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Besuch in Warschau

geschrieben von: Redaktion am 26.11.2006, 09:49 Uhr
paperpress539 
In Vorbereitung auf eine Gedenkstättenfahrt nach Warschau und Majdanek vom 12. bis 16. November 2007, besuchten die Vorstandsmitglieder des Paper Press e.V. Oliver Schworck und Ed Koch, die polnische Hauptstadt. Hier ihre Eindrücke.
Fotos nur in der Printversion

So sind die Kommunisten. Stalin schenkte einst den Kulturpalast, nach dem Vorbild einiger Bauwerke dieses Stils in Moskau, den Polen. Bauen und finanzieren mussten sie ihn jedoch selbst.

Ebenso hielt es die eigene polnische kommunistische Führung mit dem Schloss, das die Warschauer nach der kompletten Zerstörung in Zweiten Weltkrieg gern wieder gehabt hätten. Großzügig wurde ihnen der Wunsch gewährt. Das Geld dafür mussten sie selbst aufbringen, kein müder Zloty aus der Staatskasse. Wie man sieht, das Vorhaben gelang.

Erwähnt man Warschau, sagen viele, dass dies keine schöne Stadt sei, eher hässlich. Mit diesen Vorurteilen beladen, besuchten wir erstmals die polnische Hauptstadt. In dem Flieger nach Warschau saßen knapp 20 Passagiere, Platz war für das Zehnfache. Eine knappe Stunde dauert der Flug Richtung Osten. Für den Rückflug mussten wir 1 Stunde 40 einplanen. Grund: Lot fliegt die Strecke mit einer Propellermaschine. Lange Gänge auf den im Umbau befindli-chen Flughafen von Warschau, der nach dem bedeutendsten Sohn der Stadt, Fryderyk Chopin (1810-1849), benannt ist, mussten wir zurücklegen, um zum Shuttlebus zu kommen. Dieser fuhr fast über das gesamte Flughafengelände, um das Flugzeug zu erreichen. Dieses wiederum veranstaltete eine zweite Flughafenrundfahrt, ehe es zur Startposition kam. In Berlin-Tegel bot sich das gleiche Bild. Bis zum letzten Ende des Flughafens rollte die Maschine, und der Zubringerbus hatte auch hier eine lange Strecke zurückzulegen, ehe er endlich das Gepäckband erreichte. Ist die Partnerstadt Berlins so unwichtig, dass sie so stiefmütterlich behandelt wird, wenn man sie per Flugzeug erreichen will?

Im zehnten Jahrhundert wurde Warszawa erstmals urkundlich er-wähnt. Aber erst an der Wende des 16ten Jahrhunderts wurde Warschau polnische Hauptstadt, dieses Privileg lag bis dahin in Krakau. Die Geschichte Warschaus und Polens ist im negativen Sinne äußerst abwechselungsreich. Das Land war Spielball der Nachbarn, die es mal von hier nach da, nach dem Zweiten Weltkrieg von Ost nach West verschoben. Wenn es zwei Völker auf dieser Welt gibt, die die Polen geradezu hassen müssen, dann sind es die Russen und wir Deutsche, wobei das deutsch-polnische Verhältnis längst besser ist als das russisch-polnische.

Man kann über die Kaczynski-Zwillinge, die Polen regieren, sagen, was man will, ihr deutsch-distanziertes Verhalten spiegelt jedoch, natürlich vor allem bei älteren Bürgern, die Meinung vieler Polen wider. Foto: Am Nationalfeiertag, dem 11. November, spricht Lech Kaczynski, der Präsident, auf dem gut besuchten Platz in der Nähe seines Palastes, zu den Hauptstädtern, die anders als zu kommunistischen Zeiten freiwillig erschienen sind. Neben ihm sein Zwillings-bruder Jaroslaw, der Ministerpräsident.

