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Politikerinnen zu Besuch bei den Jüngsten

geschrieben von: Redaktion am 20.10.2015, 10:09 Uhr
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Am 12. Oktober 2015 besuchte die Abgeordnete Dr. Ina Czyborra (SPD) im Rahmen ihres Stadtteiltages in Zehlendorf die Kita Brittendorfer Weg. Und sie brachte einen weiteren prominenten Gast mit – Sandra Scheeres (SPD), Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft. Beide Politikerinnen wollten sich vor Ort einen Einblick von der pädagogischen Arbeit mit den jüngsten Kita-Kindern machen. Die Kita Brittendorfer Weg gehört zum Kita-Eigenbetrieb Süd-West. Insgesamt betreibt der Eigenbetrieb 37 Kitas in den Bezirken Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf. Rund 4700 Plätze für Kinder gibt es, die von ca. 900 Beschäftigten betreut werden.

Eine Besonderheit im Brittendorfer Weg ist, dass dort ausschließlich Kinder unter drei Jahren pädagogisch betreut werden – und das mit der stattlichen Anzahl von 85. Da mag man sich fragen, wie so etwas funktioniert, da die Eltern bereits nach drei Jahren wieder den Standort mit ihren Kindern wechseln müssen.

Die Eltern sind von diesem pädagogischen Konzept überzeugt – schon bei den Jüngsten wird in dieser Kita der Aspekt der vorurteilsbewussten Erziehung sowie die generationsübergreifende Arbeit praktiziert. Regelmäßig kommen Senioren in die Einrichtung, um Projekte mit den Kindern und Erzieherinnen zu planen und diese dann umzusetzen. Die Kita wiederum besucht ebenso regelmäßig ein Seniorenheim mit den Kindern. Da es im näheren Umfeld des Brittendorfer Wegs auch noch weitere Kitas des Eigenbetriebes gibt, wechseln die Jüngsten dann nach spätestens drei Jahren in eine andere Kita. Das wissen die Eltern natürlich schon bevor sie den Betreuungsvertrag unterzeichnen.

Wer schon einmal mehrere Kleinkinder zeitnah weinen oder juchzen gehört hat, der weiß: Es kann ziemlich laut werden. Vor diesem Hintergrund hat der Träger mit Akustikschutz in Decken, Wänden und Fußböden vorgesorgt, um Kinder und Pädagoginnen vor zu viel Lärm zu schützen.

Dank des „Investitionsprogramms zum bedarfsgerechten Ausbau der Kindertagesbetreuung für unter Dreijährige in Berlin von 2008 bis 2013“ konnte der Ersatzbau mit Fördermitteln in Höhe von 1,6 Mio. Euro errichtet werden.

Frau Dr. Ina Czyborra und Frau Senatorin Sandra Scheeres verbrachten zwei Stunden in der Kita. Ganz besonders interessiert hat die Politikerinnen, wie das Berliner Bildungsprogramm bei den Jüngsten angewendet wird und wie die Eltern dar-über informiert werden. Hierzu hat die Kita viele visualisierte Beispiele an zentralen Orten ausgestellt. Auch die Projektvorstellung „Inklusion und vorurteils-bewusste Erziehung fand großes Interesse bei den Damen. Transparent und lebendig konnte die Kita aufführen, wie dieses Thema auch schon mit den Jüngsten in die pädagogische Arbeit integriert wer-den kann. Es wurde so intensiv über diese beiden Themen diskutiert, dass Frau Scheeres und Frau Dr. Czyborra beinahe ihren jeweiligen Anschlusstermin versäumt hätten.

Beeindruckt und mit sehr viel Wertschätzung für diese so wichtige Tätigkeit, bedankten sich beide Politikerinnen für den Besuch mit den vielfältigen Eindrücken bei den Pädagoginnen.

Quelle: Kita EB-Süd-West

Anmerkungen: Sind Sie beim Lesen auch über das Wort „vorurteilsbewusst“ gestolpert? Wie so häufig im Leben gibt es für alles eine Erklärung. Diese wollen wir Ihnen nicht vorenthalten:

„Der Ansatz vorurteilbewusster Bildung und Erziehung wurde vom Projekt KINDERWELTEN, INAgGmbH an der FU Berlin entwickelt. Warum vorurteilsbewusst und nicht vorurteilsfrei? Beim Vorurteil, im allgemein sprachlichen Verständnis, handelt es sich um ein bewertendes Urteil in Form gedanklicher Vorstellungen und Bilder, die ohne tatsächliche, persönliche Kenntnis der damit belegten Per-son oder Sachverhalte und ohne verständige Würdigung aller ihrer relevanten Eigenschaften im Vorhinein bzw. vorschnell angenommen, weitervermittelt und übernommen werden.

