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Lieb Vaterland

geschrieben von: Redaktion am 13.10.2019, 08:30 Uhr
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Befindet sich unser Land in einer Krise? Ja. Es ist aber nicht die Klimakrise, die in unserem Land kurz-fristig zu Verwerfungen führen wird. Die Klimaprob-leme sind erkennbar und können gezielt bekämpft werden. Das größere Problem unseres Landes ist der unberechenbare Rechtsterrorismus und Antise-mitismus. Wir leben fast 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, und damit auch dem Ende des Holocaust, in einem Land, in dem Juden wieder Angst haben müssen. Das ist nach der deutschen Geschichte, wenn man sie denn kennt, eigentlich völlig unmöglich, ja ausgeschlossen.


Was ist das für ein Land, in dem jüdische Einrichtun-gen rund um die Uhr von der Polizei beschützt wer-den müssen? Bis heute ist nicht zufriedenstellend aufgeklärt worden, warum die Synagoge in Halle diesen erforderlichen Schutz nicht hatte. Und das ausgerechnet am höchsten jüdischen Feiertag. Wie kann es sein, dass minutenlang völlig ungestört ein Mörder in den Straßen unterwegs ist, auf die Tür einer Synagoge feuert, wahllos zwei Menschen er-mordet und dann auch noch fliehen und nur durch einen Zufall nach einem Autounfall gefasst werden kann? Alle bisher gegebenen Antworten sind nicht zufriedenstellend. Und davon, dass Verantwortliche zurückgetreten sind, haben wir bisher nichts gehört.

Was leben bloß für Menschen in unserem Land, die Politiker mit einem Kopfschuss hinrichten, beleidi-gen und übelst beschimpfen, Jagd auf Ausländer machen, Asylheime anzünden, ein Blutbad unter Juden anrichten wollen, und wenn dies nicht gelingt, wahllos zwei Menschen auf offener Straße erschie-ßen? Das ist doch krank. Um krank zu werden, be-darf es Krankmachern. An dieser Stelle müssen sie nicht besonders hervorgehoben werden, weil sie bekannt, und vor allem alles andere sind, als eine Alternative zu unserer in Verruf geratenen freiheit-lich demokratischen Ordnung.

Natürlich gibt es keine hundertprozentige Sicher-heit, weder vor Klimakatastrophen noch vor geis-teskranken Mördern. Wir können uns nicht damit rausreden, dass es auch in anderen Ländern Terror-anschläge und antisemitisch begründete Mordtaten gibt. Zuerst haben wir aber in unserem eigenen Land für erträgliche Verhältnisse zu sorgen, und zwar für alle Menschen, die hier leben. Das Zutrau-en in die Politik, uns zu schützen, ist leider nicht sehr groß. Immer wieder hat man den Eindruck, dass unsere Politiker überfordert sind, aber auch Angst haben. Sie gelangen schnell auf Todeslisten, wenn sie sich positionieren. Neben der Sorge, dass die Politiker den Bedrohungen nichts Ausreichendes entgegenzusetzen haben, müssen wir uns auch Sor-gen darüber machen, ob künftig überhaupt noch jemand bereit ist, in der Politik an vorderster Stelle Verantwortung zu übernehmen. Was ist das für ein Leben, ständig in einem gepanzerten Fahrzeug un-terwegs zu sein und von Personenschützern beglei-tet zu werden. Das ist alles andere als frei sein.

Schließen möchten wir diese Betrachtung mit einem sehr selbstkritischen Blick auf unser Land und auf jene, denen wir es durch Wahlen anvertrauen. Der Übergang ist gewagt, wir versuchen ihn trotzdem. Gestern lief im NDR-Fernsehen eine sehr gute Do-kumentation über Udo Jürgens, der am 30. Sep-tember 85 Jahre alt geworden wäre, und am 21. Dezember bereits seit fünf Jahren nicht mehr lebt. Zusammen mit Eckhard Hachfeld hat er 1971 das Lied „Lieb Vaterland“ veröffentlicht. 1998 haben beide eine neue Version mit leicht verändertem Text herausgegeben. Im Jahr 70 nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland scheint dieses Lied immer noch aktuell zu sein. Nachfolgend die Origi-nalstrophen von 1971 und kursiv die von 1998.

Lieb Vaterland, du hast nach bösen Stunden
aus dunkler Tiefe einen neuen Weg gefunden
ich liebe dich, das heißt ich hab' dich gern
wie einen würdevollen etwas müden alten Herrn.

Lieb Vaterland, du hast nach bösen Stunden
aus dunkler Tiefe einen Weg gefunden.
Ich liebe dich, das heißt ich hab' dich gern,
wie einen würdevollen, alten Herrn.

Ich kann dich nicht aus heißem Herzen lieben
zu viel bist du noch schuldig uns geblieben
die Freiheit die du allen gleich verhießen,
die dürfen Auserwählte nur genießen.

Ich kann dich nicht aus heißem Herzen lieben,
zu viel bist du noch schuldig uns geblieben.
Den Platz am Licht, den allen du verhießen,
den dürfen Auserwählte nur genießen.

Lieb Vaterland magst ruhig sein
die Großen zäunen Wald und Ufer ein
und Kinder spielen am Straßenrand
doch schlafe nicht auf deinen Lorbeeren ein!
Die Jugend wartet auf deine Hand

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
doch schlafe nicht auf deinen Lorbeeren ein.
Die Jugend wartet auf deine Hand,
lieb Vaterland!