Warschau ist eine geschichtsträchtige Stadt. Viele Mahnmale zeu-gen davon. Es ist vor allem auch die deutsche Geschichte, die einem hier auf Schritt und Tritt begegnet. Warschau war eine schöne Stadt mit großzügigen Alleen, Palästen, Gebäuden mit wunderschö-nen Fassaden, einer historischen Altstadt und vielen Parks. Das ist Warschau heute wieder. Aber was geschah zwischendurch? Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 be-gann der Untergang dieser blühenden Stadt. Der ungleiche Kampf mit Nazideutschland führte schon am 27. September zur Kapitula-tion. „Was folgte, waren Vergeltungsmaßnahmen, Morde an der Zivilbevölkerung und die Vernichtung der Wirtschaft,“ heißt es in einem im Parma Press Verlag erschienenen Buch über Warschau. Warschau war neben New York weltweit die Stadt mit dem zweit-größten Anteil jüdischer Bevölkerung. Und diese wurde von den deutschen Besatzern in einem Getto mit über 450.000 Menschen eingepfercht. 100.000 von ihnen starben im Getto durch Hunger und Krankheiten, die übrigen wurden in die Konzentrationslager gebracht und dort ermordet.

So sahen die Häuser im Getto aus, das sich über die ganze Innenstadt erstreckte. Das Getto war umgeben von einer unüberwindbaren Mauer. Je mehr Juden ermordet wurden, desto kleiner wurde das Getto im Laufe der Zeit. 1943 kam es zu einem Aufstand, „der nahezu drei Monate dauerte und von den deutschen Faschisten niedergemetzelt wurde. Das Gettogelände verwandelte sich in ein Meer von Ruinen; die Überlebenden hat man ermordet.“

„Die ganze Besatzungszeit hinweg war Warschau die Hauptstadt des polnischen Untergrundstaates. Den Höhepunkt des Widerstan-des bildete der Warschauer Aufstand, der am 1. August 1944 aus-brach. 63 Tage lang kämpfte die polnische Hauptstadt heldenhaft gegen die Besatzer. Aber die Übermacht des Feindes war erheblich, und letztlich brach der Widerstand zusammen. Die Zivilbevölkerung wurde aus der Stadt getrieben und die Stadt, Haus für Haus, dem Erdboden gleichgemacht.“ Die Befreiung von der deutschen Tyran-nei am 17. Januar 1945, war kein wirklicher Grund zur Freude, denn es folgte die „sowjetrussische Gewaltherrschaft“. Erst seit der Wen-de in Europa 1989 ist Polen ein freies Land. Immerhin begann nach dem Krieg ein beispielloser Wiederaufbau aus den Trümmern, die Deutschland hinterlassen hatte.

Der Platz, auf dem das Mahnmal für die Helden des Warschauer Gettos steht, wurde nach Willy Brandt benannt. Am Eingang des Parks befindet sich heute ein Denkmal, das an den berühmten Knie-fall von Willy Brandt am 7. Dezember 1970 erinnert. Am selben Tage hatte Brandt damals als deutscher Bundeskanzler den „Warschauer Vertrag zur Normalisierung der wechselseitigen Beziehungen“ unterzeichnet. Im selben Jahr wählte das amerikanische Nachrichtenmagazin „Time“ Willy Brandt zum Mann des Jahres. Am 10. Dezember 1971 erhielt er den Friedensnobelpreis für seine Entspanungs- und Ostpolitik.

Das Mahnmal des jüdischen Gettos mit den berühmt gewordenen Stufen.

Ein weiteres wichtiges Mahnmal für die Polen, es erinnert an den Warschauer Aufstand vom 1. August 1944. Stalins Rote Armee war zu diesem Zeitpunkt nahe an Warschau und hörte förmlich den Kano-nendonner. Stalin lehnte es jedoch ab, den Polen zu helfen. Er hatte andere Pläne mit einem befreiten Polen, als diesem tatsächlich die Freiheit zu geben.

So wichtig Mahnmale sind, eine Stadt lebt aber auch von anderen Bauwerken. Die Altstadt wurde komplett wieder nach alten Plänen aufgebaut.

Friedlicher Aufmarsch am Nationalfeiertag vor dem Präsidentenpalast in historischen Uniformen.

Wunderschöne Fassaden entlang dem Königsweg, der sich von der Altstadt und dem Schloss fast durch die ganze Stadt zieht. Viele kleine Geschäfte laden zum Shoppen und Cafés und Restaurants zum Verweilen ein.

Begleitet einen durch die Stadt: Der Komponist Fryderyk Chopin, hier sein Denkmal im Lazienkowski Park am Ende des Königsweges. Es gibt viele Gründe, Warschau zu besuchen. Tun Sie es einfach und Sie werden nicht enttäuscht sein.



  
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