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Young Euro Classic Tagebuch vom 13. bis 16. August 2018

geschrieben von: Redaktion am 17.08.2018, 08:44 Uhr
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13. August 2018
Ungdomssymfonikerne, Norwegen

Sie kommen aus dem hohen Norden, und sie haben mehr als einmal in den letzten Jahren das Publikum von Young Euro Classic in große Begeisterung versetzt. Denn die Ungdomssymfonikerne, die besten jungen Musikerinnen und Musiker Norwegens, be-stechen immer wieder durch exzellente Qualität und Spaß am Spiel. Mehr noch: Sie warten mit spannen-den Programmen auf, in denen die nordische Heimat eine ganz entscheidende Rolle spielt. So wie in die-sem Sommer, als die Norweger ein durch und durch skandinavisches Programm im Gepäck hatten!

Im Mittelpunkt stand die gewaltige 3. Symphonie des Dänen Carl Nielsen, auch „Sinfonia espansiva“ genannt, ein unkonventionelles Werk an der Schwelle zur Moderne mit den Gesangssolisten Ann-Helen Moen (Sopran) und Håvard Stensvold (Bariton). Als zeitgenössische Komposition brachten die Norweger ein Werk des in aller Welt gespielten Schweden Anders Hillborg mit. Und last but not least gab es eine Huldigung an Norwegens Musikheiligen Edvard Grieg, von dem wunderschöne Lieder für Sopran zu erleben waren, unter anderem „Solveigs Lied“ aus Peer Gynt.
Der 42-jährige Schwede Johannes Gustavsson stand am Pult. YEC

14. August 2018
European Union Youth Orchestra

Europa mag in der Krise stecken, aber das European Union Youth Orchestra – kurz: EUYO – ist eine europäische Erfolgsgeschichte, wie sie nicht besser klingen könnte! Auch bei Young Euro Classic hat das Orchester seit seinem ersten Auftritt im Millenniums-jahr 2000 immer wieder für Standing Ovations gesorgt. Kein Wunder, denn im EUYO spielen 120 her-vorragende junge Musiker aus allen 28 EU-Staaten. Und auch am Pult haben immer wieder die größten Dirigenten gestanden: in diesem Jahr kam das EUYO wieder einmal mit dem international viel gefragten Italiener Gianandrea Noseda, dazu spielte als erst-klassiger Solist in Chopins Klavierkonzert der Koreaner Seong-Jin Cho, Gewinner des Warschauer Chopin-Wettbewerbs 2015.

Ansonsten gab sich das EUYO diesmal ganz slawisch: Als Hauptwerk des Konzerts stand Tschaikowskys großartige Fünfte Symphonie auf dem Pro-gramm, und für den Anfang steuerte die polnische Komponistin Agata Zubel ihr neuestes Werk mit dem viel versprechenden Titel Fireworks bei. Fireworks wurde vom Adam Mickiewicz Institut als Teil des internationalen Kulturprogramms POLSKA 100 und vom European Union Youth Orchestra in Auftrag gegeben und ist Teil des „Europäischen Jahr des Kulturerbes 2018“. YEC

Pate des Abends war Fernsehmoderator Sascha Hingst, der zwischen zwei ARD-Mittagsmagazinen die Gäste im Konzerthaus begrüßte, neben ihm Festspielleiterin Dr. Gabriele Minz und Wolf-gang Klein vom veranstaltenden Freundeskreis europäischer Jugendorchester e.V.

Das European Union Youth Orchestra zählt zu den gelungensten Gemeinschaftsprojekten der EU. Hochbegabte junge Musikerinnen und Musiker aus allen Ländern der EU sind in die Orchester friedlich vereint. Dass es künftig ein Land weniger in der EU geben wird, bekommt auch das Orchester zu spüren. Durch den Brexit verlagert sich der Sitz des Orchesters von England nach Italien. Nicht mehr in London, sondern in Rom und Ferrara probt künftig das Orchester. „Italiens Kulturminister Dario Franceschini hatte dem Orchester den Umzug nach Italien angeboten. Es mache keinen Sinn, den Sitz des Orchesters außerhalb der EU zu haben, sagte der Geschäftsführer des EUYO, Marshall Marcus, dem britischen Guardian. Man könne keine EU-Fördermittel beantragen, wenn man nicht Mitglied der EU sei.“ Zumindest dürfte das Wetter in Italien besser sein als in England.

