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YEC Der 3. Tag - Ein konstrastreicher Konzertabend

geschrieben von: Redaktion am 29.07.2013, 13:56 Uhr
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Routinierte Konzertgänger und Young Euro Classic-Fans wurden am dritten Abend im Konzerthaus am Gendarmenmarkt auf eine harte Probe gestellt.

„Wie gut, möchte man meinen, dass Carl Orffs Carmina burana mit einer Aufführungsdauer von gut einer Stunde nicht allein konzertfüllend sind. Aus diesem Grund kommen die Zuhörer heute Abend in den Genuss, zusätzlich das Schlagzeug-Ensemble mit vier Kompositionen aus den letzten 40 Jahren zu hören (und zu sehen), die ein ganzes Kaleidoskop unterschiedlichster Auffassungen vom Umgang mit dem Thema Schlagzeug vorführen.“, ist im Programmheft zu lesen.

Viele Zuschauer im Großen Saal hätten sicherlich gerne auf den ersten Teil des Konzertes verzichtet, denn ein Genuss war dies wahrlich nicht, obwohl die sechs jungen Schlagwerker des Schleswig-Holstein Festival Orchester mit Enthusiasmus bei der Sache waren. Das erste Stück des amerikanischen Komponisten Christopher Rouse mit dem Titel „Ogoun Badagris“ aus dem Jahr 1976 war kraftvoll und kurzweilig. Im Programmheft steht zur Erläuterung: „Ogouin Badagris ist eine der grausamsten Gottheiten dieses Kults (des Voodoo-Kults, Anm.d.Red.) und kann nur mit Menschenopfern besänftigt werden. Rouse hatte die Idee, einen solchen Opfertanz mit den Mitteln des Schlagwerks auszukomponieren: Der Anrufung der Gottheit zu Beginn folgt ein erotisch aufgeladener zeremonieller Tanz, bevor der Dämon von dem Opfer Besitz ergreift.“

Das zweite Stück des Abends führte dann zu Reaktionen im Publikum, die ich in der Form so noch nicht erlebt habe. Zu Gehör gebracht wurde ein Werk von Steve Reich aus dem Jahr 1967, „einer der maßgeblichsten und experimentierfreudigsten Vertreter der Minimal Music“, welches überschrieben ist mit „Piano Phase“. Gespielt wurde die Fassung für zwei Marimbaphone.

Wenn man sich die Ausführungen zum Stück im Programmheft durchliest, kann man die Publikumsreaktionen durchaus nachvollziehen: „Zentraler Begriff ist das ‚Phase Shifting’ (Phasenverschiebung) – so als ob man zwei Tonbänder mit geringfügig differierender Geschwindigkeit ablaufen lässt. In diesem Fall ist der Verlauf für beide Spieler minutiös auskomponiert: Aus einer zwölftönigen Melodielinie heraus (die nur verschoben, aber nicht verändert wird) entwickeln sich zwei eigene Wellen, da ein Spieler streng im Tempo bleibt, während der andere minimal beschleunigt, so dass sich bald das Gefühl von asynchronem Spiel einstellt. Nach und nach finden beide Instrumente zu neuen, aber veränderten Akkorden zusammen, dann entsteht durch die nunmehr verlangsamte Bewegung des bislang schnelleren Spielers erneut eine irritierende Ungleichzeitigkeit, die sich erst am Ende in ein entspannendes Unisono auflöst.“

Etwas mehr als 15 Minuten dauerten die ohrenschmerzenden Klänge der beiden Marimbaphone an. Wer zu dem Zeitpunkt hitzebedingt noch keine Kopfschmerzen hatte, bekam sie spätestens bei diesem Stück. Bereits nach fünf Minuten verließen erste Zuhörer im Parkett und im 1. Rang den Konzertsaal. Es folgten immer wieder kurze Zwischenapplause – nach dem Motto „Danke, das reicht jetzt“. Sehr deutlich wurde das Missfallen des Publikums dann durch Buh- und Aufhören-Rufe zum Ausdruck gebracht. Und immer mehr Zuhörer verließen den Konzertsaal. Dies ge-schah auch unter lautem Türenknallen. Sogar Pfiffe hörte man aus den Zuschauerreihen. Als das Stück dann endlich zu Ende war, gingen die beiden Musiker ohne Verbeugung schnellen Schrittes von der Bühne. Nachdem tosender Applaus aufkam, erschienen sie doch noch mal und verbeugten sich. Das Publikum wollte wohl damit wenigstens die Leistung und das Durchhaltevermögen der jungen Schlagwerker honorieren.