Lieb Vaterland, wofür soll ich dir danken?
Für die Versicherungspaläste oder Banken?
Und für Kasernen für die teure Wehr
wo tausend Schulen fehlen
tausend Lehrer und noch mehr!

Lieb Vaterland, wofür soll ich dir danken?
Für Versicherungspaläste oder Banken?
Atomkraftwerke für die teure Wehr
wo Schulen fehlen, Lehrer und noch mehr.

Konzerne dürfen maßlos sich entfalten
im Dunkeln stehn die Schwachen und die Alten
für Krankenhäuser fehlen dir Millionen
doch unsre Spielkasinos scheinen sich zu lohnen.

Konzerne dürfen maßlos sich entfalten,
im Dunkeln steh'n die Schwachen und die Alten.
Für Krankenhäuser fehlen dir Millionen,
doch das Geschäft mit Schwarzgeld scheint zu loh-nen.

Lieb Vaterland magst ruhig sein
die Großen zäunen ihren Wohlstand ein
die Armen warten mit leerer Hand
lieb Vaterland!

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
die Großen sperren ihre Herzen ein.
Die Kleinen stehen wieder mal am Rand,
lieb Vaterland!

Lieb Vaterland, wofür soll ich dich preisen?
Es kommt ein Tag, da zählt ein Mann zum alten Eisen
wenn er noch schaffen will, du stellst ihn kalt, doch für die Aufsichtsräte sind auch Greise nicht zu alt.

Lieb Vaterland, wofür soll ich dich preisen?
Zu früh schon zählt ein Mann zum alten Eisen.
Wenn er noch Arbeit will, du stellst ihn kalt.
Als Aufsichtsrat sind Greise nicht zu alt.

Die alten Bärte rauschen wieder mächtig
doch junge Bärte sind dir höchst verdächtig
das alte Gestern wird mit Macht beschworen
das neue Morgen, deine Jugend, geht verloren.

Lieb Vaterland, magst ruhig sein
doch schlafe nicht auf deinen Lorbeeren ein!
Die Jugend wartet auf deine Hand

Lieb Vaterland, magst ruhig sein,
doch schlafe nicht auf deinen Lorbeeren ein.
Die Jugend wartet auf deine Hand,
lieb Vaterland!

Das dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer zugeschriebene Zitat, „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos“, beruhigt uns kaum. Daran, dass die ernste Lage nicht zur hoffnungslosen wird, müssen wir alle mitarbeiten. Die Demonstrationen der an-ständigen Menschen nach Bluttaten wie in Halle machen immer wieder Hoffnung. Es scheint an der Zeit zu sein, diese nach dem Vorbild von „Fridays for Future“ zu festigen. Der Satiriker Dieter Nuhr hat die Einrichtung des „Thursday for Peace“ vorge-schlagen. Sinnvoller wäre jedoch, diese Demonstra-tionen montags durchzuführen als Gegenpol zu den rechten Aufmärschen der angeblich Abgehängten Ostdeutschen, die dumm, wie sie sind, sich ausge-rechnet von Westimporten aus Westfalen und Mün-chen instrumentalisieren lassen. An dieser Stelle darf nicht unerwähnt bleiben, dass es zwischen Ost und West besser liefe, wenn die Lebensverhältnisse nach 30 Jahren endlich angeglichen wären, das heißt: gleiches Gehalt und gleiche Renten.

Mit den vorhandenen Krisen haben wir schon genug zu tun, da müssen keine weiteren herbeigeredet werden. In Berlin gibt es natürlich auch die Bedro-hung von Rechts und von Links und durch die Er-derwärmung so und so. Dass sich die den Senat tragenden Parteien über den richtigen Weg bei der Mietenfrage streiten, ist keine Krise. Lediglich eine von den Medien geschürte. Zweidrittel der Berliner sind mit der Arbeit des Senats nicht zufrieden, stell-te die Berliner Morgenpost im Mai fest. 56 Prozent der Berliner würden aber die zu R2G gehörenden Parteien wählen, wenn auch in anderer Reihenfolge als 2016. In Berlin wäre auch eine Kenia-Koalition mit CDU, SPD und Grünen möglich, immerhin 57 Prozent, allerdings unter Führung der Grünen, und das würde die CDU wohl kaum mitmachen.

Nein, Berlin befindet sich in keiner Krise. Und es ist auch nicht notwendig, wie von der Berliner Morgen-post vorgeschlagen, dass der Regierende Bürger-meister keine Dienstreisen mehr unternehmen soll-te, weil er sonst die Stadt dem Chaos überließe. Wir leiden gegenwärtig weder unter einem totalen Stromausfall, noch sind die Wasserleitungen ge-kappt worden, und eine Flüchtlingswelle überrollt uns auch nicht. Und entgegen aller hochstilisierten Verkehrsprobleme läuft der ÖPNV zu über 90 Pro-zent reibungslos und pünktlich, höchstens aufgehal-ten und umgeleitet durch irgendwelche Demonstra-tionen.

Seit zwölf Jahren existiert die ITB Asia, ein Kind der Messe Berlin. „Mehr als 260 Top-Speaker in über 100 Sessions – so viele wie noch nie. Auf dem dies-jährigen Kongress der ITB Asia diskutieren Bran-chen-Schwergewichte und aufstrebende Akteure über die Zukunft des Reisens.“ Wer anders als der Regierende Bürgermeister sollte diese Messe in Singapur am 16. Oktober eröffnen? Frau Pop? Die würde vermutlich den Flieger verpassen.
Ed Koch




  
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