Der erste Teil des Konzertabends bestand aus vier Abschnitten. Die Begrüßung von Sascha Hingst, der darauf hinwies, dass in früherer Zeit unzählige Kriege in Europa herrschten und wir seit 70 Jahren in Frieden leben. Welche unsinnigen Vorschriften auch aus Brüssel kommen mögen, der Friede allein ist der größte Fortschritt. Bei Agata Zubels „Fireworks“ sprang der Funke nicht so richtig rüber. Ein etwas anstrengendes Stück Musik.

Nach 20 Minuten verließen dann alle Orchestermit-glieder das Podium, bei 120 Leuten dauert das ein wenig. Die Zuschauer erlebten in den folgenden zehn Minuten, wie man die Bühne so umbauen kann, dass in der Mitte der große Flügel Platz findet. Danach kehrten die Künstler wieder zurück auf die Bühne. Ich habe – ehrlich gesagt – auch keinen Plan, wie man es hätte besser und dem Publikum diese unfreiwillige Musikpause ersparen können. Schön war es jeden-falls nicht. Das Publikum ertrug es.

Der in Berlin lebende Pianist Seong-Jin Cho betrat nun die Bühne und spielte mit dem Orchester dieses wunderschöne Klavierkonzert Nr. 2 von Frédéric Chopin. Ohne Zugabe entließ das Publikum den Künstler natürlich nicht in die Pause.

Im zweiten Teil dann Peter Tschaikowskis fünfte Symphonie. Ein fantastisches Werk, auch wenn es Tschaikowski selbst nicht mochte. Auch große Kom-ponisten zeigen manchmal, dass sie keine Ahnung haben, kommentierte Sascha Hingst. Ich hätte mir gewünscht, dass der bombastische vierte Satz nie hätte enden wollen. Wir wurden mit einer Zugabe getröstet. Ein grandioses Konzert. Das fanden auch die Mitglieder des tags zuvor aufgetretenen norwegischen Jugendorchesters, die über der Bühne auf den Chorplätzen saßen und frenetisch applaudierten. Ed Koch

15. August 2018
Southbank Sinfonia, International

Wenn überhaupt eine Stadt musikalisch mit Berlin mithalten kann, dann ist es London! Eine besonders spannende musikalische Pflanze dieser Stadt zwischen Königlichem Opernhaus Covent Garden, Lon-don Symphony Orchestra, BBC Philharmonic und den legendären Proms ist die Southbank Sinfonia. 33 junge Musikerinnen und Musiker aus aller Welt, aus-gestattet mit einem Ein-Jahres-Stipendium, stürzen sich in das Thema Musik – vom Konzert bis zu professioneller Musik-PR und Führungsmanagement.

Mit ihrem Chefdirigenten Simon Over kam die South-bank Sinfonia jetzt zum ersten Mal zu Young Euro Classic, und das Programm war ganz auf die kleine Besetzung zugeschnitten: Als klassischen Rahmen spielten die Musiker zwei Symphonien, Mozarts 31ste, die „Pariser Sinfonie“, und Beethovens Zweite, dazwischen aber gab es ein neues Klavierkonzert, das die vielbeschäftige britische Komponistin Cheryl Frances-Hoad speziell für das Orchester und die Pianistin Ivana Gavrić geschrieben hatte, Titel: „Between the Skies, the River and the Hills”. YEC

16. August 2018
Jugendsymphonieorchester der Ukraine

Angefangen hat alles 2016 mit der Geburtshilfe durch das Bundesjugendorchester, das die Anfänge dieses Jugendorchesters tatkräftig unterstützte. Inzwischen kann das Jugendsymphonieorchester der Ukraine bereits auf eigenen Beinen stehen. Wer nur über die kriegerischen Auseinandersetzungen in diesem Land spricht, der vergisst seine große musikalische Tradition, die hierzulande nur wenig bekannt ist. Insofern passte es hervorragend, dass die jungen Ukrainer auch zwei heimische Komponisten, Vitalij Hubarenko (Kammersymphonie Nr. 1) und Jewgen Stankowitsch (Ukrainisches Gedicht), mit Werken vorstellten, die zuvor noch nicht in Deutschland zu hören waren. Valeriiy Skokolov begleitete die beiden Werke als Solist an der Violine. Alles andere als überraschend war auch, dass an der Spitze des Orchesters mit Oksana Lyniv eine selbstbewusste Dirigentin stand, die in München als Assistentin von Kirill Petrenko, dem künftigen Philharmoniker-Chef, ihr Handwerk perfektioniert hat.

