heinrich Himmlers in „K.L. Buchenwald, Post Weimar“ abgeändert. Somit war einerseits der Name offiziell nicht mit dem Ort verbunden, andererseits bekam die Mannschaft ihr Gehalt nach der Ortslage von Weimar. Zum ersten Lagerkommandant wurde Karl Koch ernannt. Bis zum Jahresende war das Lager mit 2561 Gefangenen belegt. Schon 1937 forderte das Lager 48 Menschenleben.

Zunächst war das Lager für politische Gegner des Naziregimes, vorbestrafte Kriminelle und so genannte Asoziale sowie Juden, Zeugen Jehovas und Homosexuelle bestimmt. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden zunehmend Menschen aus anderen Ländern interniert. Bei der Befreiung im April 1945 waren 95 Prozent der Häftlinge keine Deutschen. Vor allem nach 1943 wurden im KZ Buchenwald und in seinen insgesamt 136 Außenkommandos KZ-Häftlinge rücksichtslos für die Rüstungsindustrie ausgebeutet. Daher war Buchenwald kein Vernichtungslager mit industrieller Vernichtung und Verwertung wie die großen Konzentrationslager in Polen. Dennoch wurden viele Gefangene von der SS ermordet oder starben an den unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen. Manche Häftlingsgruppen wurden gar zur sofortigen Ermordung in der Genickschussanlage ausselektiert, wie etwa sowjetische Kriegsgefangene.

Anfang 1945 wurde das Lager zur Endstation für Evakuierungstransporte aus Auschwitz und Groß-Rosen. Kurz vor der Befreiung versuchte die SS, das Lager zu räumen und schickte 28.000 Häftlinge auf Todesmärsche. Etwa 21.000 Häftlinge, darunter über 900 Kinder und Jugendliche, blieben im Lager. Am 11. April 1945 erreichten Einheiten der 3. US-Armee den Ettersberg. Die SS floh, Häftlinge der geheimen Widerstandsorganisation öffneten das Lager von innen.

Nach der Befreiung mussten sich 1947 im Buchenwald-Hauptprozess 31 Personen für die Verbrechen in Buchenwald vor einem US-Militärtribunal verantworten, darunter auch die Witwe des ehemaligen Kommandanten, Ilse Koch. Es wurden 22 Todesurteile ausgesprochen sowie fünf lebenslängliche und vier begrenzte Freiheitsstrafen. Von den Todesurteilen wurden bis 1951 neun vollstreckt. Der ehemalige Lagerkommandant Hermann Pister starb in der Haft. Ilse Koch blieb dort bis zu ihrem Selbstmord 1967. Alle übrigen Verurteilten wurden bis Mitte der 1950er Jahre amnestiert. (Quelle: wikipedia)

Die Berliner Gruppe traf am 12. Oktober um 9.00 Uhr in der Gedenkstätte ein und sah zuerst einen Film über Buchenwald. Anschließend und nach der Kranzniederlegung fand ein ausführlicher Rundgang über das Gelände statt, bei dem auch die noch erhaltenen Gebäude besichtigt wurden. Um 16.00 Uhr fuhr die Gruppe zurück nach Weimar.

Die Gedenkstättenfahrten des SPD-Landesverbandes Berlin werden von Paper Press Studienreisen® organisatorisch betreut. 2011 ist eine Gedenkstättenfahrt in das österreichische Mauthausen, mit einem Aufenthalt in Wien geplant. Voraussichtlicher Zeitraum Ende September/Anfang Oktober 2011. Informationen über die Fahrt werden voraussichtlich ab Ende November unter www.gedenkstaettenfahrten.de verfügbar sein.

  
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