Es folgten dann noch das Werk „Okseano“ von Dennis Kuhn aus den Jahren 1998/2008 und „some body(’s) music“ des Berliner Ali N. Askin, das der Türkisch für Anfänger-Filmkomponist 1989 komponiert hat. Bei diesem Stück wurden die Musik bzw. die Geräusche nur mit den Händen, Füßen, dem Mund und ohne Instrumente erzeugt. Wäre dies die einzig ungewöhnliche Belastungsprobe für geübte Konzertohren gewesen, hätte diese Darbietung einen durchaus unterhaltsamen Charakter gehabt. So war es einfach nur zuviel des „Guten“.

Eine Wohltat waren hingegen die Klänge, die nach dem Konzert auf dem Gendarmenmarkt von einem Marimbaphonespieler dargeboten wurden.

Nach der Pause erklang dann das stimmengewaltige Orffsche „Carmina burana“ in der Fassung für zwei Klaviere und Schlagwerk. Der Schleswig-Holstein Festival Chor führte dieses Werk gemeinsam mit den Limburger Domsingknaben auf, dirigiert von Rolf Beck. Das Publikum wurde nunmehr für den nicht so wohlklingenden ersten Teil des Konzertes entschädigt.

Rückblickend muss man festhalten, dass die Auswahl der vier Kompositionen im ersten Teil, programmlich gesehen, nicht besonders gut gelungen ist. Dadurch rückte dann leider auch die interessante Einführung in das Programm durch den Paten des Abends, den schwedischen Jazzmusiker Nils Landgren, in den Hintergrund. Er nutzte für seine einleitenden Worte ein schwedisches Volkslied, welches er nicht nur auf seiner roten Posaune intonierte, sondern es auch gesanglich darbot.

Vermissen ließen die Künstler sowohl die traditionelle YEC-Hymne als auch eine Zugabe, die sich aufgrund des wohlwollenden und schließlich doch euphorischen Beifalls am Ende des Konzertes durchaus angeboten hätte.
Der heißeste Tag des Jahres begann im Konzerthaus am Gendarmenmarkt schon um 12 Uhr. 13 Veranstaltungen wurden im Werner-Otto-Saal, dem Kleinen Saal und dem Musikclub angeboten. Angesagt hatten sich eine Reihe von Preisträgern, so zum Beispiel der 1. Preisträger für Bläserkammermusik beim Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb 2013 - Ansgar Beste aus Berlin, oder Sergey Malov, Preisträger u.a. beim Internationalen Mozartwettbewerb Salzburg 2011, beim Internationalen Violinwettbewerb „Premio Paganini“ Genua 2006 und beim ARD-Musikwettbewerb München 2009, oder Katharina Roth, 2. Preis für Komposition beim Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerbs 2013 und viele andere.

Im Musikclub präsentierten Mitglieder der Kammerakademie Potsdam ein musikalisches Märchen für Kinder ab drei Jahren zum Mitmachen unter dem Titel „Der Till macht, was er will!“

Besonders spannend war der Programmpunkt „Kontrabass, Eierschneider & Co.“ Die Mitglieder der Kammerakademie Potsdam präsentieren ein Workshop-Konzert mit Instrumentenbau und Experimenten zur Klangerzeugung für Kinder ab sechs Jahren. Damit hatte man die künftigen Konzertbesucher schon mal im Haus. Und wenn sich die Kinder weiter so für Musik interessieren, werden sie eines Tages entweder auf der Bühne stehen und bei YEC Musik machen, zumindest aber die Konzerte besuchen.

Textzusammenstellung: Chris Landmann


  
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