Oksana Lyniv war die erste Dirigentin, die beim Festival auf dem Pult stand. Mit großer Hingabe, Begeisterung und tänzerischer Geschmeidigkeit, die nur wenige ihrer männlichen Kollegen hinbekommen, dirigierte sie das junge Orchester. Tosender Applaus waren am Ende des Konzerts die Belohnung für die großartige Leistung und natürlich für die Musik.

Das Konzert begann mit dem „Slawischen Marsch“ von Peter Tschaikowski. Da wurde das hitzgeschwächte Publikum schon mal richtig durchgeschüttelt und wach gemacht.

Begrüßt wurden die Gäste im Konzerthaus durch Barbara Schneider-Kempf. Die Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, nicht weit vom Gendarmenmarkt entfernt, Unter den Linden, lud am Vormittag das Orchester in ihr Haus ein, um den staunen-den Jugendlichen einige ihrer Schätze aus dem Archiv zu zeigen. Über die Originalpartitur von Beethovens Fünfter staunten die Gäste aus der Ukraine nicht schlecht. Über 100 Originale von Beethoven-Partituren befinden sich im Archiv der Staatsbibliothek.

Höhepunkt des vierzehnten (von 19) Festivaltages war die Aufführung von Beethoven Siebter Symphonie. In einer Quizsendung – vor langer Zeit – wurde ein Kandidat gefragt, wie viele Symphonien Beethoven geschrieben habe. Antwort: Drei. Die Dritte, die Fünfte und die Neunte. Es gibt Leute, die sagen, dass die ungeraden Symphonien die besten seien. Das kann ich zumindest nicht bestätigen, denn auch die Zweite, Vierte, Sechste und Achte sind beeindruckende Werke, vor allem die Sechste, die Pastorale. Wunderschön. Nehmen wir einmal die Neunte aus der Wertung, denn sie ist wohl das berühmteste deutsche Musikwerk aller Zeiten, deren Bekanntheitsgrad sich über den gesamten Globus erstreckt. Meine Lieblingssymphonie ist eben jene Siebte, die die ukrainischen Jugendlichen mit Begeisterung vor-trugen. Den vierten Satz fand mein Sitznachbar zu schnell gespielt, nun gut. Alle vier Sätze der Siebten nehmen das gesamte Orchester mit allen Instrumenten in Anspruch. Ein großes Klangerlebnis.

Man muss sich in die Zeit zurückversetzen, als Beethoven das Werk schrieb, 1811-1812. Die Symphonie wurde anderthalb Monate nach der Völker-schlacht bei Leipzig am 8. Dezember 1813 im großen Redoutensaal der Wiener Universität als Benefizkonzert zugunsten der antinapoleonischen Kämpfer unter Beethovens Dirigat uraufgeführt und war ein außerordentlich großer Erfolg. Von Beethovens Adlatus Schindler erfahren wir: „Die Jubelausbrüche während der A-Dur-Sinfonie übertrafen alles, was man bis dahin im Konzertsaal erlebt hatte.“ Und was schrieb die Presse? „Vor allem verdiente die neue Sinfonie jenen großen Beyfall und die ausserordentlich gute Aufnahme, die sie erhielt. Man muss dies neueste Werk des Genie’s B.’s selbst, und wohl auch so gut ausgeführt hören, wie es hier ausgeführt wurde, um ganz seine Schönheiten würdigen und recht vollständig geniessen zu können. Ref. hält diese Symphonie, nach zweymaligem Anhören, […] für die melodie-reichste, gefälligste und fasslichste unter allen B.schen Symphonien. […] Das Andante [sic!] (A moll) musste jedesmal wiederholt werden und entzückte Kenner und Nichtkenner.“ »Allgemeine musikalische Zeitung«: 26. Januar 1814. 204 Jahre später gelten diese Zeilen noch immer, und auch in den nächsten Jahrhunderten.

Ed Koch Quellen: YEC, Wikipedia

  
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