Das Bilden von Vorurteilen ist Bestandteil wichtiger Überlebensstrategien des menschlichen Gehirns. Es findet fort-während und unbewusst, auf der Grundlage unserer Erfahrungen statt. Vorurteile werden so zu Handlungsleitenden Parametern, die unser Verhalten steuern, ohne dass es uns bewusst wäre. Dementsprechend ist der Zustand des „Freiseins von Vorurteilen“ eine unerreichbare Utopie. Der Begriff „vorurteilsfrei“ birgt sogar die Gefahr, vorhandene und sich neu bildende Vorurteile zu ignorieren und daraus resultierendes diskriminierendes oder abwertendes Verhalten nicht mehr wahrzunehmen. Durch das Bewusstmachen und Reflektieren der eigenen Vorurteile und ihrer Wirkmechanismen sowie durch eine interessierte, positive Offenheit gegenüber anderen Personen und Sachverhalten werden wir jedoch in die Lage versetzt unsere Vorstellungen und Bilder weiterzuentwickeln, bewusst und angemessen mit anderen Personen und Sachverhalten umzugehen und Abwertungen, Einseitigkeiten, Einschränkungen usw., die aus den Vorurteilen entstanden sind, entgegen zu wirken.

Aus pädagogischer Sicht werden wir Menschen im Laufe unserer Entwicklung von den Erfahrungen mit den Haltungen und den ethischen/moralischen Vorstellungen unserer jeweiligen Umgebung (Familie, Kultur-, Freundeskreis etc.) geprägt. Schon früh erfahren wir über Sinnsprüche, Verhaltensforderungen u. ä. was „man“ tun oder lieber lassen sollte bzw. wie man zu sein hat. So haben wir in Auseinandersetzungen mit unseren eigenen Eltern und Verwandten sowie später in der Schule, im Lehrbetrieb usw. gelernt, uns in unserer Kultur zu verhalten und zu bewegen - dazu zu gehören. Durch diese so genannte Sozialisation tragen wir aber auch Bilder und Vorstellungen von „anderen“ in uns. Oftmals sind uns diese nicht einmal bewusst bzw. es fehlt uns für das „andere“ eine beschreibende, wertschätzende Sprache.

Einiges von dem „Anderen“ mag uns fremd sein, verunsichert uns vielleicht oder verleitet dazu sich abzugrenzen. Häufig haben wir nur be- bzw. abwertende Worte für die ein oder andere Besonderheit mit auf den Weg bekommen (Brillenschlange, Heulsuse, Träumerchen, Trampel, Bohnenstange, Professor, Dickerchen, Prinzessin…). In der vorurteilsbewussten Pädagogik werden diese Besonderun-gen als Stigmatisierungen enttarnt. Meist „gar nicht so gemeint“, beeinflussen die bewertenden Worte das Denken und Handeln aller Beteiligten und blockieren oft die Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Erwachsenen, indem sie auf ihre Besonderheit reduzieren, ihnen auf dem ein oder anderen Gebiet weniger zugetraut wird und ihnen damit Bildungsräume von vornherein vorenthalten bleiben.

Allen Kindern soll jedoch ein Recht auf gleiche Entwicklungsmöglichkeiten und Bildungschancen eingeräumt wer-den. Im Fokus der vorurteilsbewussten Pädagogik steht deshalb das Kind mit seinen vielseitigen Schätzen (seiner Individualität und seiner Familienkultur), die es in die Betreuung mitbringt. Durch die wertschätzende Einbeziehung einer großen Bandbreite seiner Erfahrungen und Kenntnisse, eröffnet sich ihm ein Raum, in dem es sich wohl und zugehörig fühlt. Ebenso durch das Sorgen für eine Umgebung, in der alle Kinder spielen und lernen können ohne gehänselt, beschimpft oder ausgegrenzt zu werden. Erst in dieser Atmosphäre der emotionalen Sicherheit wird ein uneingeschränkt freudiges, erforschendes Lernen des Kindes möglich.

Ein solcher Ansatz bedeutet für jede pädagogische Fach-kraft, sich der eigenen Herkunft bewusst zu werden, an der eigenen Wahrnehmung und Sprache zu arbeiten, Irritationen auszuhalten und anzusprechen, Position für Gerechtigkeit und Fairness zu beziehen, sowie eine Haltung der Offenheit für die Vielfalt in unserer Gesellschaft zu entwickeln. Darüber hinaus ist dieses Konzept auf die Unterstützung und Mitarbeit der Eltern angewiesen. Seine Wirksamkeit entfaltet sich vor allem dann, wenn alle Bezugspersonen des Kindes einen bewussten Umgang mit ihren Vorur-teilen üben und eine wertschätzende Haltung gegenüber dem „Anderen“ einnehmen.“

Solle also niemand sagen, er sei „vorurteilsfrei“, sondern sich seiner Vorurteile „bewusst“. Im Laufe eines langen Lebens werden häufig Vorurteile zu Tatsachen und manche Vorurteile lösen sich auf, wenn man sich näher mit den Personen und Ereignissen beschäftigt.

Zusammenstellung und Kommentierung: Ed Koch

  
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